Viele Wege führen in die Bielefelder Innenstadt – das kann niemand bestreiten, der sich die Fahrpläne von Mobiel anschaut. Guter Öffentlicher Personennahverkehr braucht aber wesentlich mehr, als trocken von A nach B zu kommen – vor allem, wenn es um junge Kinder geht.
Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule sind viele von ihnen das erste Mal allein mit Bus und Bahn in einer Großstadt unterwegs. Dass sie den ÖPNV nutzen, ist ausdrücklich gewollt, für nichts gibt es so viel Hass und Abwehr wie für Elterntaxis. Das bedeutet aber auch, dass dann das Angebot stimmen muss.
Für junge Kinder bedeutet mehrfaches Umsteigen eine Herausforderung. Die Unsicherheit, ob der nächste Bus einen mitnimmt, oder einfach stehenlässt, sodass man zu spät in die neue Schule kommt, ist Stress pur. Viele Kinder sind mittlerweile im Ganztag. Das bedeutet, sie sind von morgens sieben Uhr bis nachmittags um 16 Uhr unterwegs – das entspricht dem vollen Arbeitstag eines Erwachsenen. Es ist eine Zumutung, dann noch aufgrund unzureichender Verbindungen eine halbe Stunde zu früh an der Schule anzukommen.
Helikoptereltern-Argument zählt nicht
Wer jetzt mit Helikoptereltern und Überbehütung kommt, dem seien die zahlreichen Beschwerden vor Augen geführt, die täglich von Erwachsenen bei der Deutschen Bahn eingehen. Jeder Mensch will im ÖPNV Verlässlichkeit und Sicherheit und ja – auch Komfort. Warum sollten wir hier bei den Jüngsten eine Ausnahme machen?
Schließlich geht es auch darum, die nächste Generation offen für Bus und Bahn zu erziehen. Bei den meisten Bielefelder Schülern dürfte dieser Zug längst abgefahren sein. Sie bangen täglich darum, ob der proppevolle Bus auch wirklich anhält. Oder sie quetschen sich, wenn sie das Glück haben, mitzukommen, Wange an Wange mit den anderen in einen müffelnden, überfüllten Bus, während das Kondenswasser der viel zu reichlichen Atemluft an den Fenstern herabrinnt. Es gibt wohl keinen besseren Weg, als jemandem die Lust auf die Öffis für sein gesamtes Leben nachhaltig auszutreiben.