Der Kampgarten geht dahin, wo die Kinder sind

Mobile Jugendarbeit erreicht weit entfernte Ortsteile

Das Schützenhause: Für die mobile Jugendarbeit in Westbarthausen ist das ein ziemlich perfekter Platz. Das finden (von links) Raphaela, Uwe Stöcker, Tobia, Valentino, Jonas, Emy, Lisa-Marie und Pia. | © Foto: Andreas Großpietsch

22.03.2017 | 22.03.2017, 06:02
Streetboule: Dafür braucht man keine großen Hilfsmittel. Die weichen Bälle können auch zum Jonglieren genutzt werden. - © Foto: Andreas Großpietsch
Streetboule: Dafür braucht man keine großen Hilfsmittel. Die weichen Bälle können auch zum Jonglieren genutzt werden. (© Foto: Andreas Großpietsch)

„Wir haben hier schon eine extrem ländlich geprägte Kommune", weiß Jugendzentrumsmitarbeiterin Friederike Monscheuer. „Und wir bringen den Kicker eben zu denen, die ihn sonst nicht erreichen würden." Will sagen: Die Kinder in den weit vom Zentrum entfernt liegenden Ortsteilen haben oft keine Möglichkeit zu den Öffnungszeiten des Kampgartens per Bus oder Fahrrad in den Ort zu kommen. „Also gehen wir zu ihnen", erklärt Stöcker das Konzept.

Vom Fleck weg war es in Holtfeld eine große Mädchengruppe, die die Kreativ- und Freizeitangebote des JuZTeams regelmäßig annahm. „Es rückten allerdings keine Kinder nach", erinnert sich Friederike Monscheuer. Und so kam es, dass das Angebot schließlich eingestellt wurde, als die Mädchen auf den weiterführenden Schulen Nachmittagsunterricht hatten und immer weniger Zeit für das Jugendzentrums-Angebot blieb. Das tat dem JuZ-Team auch deshalb leid, weil es in Holtfeld so gut aufgenommen worden war. Die Familie Niemeyer bot dem Kampgarten und den Kindern Unterkunft auf ihrem Hof.

„Dagegen ähnelte der Einsatz in Barnhausen einem Survivaltraining", sagt Friederike Monscheuer mit einem Schmunzeln. Mit beschrifteten Magnettafeln am Auto und JuZ-Jacke fuhr sie einmal in der Woche den Spielplatz in Barnhausen an – auch bei Regen und Kälte. „Ich wollte immer gut zu erkennen sein, damit sich nicht die Eltern fragen, was denn die Frau mit der Capri-Sonne und den Keksen von ihren Kindern will", erklärt sie. Meistens kam denn auch ein kleines Trüppchen Kinder zum Treffpunkt. „Aber eben nur sehr wenige."

»Wenn sich Veränderungen abzeichnen, können wir flexibel reagieren«

Die hätten sich dann auch über die kleine Stärkung im Gepäck der JuZ-Mitarbeiterin gefreut. „Aber eigentlich waren sie mit ihrem Ball, ihrem Schnitzmesser oder was sie sonst noch gerade so machten, ganz zufrieden und einen Keks hätten die garantiert auch alle zu Hause bekommen", lautete am Ende die Einschätzung im Team. „Mit anderen Worten: Es war nett mit den Kindern, aber sie brauchten uns nicht wirklich."

Vor zwei Jahren dann richtete sich der Blick Uwe Stöckers auf Westbarthausen. Dort gab es gute Kontakte zum örtlichen Schützenverein. Die Grünröcke öffneten ihr Schützenhaus für das JuZ, und als Friederike Monscheuer und Uwe Stöcker die Kinder per Flugblattaktion dorthin einluden, kamen sie. „Das Gelände ist toll. Wir machen viel draußen, können aber auch eine Kiste mit unserer Spielgrundausstattung dort deponieren – und wir können die Toiletten nutzen", zählt Stöcker die großen Vorteile der Gastfreundschaft auf. So viele Kinder kamen, dass das Team neben dem Montagnachmittag das Angebot um den Dienstagnachmittag erweiterte – bis Ende 2016. Plötzlich war der Montag weiter gut besucht, der Dienstag nicht.

„Wenn sich solche Veränderungen abzeichnen, können wir flexibel reagieren", sagt Friederike Monscheuer. Seit Anfang März ist der Dienstag gestrichen, dafür gibt es nun einen einmal im Monat stattfindenden Samstagstreff in der Zeit von 10 bis 13 Uhr. Sollte der gut laufen, kann auch ein zweiter Samstag dazukommen. „Aber solche Dinge brauchen etwas Zeit, wir schauen mal, wie sich die Sache entwickelt", sagt Stöcker. Von der Idee das JuZ mit seinen Freizeitangeboten dahin zu bringen, wo die Kinder leben, an die sich die Einladung zum Basteln, Spielen und Toben richtet, sind er und Friederike Monscheuer jedenfalls nach wie vor überzeugt.