Meinung

Dick heißt nicht immer auch krank: Es braucht mehr als den Body-Mass-Index

Weg mit dem Body-Mass-Index: Experten fordern eine neue Definition der Adipositas. Wir brauchen einen anderen Umgang mit unserem Gewicht, sagt unsere Autorin.

Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt haben Schätzungen zufolge Adipositas. (Archivbild) | © picture alliance/dpa

18.01.2025 | 18.01.2025, 16:00

Der Body-Mass-Index (BMI) darf nicht mehr der einzige Maßstab für einen gesunden Körper sein. In den Köpfen der Menschen sollte ankommen: Die Zahl auf der Waage allein kann grob einordnen. Sie reicht aber nicht aus, um zu klären, ob und wie das Körpergewicht die eigene Gesundheit gefährdet.

Oft ist das Gegenteil der Fall: Der Druck wird noch größer, ein bestimmtes Gewicht erreichen zu müssen. Internationale Fachleute plädieren richtigerweise dafür, auf weitere Faktoren zu schauen. Etwa, wie sich Fett und Muskeln im Körper, speziell an der Taille, verteilen. Wie der Gesundheitszustand generell ist.

Nur so lasse sich beurteilen, ob das Gewicht insofern problematisch ist, dass sich Risiken etwa für Bluthochdruck, Diabetes und Organerkrankungen erhöhen.

Brauchen anderen Umgang mit Gewicht

Setzen sich Ärztinnen und Ärzte intensiver damit auseinander, wie ihre Patienten und Patientinnen individueller behandelt werden können, wird das der einzelnen Person gerechter. Es minimiert den gesellschaftlichen Druck, einem Gewichtsideal nachzustreben. Es verdeutlicht, dass es Zwischentöne gibt. Dass übergewichtige Menschen fit sein können, wenngleich statistisch gesehen Gesundheitsrisiken zunehmen.

Generell brauchen wir einen anderen Umgang mit unserem Gewicht. Menschen vor krankhaftem Übergewicht zu schützen, gelingt unserem Gesundheitssystem momentan nicht gut. Wir überlassen Betroffene viel zu oft sich selbst, schieben allein ihnen die Verantwortung zu, nennen die immer gleichen Lifestyle-Tipps: ein bisschen weniger essen, mehr Sport machen, mehr bewegen.

Der Trend ist aber ungebrochen: Bis 2035 könnte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung Übergewicht oder Adipositas haben. Ein Viertel der Erwachsenen hierzulande sind schon heute stark übergewichtig. Von einer Epidemie ist die Rede. Das geht die ganze Gesellschaft etwas an. Die Debatte um geeignete Messgrößen im Medizinischen ist da ein guter Anfang – auch um Stigmatisierung entgegenzuwirken.