Reinking-Orgel wird saniert

38 000 Euro kostet die Arbeit des Orgelbaumeisters

362 Jahre alt: Aus dem Jahr 1653 stammt diese Pfeife der Orgel in Borgholzhausen, die Martin Rieker hier vor dem Instrument präsentiert. Deutlich erkennbar ist die bereits früher erneuerte Spitze. Die historischen Pfeifen sind vom Zinnfraß bedroht. Der Kirchenmusikdirektor aus Halle ist auch gelernter Orgelbauer und als Orgelsachverständiger tätig. Gemeinsam mit Pfarrerin Silvia Schultz stellte er die laufenden Sanierungsarbeiten an der Reinking-Orgel vor. | © Foto: Detlef Hans Serowy

13.06.2015 | 14.06.2015, 15:57

Dass seit dem 6. Mai wieder an der Orgel gearbeitet wird, hat andere Gründe. „Hier wird eine große Ausreinigung durch- geführt“, erläutert Martin Rieker vor dem zum großen Teil zerlegten Reinking-Instrument. Pfeifen stapeln sich auf der Empore, die Holzverkleidung ist geöffnet und gibt den Blick auf das Innenleben frei.

Über 38?000 Euro kostet die Arbeit von Orgelbaumeister Reinalt Klein aus Lübeck. Er befreit derzeit das Instrument von Schimmelspuren, Dreck und Staub. „Gehäuse, Spielanlage, Registerbetätigung, Spielmechanik, Windladen und Pfeifen werden bearbeitet, ausgereinigt und sorgfältig renoviert“, beschreibt Kantor Rieker aus Halle den Umfang der Arbeiten. Dabei werde jede Pfeife auf ihre Tonschönheit, Klangfarbe und Lautstärke geprüft.

Bei einer 362 Jahre alten Orgelpfeifen reicht diese Prüfung oft nicht aus. „Die sind vom Zinnfraß bedroht“, erläutert der Orgelsachverständige. Dabei reagiert die Zinn-Bleilegierung mit dem Sauerstoff in der Luft und zerfällt anschließend zu Mehl. Zahlreiche alte Pfeifen haben deshalb bereits früher neue Spitzen erhalten. „Wir wollen möglichst viel von der historischen Substanz erhalten“, betont Rieker.

Aus dem Jahr 1653 stammen noch fünf Register zu je 56 Pfeifen und größere Teile des Gehäuses. „Man kann am Holzgehäuse erkennen, dass früher nicht zimperlich mit den Orgeln umgegangen wurde“, sagt Martin Rieker und deutet auf zwei verzierte Rundbogen. Die wurden offenbar bei Erweiterungsarbeiten seitlich einfach abgeschnitten.

40 Prozent stammen aus dem Baujahr

Auch in Wallenbrück ist noch eine Orgel von Hans-Henrich Reinking aus Bielefeld erhalten. „Dort hatten wir ein Symposium von Orgelexperten und es werden jetzt 200?000 Euro ausgegeben, um die Reinking-Orgel wieder im Originalzustand herzustellen.“ In Borgholzhausen muss sich die Gemeinde damit begnügen, dass noch rund 40 Prozent der Orgel aus dem Baujahr stammen.

Ein altes Instrument steckt voller Überraschungen und deshalb stellten sich bei der Sanierung „unerwünschte Durch- lässigkeiten“ in der Orgel heraus. „Die können dazu führen, dass der Luftstrom falsche Wege geht und falsche Töne erklingen“, erläutert Martin Rieker. Orgelbauer Klein fertigt neue Teile an, um das Problem zu lösen. Die Fertigstellung verzögert sich deshalb bis August.

Noch mehr Informationen zur Sanierung und zur Geschichte der Orgel bekommen Interessierte am Sonntag, 21. Juni, ab 17 Uhr bei einer kostenlosen Orgelführung von Martin Rieker in der Kirche von Borgholzhausen. Wer die Orgelsanierung fördern möchte, kann eine Spende auf das Konto 1206 des Kirchenkreises Halle bei der Kreissparkasse Halle leisten. Stichwort: »Orgel Borgholzhausen«.