Meinung

Rentenpolitik der Bundesregierung: Die junge Generation schaut bitter in die Röhre

Die jungen Generationen erwarten nicht nur bei der Rente enorme Lasten. Doch ihre Stimme spielt kaum eine Rolle in der aktuellen Politik, kommentiert Markus Decker.

Die finanziellen Folgen der Politik werden der jüngeren Generation aufgebürdet, kommentiert unser Autor. Dabei müsse diese bereits in allen Politikfeldern mit Sorge in die Zukunft blicken. | © picture alliance / Caro

Markus Decker
05.08.2025 | 05.08.2025, 15:07

Wenn sich das Bundeskabinett am Mittwoch mit der Rentenpolitik befasst, dann steht ein Verlierer längst fest: die jungen Menschen. Nein, es ist im Prinzip nichts Falsches daran, das Rentenniveau bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens zu stabilisieren. Das gilt vor allem für Ostdeutschland, wo die meisten Rentner nur von der gesetzlichen Rente leben, weil die Vermögen im Osten deutlich kleiner sind als im Westen und es Einkünfte aus Betriebsrenten und privater Vorsorge kaum gibt. Es ist nicht minder legitim, die Mütterrente auszuweiten und dabei die Erziehungsleistung von Müttern beziehungsweise Vätern von Kindern einzubeziehen, die vor 1992 geboren wurden.

Nicht legitim ist es allerdings, die finanziellen Folgen dieser Politik der jüngeren Generation aufzubürden. Die nämlich guckt – egal, ob in Ost oder West – auf nahezu allen Politikfeldern bitter in die Röhre.

Das hat mit der objektiven Entwicklung zu tun. Der fortschreitende Klimawandel muss Boomer aus dem Jahrgang 1964 nicht mehr so arg interessieren. Sie hatten in der Regel ein schönes Leben – und haben voraussichtlich noch einen angenehmen Ruhestand. Die vom Jahrgang 1994 müssen hingegen mit Bangen in die Zukunft blicken. Nach der weithin achselzuckend zur Kenntnis genommenen Zerstörung vieler Tiere und Pflanzen – sprich: der Natur – durch die Gattung Mensch gerät diese nun selbst ins Visier der Erderhitzung.

Überdies schreiten die Kriege voran. Gut möglich, dass die Bundesregierung angesichts der Bedrohung alsbald die Wehrpflicht wieder einsetzen muss, weil sich nicht genügend Freiwillige finden, um die Truppe zu verstärken. Die Jungen müssten dann ein alterndes Land verteidigen.

Boomer-Soli als Ausgleich

Schließlich ist da die galoppierende Staatsverschuldung – die nicht zuletzt deshalb galoppiert, weil der Staat immer mehr Geld aufwenden muss, um die Rentenkassen zu füllen. Es sei denn, er würde die Lebensarbeitszeit weiter verlängern. Auch das träfe die 94er. Die 64er träfe es nicht.

Manche Ungerechtigkeit ließe sich ausgleichen, wenn die Belange von Minderheiten bei einschlägigen Debatten zumindest zur Kenntnis genommen würden. Der Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass gut gestellte Ruheständler einen sogenannten Boomer-Soli für Menschen mit geringer Rente entrichten sollen, geht in diese Richtung.

Die Regel ist jedoch, dass Gerechtigkeitsfragen aus der Perspektive meist privilegierter Mehrheiten und motiviert durch die Interessen von Parteien bis zur nächsten Wahl beantwortet werden. Da kommt eine Gruppe, die lediglich zehn Prozent der Gesamtbevölkerung stellt, gnadenlos unter die Räder. Wie es für 94er im Jahr 2033 aussieht, ist vor 2029 wurscht. Für diese Republik, die ohnehin unter wachsender Polarisierung und Instabilität leidet, ist das eine zusätzliche Hypothek.