Echtzeit-Infos durch KI

Bahn: Die plötzlich umgekehrte Wagenreihung soll es nicht mehr geben

Die Bahn will Reisende zuverlässiger informieren. Dabei kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Weniger gute Nachrichten gibt es für Reisende an Ostern.

Die Deutsche Bahn will künftig besser über Störungen informieren. | © Bodo Marks/dpa

Wolfgang Mulke
07.04.2025 | 07.04.2025, 16:38

Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) will die Deutsche Bahn ihre Prognosen Reisende zuverlässiger über Verspätungen oder Störungen informieren. „Im Störungsfall sind die Kunden noch nicht zufrieden“, räumt die für Digitalisierung zuständige Vorständin Daniela Gerd tom Markotten ein. Das hätten Fahrgastbefragungen und der Austausch mit dem Fahrgastverband Pro Bahn ergeben.

Mankotten hat konkrete Ziele für die größten Ärgernisse vorgegeben. So soll ein Gleiswechsel am Bahnhof mindestens sieben Minuten vor der Abfahrt informiert werden. Spätestens eine halbe Stunde vor der Ankunft am Zielbahnhof soll eine weitgehend genaue Prognose über die Ankunftszeit in der Navigator-App angegeben werden.

Über einen Zugausfall oder dem Fortfall eines Haltebahnhofs bekommen Kunden im Fernverkehr wenigstens eine Stunde Bescheid. Hier wird nach Angaben Markottens ein weiteres Ärgernis abgestellt. Immer wieder gab es Verwirrung, wenn am Bahnhof ein Zugausfall angezeigt wird, dann aber zur selben Zeit ein Ersatzzug startet. Künftig wird nur die tatsächlich verkehrende Verbindung angezeigt.

Einen Fortschritt macht die Vorständin schon geltend: Mittlerweile stimme die Angabe zur Wagenreihung zu nahezu 100 Prozent, sagt sie. Man wird also nicht mehr unvermittelt davon überrascht, dass der reservierte Platz nicht am Zuganfang, sondern am Ende der Waggonreihe zu finden ist.

KI hilft bei Prognosen über Verspätungen

Die KI hilft vor allem bei den Prognosen über Verspätungen in Echtzeit. Die Software werte dafür Unmengen an Daten aus. Täglich entstehen bei den rund 20.000 Fahrten 150 Millionen Prognosen. Sie werden ständig aktualisiert, im Fernverkehr im Zwei-Minuten-Takt. Fällt zum Beispiel eine Weiche aus, gibt der zuständige Disponent der Netzgesellschaft dies in Abstimmung mit dem jeweiligen Verkehrsunternehmen weiter. Die KI berechnet dann aus den bisherigen Erfahrungswerten bei der Reparatur oder der Dauer einer Umleitung des Zuges den neuen Fahrplan. „Wir spielen die Infos überall gleichzeitig aus“, verspricht Markotten. Doch bisher gibt es noch Verzögerungen bei der Anzeige, etwa im Navigator oder auf den Monitoren in alten Zügen. Durch eine ständige Aktualisierung und bessere Prognose soll auch das Ärgernis entfallen, dass sich die Verspätungsprognosen ständig sprunghaft nach oben entwickeln.

Europaweite Buchungen sollen noch 2025 via DB-App möglich sein

Weiter ausgebaut wird auch der Navigator. Laut Vertriebs-Chefin Stefanie Berk ist die App seit der Einführung 2009 rund 80 Millionen Mal heruntergeladen worden. Inzwischen haben sich 35 Millionen Kund in der App ein Konto eingerichtet. 90 Prozent der Tickets werden online verkauft, ein großer Teil davon über den Navigator. Zwei neue Filter in den Einstellungen berücksichtigen das Deutschlandticket besser. Damit lassen sich bei der Reiseplanung ausschließlich Regionalverkehrsverbindungen anzeigen, bei der Buchung berechnet die App nur den Anteil des Fernverkehrs beim Preis. Damit könnten die Fahrgäste sparen, sagt Berk. Pendler können im Navigator zudem eine ständige Beobachtung der Störungsentwicklung auf ihrer Strecke einstellen und sich so frühzeitig ein Bild von der Verlässlichkeit verschaffen.

Für das laufende Jahr kündigt Berk eine weitere Neuerung an. Dann sollen über das Internetportal oder die App auch Auslandstickets gebucht werden können. Bisher heißt es bei der Fahrplanauskunft oft, „Preisauskunft nicht möglich“. Die Buchungen werden über einen einheitlichen europäischen Datenkontaktstandard möglich. Er ermöglicht die Zusammenarbeit mit Bahnen anderer Länder. Derzeit testet die Bahn das System. „Es soll genauso einfach sein, ein Auslandsticket wie ein Inlandsticket zu buchen“, sagt Berk.

Bahn verstärkt Bauarbeiten rund um Ostern

Zunächst steht jedoch eine Zeit verstärkter Bauarbeiten an den Schienenwegen an. Rund um Ostern verstärkt die Bahn die Bauarbeiten, weil weniger Güterzüge, Pendler und Geschäftsreisende unterwegs sind. „Die Baustellen sind im Fahrplan enthalten“, versichert Makotten. Über Ostern seien die Züge schon gut gebucht.

Die Bahn empfiehlt Osterurlaubern, rechtzeitig zu buchen und einen Platz zu reservieren. In den Randzeiten seien die Züge weniger ausgelastet. Mit der Bestpreissuche in der App lassen sich laut Bahn auch noch günstige Tickets im Feiertagsverkehr finden.