Kommentar

Stau-Chaos: Politik muss Alternativen fördern – und Pendler umdenken

Pendler leiden immer stärker unter den vielen Baustellen und der maroden Infrastruktur. Statt Investitionen in ein „Weiter so“ benötigen Pendler echte Alternativen.

Auf dem Weg in die Bielefelder Innenstadt staut es sich zu Pendlerzeiten oft. | © Peter Unger

Jan Husmann
08.01.2025 | 08.01.2025, 14:23

Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, muss sich in Geduld üben. 43 Stunden verloren deutsche Pendler 2024 durchschnittlich im Stau. Das heißt, zur Arbeits- und Fahrtzeit kam für den deutschen Arbeitnehmer mehr als eine ganze Arbeitswoche Stauzeit obendrauf. Da kommt schnell Frust auf und die Suche nach Schuldigen. Die sind schnell in der Politik gefunden, welche ihrerseits auf Rekordinvestitionen in die Infrastruktur auf Landes- und Bundesebene verweisen werden.

Das Problem ist, dass diese Rekordinvestitionen nicht merklich bei den Verkehrsteilnehmern ankommen. Seit 2009 wächst der Bestand an angemeldeten Autos stetig. Die zurückgelegten Autokilometer sind nach einer Coronadelle wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Daraus folgt eine steigende Belastung des Straßennetzes und damit ein nicht zu stemmender Investitionsbedarf für die klammen Haushalte von Land und Bund.

Wenn das Problem tatsächlich bekämpft werden soll, braucht es zusätzlich zu den Investitionen in die bestehende Infrastruktur Investitionen in Alternativen. Förderung von Fahrgemeinschaften zur Entlastung der Bundesstraßen und Autobahnen. Ausbau von Park-and-Ride-Angeboten zur Entlastung der Innenstädte. ÖPNV-Ausbau in ländlichen Gebieten. Denn trotz aller Probleme ist für viele Pendler das eigene Auto weiterhin alternativlos.

Alternativen erfordern langen Atem

Die Umsetzung dieser Ideen ist derzeit kein Stimmenfänger in der Bevölkerung und erfordert einen langen politischen Atem. In Anbetracht der scheinbar endlosen Abfolge von Wahlkämpfen eine schlechte Kombination. Daher bedarf es auch einem Umdenken in der Bevölkerung – oder sie muss damit leben, weiterhin jährlich eine Arbeitswoche lang im Stau zu stehen.