Meinung

Applaus für Elon Musk

Dass Musk von seinem Meinungsrecht Gebrauch macht, ist ein wichtiges Signal für die Selbstheilungskräfte freiheitlicher Gesellschaften, meint unser Autor.

Einstige Allianz endet in Schlammschlacht: US-Präsident Donald Trump (l.) mit Elon Musk und dessen Sohn X Æ A-Xii bei einem Mixed-Martial-Arts-Kampf in Miami. | © Lynne Sladky/AP/dpa

06.06.2025 | 06.06.2025, 17:00

Wer in Freiheit leben will, für den ist der freie Austausch von Meinungen unverzichtbar. Nach dem Start der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump am 20. Januar schien genau jener Nährstoff in den USA auszusterben: Um Trump herum entstand ein System wuchernder konzentrischer Kreise von Jasagern und Günstlingen – egal, wie falsch dessen Thesen auch sein mochten. Als Belohnung gab es Einfluss und Geld, Merkmale autokratischer Systeme. Die Zivilgesellschaft in den USA schien wie sediert, ein Alarmsignal, nicht nur für die USA, sondern für die gesamte Welt.

Deswegen hat Elon Musk, Ex-Berater Trumps und einer der erfolgreichsten Unternehmer seiner Generation, mit seinem Widerspruch gegen den US-Präsidenten der Welt einen wichtigen Dienst erwiesen. Er hat einem Mann widersprochen, der sonnenköniggleich agiert. Er hat dies aus der Herzkammer des Systems Trump heraus getan, was viel mehr Wucht entfaltet, als wenn Musk zuvor Systemopponent gewesen wäre. Er hat dies getan, ohne genau abschätzen zu können, welche Nachteile das für ihn bringt.

Das Wichtigste: Er provoziert damit nun eine Art Stresstest für die freiheitliche US-Gesellschaft. In Russland und China wären seine Tage in Freiheit gezählt. Kann sich Musk darauf verlassen, dass er trotz seiner Kritik am Systemherrscher Trump unversehrt bleibt, schützt ihn der Rechtsstaat, dessen Akribie und Penetranz Musk selbst so oft diskreditiert hat?

Schärfe der Rhetorik in diesem Fall hilfreich

Die rhetorischen Senmesser, mit denen Trump und Musk agieren, mögen für Freunde des gepflegten Diskurses verstörend sein und sind unter normalen Umständen eindeutig nicht zur Nachahmung empfohlen. Dennoch ist die Schärfe der Rhetorik in diesem speziellen Fall und bei großzügiger Saldierung hilfreich. Denn sie leuchtet die Charaktere der Akteure aus und macht sie damit einem größeren Publikum zugänglich.

Das gilt auch für den zweiten, wichtigen Aspekt des Schlagabtausches: die Käuflichkeit demokratischer Wahlen und der Einfluss weitgehend unregulierter Kommunikationsplattformen. So deutlich wie nie zuvor stellt Musk nun öffentlich die These auf, nur dank seiner Unterstützung habe Trump die Wahl gewonnen. Eine These, die von Wahlforschern schon lange vertreten wird.

Der reichste Unternehmer der Welt hatte Trumps Wahlkampf mit rund 250 Millionen Euro unterstützt und auf seiner Meinungsplattform X stark für ihn geworben. Das Ergebnis des folgenden Wahlsiegs ist eine Weltpolitik im Stile von Schulhof-Keilereien und eine Verrohung der politischen Kultur. Das ist und bleibt Musk anzulasten.

Dass er nun von seinem Meinungsrecht Gebrauch macht, ist ein wichtiges Signal für die Selbstheilungskräfte freiheitlicher Gesellschaften. Deren Mitglieder müssen nun allerdings selbst aufwachen und sehen, was sie daraus machen.