Es gibt Vorschläge mit Substanz. Und dann gibt es halbgare Vorschläge wie den des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Jörg Dittrich hat ins Spiel gebracht, Auszubildende im ländlichen Raum sollten statt des Deutschlandtickets einen Zuschuss zum Führerschein bekommen. Es fahre, sagte Dittrich, oft kein Bus mehr, wenn er gebraucht werde – etwa früh am Morgen, „wenn man zur Baustelle oder zum Ausbildungsplatz kommen will“.
Gegen die Bestandsaufnahme ist wenig einzuwenden. Wohl aber gegen den Lösungsansatz, der in Wahrheit keiner ist. Führerschein statt Deutschlandticket? Das ist viel zu pauschal und behebt das Problem nicht.
Richtig ist, dass die Anbindung ländlicher Räume an den ÖPNV bisweilen grauenhaft schlecht ist. Richtig ist auch, dass der Erwerb der Fahrerlaubnis immer teurer wird. Ein Zuschuss kann hilfreich sein. Aber dann? Der Führerschein ist ohne Auto in etwa so viel wert wie das Deutschlandticket ohne Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Wie sollen Azubis einen Wagen finanzieren?
Mal eben einen Wagen finanzieren? Nach aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung verdienen nach Tarif bezahlte Auszubildende im Schnitt 1.066 Euro im Monat. Brutto. Selbst für einen ordentlichen Gebrauchten wird es da eng.
Im Einzelfall kann ein Zuschuss etwas bringen. Ein ernst zu nehmender Vorschlag sollte aber mindestens mit der Forderung nach einem beschleunigten und flächendeckenden Ausbau des ÖPNV verbunden sein. Nach einem vernünftigen Carsharing-Angebot auf dem Land. Und nicht zuletzt nach attraktiveren Arbeitsbedingungen in den Betrieben.
Dass 2023 jeder dritte Ausbildungsplatz unbesetzt blieb, kann nicht allein damit erklärt werden, dass Bewerber nicht wüssten, wie sie zur Arbeit kommen sollen. Der Führerschein als Problemlöser? Das ist wohlfeil.