Kaum Investitionen: Anleger in OWL gehen auf Nummer sicher

Bielefeld. Wie investieren die Bürger in NRW ihr Geld? &bdquo;75 Prozent der Befragten sparen mehr oder weniger regelmäßig, das ist eigentlich gut“, sagt Frank Brüggemann, der bei der Commerzbank Leiter Private Banking für das Gebiet Bielefeld ist, mit Verweis auf eine aktuelle Studie. Doch 43 Prozent der gesparten Mittel fließen in liquide Anlageformen und landen auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern. Dies sei auf die wichtigsten Bedürfnisse der bundesweit mehr als 3.200 (davon 200 in NRW) durch das Ipsos-Institut Befragten zurückzuführen, nämlich Sicherheit und Liquidität. Doch Brüggemanns Meinung zufolge ist der Anteil des Geldes, der in Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder Anleihen investiert wird, noch viel zu gering. Dabei sei das Anlageverhalten in hohem Maße abhängig vom Bildungsstand: &bdquo;Und mehr als 2,14 Billionen Euro liegen bundesweit nahezu unverzinst auf den Konten - damit werden rund alljährlich 60 Milliarden Euro an möglicher Kaufkraft verschenkt“, beklagt der Bank-Manager. Umso wichtiger sei gute Beratung, und die Bank sehe es als ihre Aufgabe an, &bdquo;aus Sparern kompetente Anleger zu machen“. Auf der anderen Seite könnten 23 Prozent der Menschen der Studie zufolge nahezu nichts sparen, meist nur, weil sie nicht genügend Geld dafür zur Verfügung haben. Die Prioritäten der Kunden hat die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank ihrerseits genutzt, um ihre Einlagebestände zu erhöhen: Im Gebiet Bielefeld sei das Einlagevolumen im vergangenen Jahr um boomhafte 25,6 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert worden - Geld, das für die Kreditvergabe eingesetzt oder anderweitig veredelt werden kann. Ausschlaggebend hierfür seien die Tagesgeld-Zinsen der Bank in Höhe von bis zu 3,5 Prozent gewesen. Auch jetzt noch zahle die Commerzbank immerhin 3,0 Prozent, während die Habenzinsen bei regionalen Banken oft unterhalb von einem Prozent verharrten. Banker erwarten erste Leitzinssenkung im Juni Stolz zeigt sich Brüggemann, dass sein Team im Jahr 2023 das in der Region von der Commerzbank verwaltete Wertpapier-Volumen um 10,4 Prozent auf 4,66 Milliarden Euro erhöht habe, das Gesamtvolumen seiner Abteilung sei noch deutlicher gewachsen (plus 14,8 Prozent). Absehbar sei, dass die Zinsen bald wieder sinken, selbst wenn die Inflation vorerst wohl nicht wieder längerfristig unter die Marke von 2,0 Prozent rutschen werde: Brüggemann (&bdquo;die Inflation ist gekommen, um zu bleiben“) sowie Simone Putsch (Gebietsleiterin Firmenkundengeschäft) und Christopher Hellweg (Unternehmerkundengeschäft) erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in einem ersten Schritt im Juni um 0,25 Prozent reduziert und dann im Jahresverlauf zwei weitere Zinsschritte folgen lässt. &bdquo;Wichtige Investitionen werden weiterhin getätigt“ Für viele Unternehmen wird damit die Finanzierung von Investitionen wieder erleichtert, wobei die gegenwärtige Höhe der Kreditzinsen nicht der wirkliche Grund für die Investitionszurückhaltung vieler Firmen sei, wie Putsch und Hellweg einhellig betonen. Gravierender seien unkalkulierbare Faktoren wie die Entwicklung des Ukraine-Krieges oder die längerfristige Beziehung zu den USA, wo bald wieder Präsidentschaftswahlen anstehen, sowie Belastungen durch die Energiepreise oder die enorme Bürokratie. Immerhin, die meisten Unternehmen hätten es inzwischen geschafft, die Energiekostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben. Allen Schwierigkeiten zum Trotz gebe es daher auch keinen dramatischen Investitionsstau im heimischen Mittelstand: &bdquo;Wichtige Investitionen werden weiterhin getätigt.“ Für die Anforderungen durch die Transformation der Energiewirtschaft und die digitale Transformation (auch im Hinblick auf die Cybersicherheit) werde eine steigende Kreditnachfrage erwartet. Der Wohnungsbau werde angesichts des hohen Bedarfs wohl bald wieder anziehen. 2023 habe die Commerzbank das Kreditvolumen im Gebiet Bielefeld stabil gehalten bei 2,12 Milliarden Euro im Segment Firmenkunden, bei 632 Millionen Euro im Segment Unternehmerkunden (Mittelständler bis 15 Millionen Euro Jahresumsatz) sowie bei 1,4 Milliarden Euro für Baufinanzierungen.

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