Nach der Entlassung eines französischen Lehrerpaares aus iranischer Haft mehren sich Spekulationen über einen möglichen Gefangenenaustausch. Nach mehr als drei Jahren Gefängnis wurde das Paar am Dienstagabend zunächst in die französische Botschaft in Teheran gebracht. Noch könnten die zwei aber nicht zurück nach Frankreich, sagte ihr Anwalt Martin Pradel dem Sender France Info. Wie lange es bis dahin dauern werde, wisse man nicht. «Nichts verpflichtet die Iraner, Cécile Kohler und Jacques Paris wirklich freizulassen.» Der Fall hatte die französisch-iranischen Beziehungen lange Zeit belastet. Zentrale Fragen im Überblick:
Was wissen wir über die beiden Franzosen?
Den beiden geht es nach Angaben von Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot gut. Sie schienen bei guter Gesundheit zu sein und seien nun unter dem Schutz Frankreichs, sagte er im Sender France 2. Barrot habe auch mit ihren Familien gesprochen: «Viel Ergriffenheit, viel Erleichterung, auch viel Freude», fasste er deren Reaktionen zusammen.
Der Fall des Lehrerpärchens hatte Frankreich seit Jahren bewegt. Im Mai 2022 waren der Rentner und seine jüngere Partnerin während einer Reise im Iran festgenommen worden. Immer wieder hatte Frankreich ihre Haftbedingungen heftig kritisiert und Teheran vorgeworfen, sie als «Staatsgeiseln» zu halten. Irans Justiz verurteilte sie Mitte Oktober wegen Spionage für Israels Geheimdienst sowie Kontakt zu iranischen Gewerkschaftsaktivisten zu 17 und 20 Jahren Haft.
Die französischen Staatsbürger seien auf Anordnung des zuständigen Richters gegen Kaution freigelassen worden, erklärte Irans Außenamtssprecher Ismail Baghai in der Nacht zum Mittwoch laut einer Erklärung seines Ministeriums. Sie sollen bis zur «nächsten juristischen Phase» unter Aufsicht stehen. Wann dieser nächste Schritt kommen könnte, ist völlig offen.
Was hat es mit Spekulationen über einen Gefangenaustausch auf sich?
Die Haftentlassung könnte Beobachtern zufolge zustande gekommen sein, weil auch Frankreich eine iranische Gefangene frei lassen könnte. Erst vor zwei Wochen war die iranische Staatsbürgerin Mahdieh Esfandiari, der Terrorverherrlichung vorgeworfen wurde, laut Teheran in Frankreich aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie befinde sich inzwischen in der iranischen Botschaft, sagte Außenminister Abbas Araghtschi am Mittwoch.
Auf die Frage, ob es sich nun um einen Gefangenenaustausch handle, sagte Barrot lediglich, die Haftentlassung von Kohler und Paris sei die Frucht langer Arbeit der französischen Diplomatie. Fest steht, dass Kohler und Paris wohl noch nicht nach Frankreich zurückkönnen. Man arbeite an ihrer «endgültigen Freilassung» und ihrer Rückkehr nach Frankreich, sagte Barrot. Wann genau es so weit sein könnte, ließ er offen. Denkbar ist, dass dies dann im Tausch für Esfandiari geschieht. Berichten zufolge soll die Iranerin im Januar vor Gericht stehen.
Menschenrechtler und Aktivisten werfen der iranischen Führung seit Jahren eine sogenannte «Geiseldiplomatie» vor – die Festnahme westlicher Staatsbürger, um etwa iranische Funktionäre im Ausland freizupressen. Die Regierung in Teheran weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Ist die Haftentlassung ein Zeichen der Entspannung?
So weit wollte Frankreichs Außenminister am Abend nicht gehen. Er sagte auf eine entsprechende Frage lediglich, dass er seinen iranischen Kollegen angerufen habe, um die Entlassung zu würdigen - und um die sofortige und bedingungslose Freilassung zu fordern.
Die Haft von Kohler und Paris hatte die Beziehung der beiden Länder belastet. Frankreich hatte den Ton gegenüber Teheran verschärft, um wegen mehrerer festgehaltenen Franzosen Druck zu machen. Auch vor dem Hintergrund des Atomstreits mit dem Westen sind die Beziehungen europäischer Länder mit Irans Regierung auf ein neues Tief gesunken.
Erst im Oktober war ein im Juni im Iran festgenommener 19-jähriger Deutsch-Franzose freigelassen worden. Die iranischen Behörden beschuldigten den Radtouristen - kurz nach den israelischen Angriffen auf den Iran - für den israelischen Geheimdienst spioniert zu haben. Später sprach ein Gericht ihn des Vorwurfs frei.

