Machen wir uns nichts vor: Der diplomatische Eklat zwischen Washington und Kiew betrifft auch Deutschland und die gerade begonnene neue Regierungsbildung. Noch gibt es die Nato, aber die Art und Weise, wie US-Präsident Trump vorgeht, ist nicht nur skandalös, sondern ein Hinweis darauf, wie es mit der Nato weiter geht.
Der US-Schutz für den Westen bröckelt nicht, er stürzt in sich zusammen. Und das mit Ansage. Komplett verschnarcht sind die Europäer und Deutschland in die zweite Amtszeit Trumps getorkelt. Was den USA nicht nützt, machen die nicht mehr. Wieder und wieder hatte Trump das im Wahlkampf gesagt. Und dessen Meinung ist, dass der Einsatz für westliche Werte den USA nichts nützt.
Schlimmer noch: Er sieht Vorteile in Geschäften mit Kriegsherr Putin. Das ist die nächste „Zeitenwende“. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte es am deutlichsten in der Nacht. Der Westen brauche einen neuen Anführer. Richtig, denn Amerika fällt aus. Und wer kann das nur sein? Eine endlich funktionierende Achse aus Polen, Frankreich und Deutschland. Leider mit deutlich höheren Militärausgaben. Aber endlich gemeinsam. Denn Deutschland oder Frankreich allein können die US-Stärke nicht ersetzen.
Es kann und darf nicht darum gehen, ob die französische oder die deutsche oder die schwedische Rüstungsindustrie besonders profitiert. Es geht um die Sicherheit Europas, die Europa ganz schnell allein sichern muss. Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni hat recht, wenn sie einen sofortigen Krisengipfel vorschlägt.
Es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass Trump als Nebeneffekt seiner brüsken Zurechtweisung bis zum Rauswurf des ukrainischen Präsidenten genau das europäische Aufwachen im Blick hatte. Trump setzt brutal und ohne Verantwortung die Stärke der USA durch – auch gegen Verbündete. Darauf müssen sich die Europäer einstellen, auch wenn sie etwas freundlicher im Weißen Haus empfangen werden sollten.
Das heißt für die deutsche Regierungsbildung: Eile ist angesagt.