Wenn Außenministerin Annalena Baerbock die Lage im Nahen Osten als „brandgefährlich“ bezeichnet, trifft sie sicher den Kern der Sache. Doch ihre kritischen Worte gegenüber Israel nach dem Tod von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah irritieren. Es scheint fast, als würde sie die Komplexität und Historie des israelisch-libanesischen Konflikts negieren. Es geht Israel nicht um die Destabilisierung des Libanons, sondern um die Bekämpfung von Terroristen.
Das Land steht seit seiner Gründung 1948 in einem permanenten Zustand der Bedrohung. Die Hisbollah, eine vom Iran unterstützte Terrororganisation, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Israel zu zerstören. Ihr jetzt getöteter Führer Nasrallah, ein Massenmörder, war ein Symbol dieser unerbittlichen Feindseligkeit.
Feine Linien erkennen
Es ist paradox, wenn Baerbock die Destabilisierung des Libanons und die Sicherheit Israels in einen direkten Zusammenhang stellt, ohne die aggressive Rolle der Hisbollah anzuerkennen. Als Außenministerin ist es ihre Aufgabe und Pflicht, die feinen Linien internationaler Beziehungen zu erkennen. Ihre Äußerungen sollten die Sicherheit aller Länder im Blick haben, aber auch die realen Gefahren anerkennen, die von terroristischen Gruppierungen ausgehen.
Kritik ist notwendig, insbesondere auch an den massiven militärischen Mitteln, die Israel anwendet, aber sie muss auf einem fundierten Verständnis der regionalen Dynamiken basieren. Es ist von größter Bedeutung, dass die deutsche Außenpolitik ein klares Signal sendet, das nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen der Instabilität im Nahen Osten adressiert – und sich nicht im Diplomatie-Dschungel verirrt.