Sportpolitik

Vierkampf um Olympia: DOSB legt Fahrplan für Auswahl fest

Der weitere Fahrplan für den Auswahlprozess des deutschen Kandidaten für die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele soll am Samstag festgelegt werden. | © Sven Hoppe/dpa

04.12.2025 | 04.12.2025, 08:12

Im nationalen Vierkampf um die Bewerbung für Olympia und Paralympics zurrt der deutsche Sport den Fahrplan bis zur finalen Entscheidung fest. Noch ist das Rennen um die Kandidatur für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 zwischen Berlin, München, Hamburg und der Region Rhein-Ruhr mit der Kernstadt Köln völlig offen. Am Samstag (9.00 Uhr) will die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in Frankfurt am Main über die Schritte bis zum endgültigen Votum im nächsten Herbst abstimmen.

Wie soll der weitere Weg aussehen?

Mitte Februar 2026 soll zunächst ein Fragenkatalog mit allen Kategorien und Kriterien an die Kandidaten geschickt werden. Im Frühjahr sind dann Bürgerentscheide in der Region Rhein-Ruhr (19. April) und in Hamburg (31. Mai) geplant. Bis zum 1. Juni müssen die vier Kandidaten ihre finalen Konzepte einreichen und den Fragenkatalog beantworten. Anschließend werden die Bewerbungskonzepte durch den DOSB evaluiert und durch eine Kommission bestätigt. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Baden-Baden am 26. September soll dann die Evaluierung präsentiert werden und die Entscheidung über den deutschen Bewerber fallen.

Wie wird über den nationalen Bewerber entschieden?

Auf der DOSB-Mitgliederversammlung geht es auch um die Olympia-Bewerbung. (Archivbild) - © Laszlo Pinter/dpa
Auf der DOSB-Mitgliederversammlung geht es auch um die Olympia-Bewerbung. (Archivbild) (© Laszlo Pinter/dpa)

Grundlage bildet eine Bewertungsmatrix, die der DOSB in Abstimmung mit den olympischen Spitzenverbänden und der Politik entwickelt hat. Sie besteht aus verschiedenen Kategorien und Kriterien. Ausschlaggebend ist unter anderem, welchem Kandidaten im internationalen Wettbewerb die größten Chancen auf einen Zuschlag eingeräumt werden. Angesichts der internationalen Strahlkraft dürfte Berlin dort am besten abschneiden.

Auch die sogenannte sportfachliche und operative Eignung wie Reisezeiten, Hotelkapazitäten sowie die Unterbringung von Athletinnen und Athleten spielt eine Rolle und soll bewertet werden. Neben dem DOSB als Dachorganisation dürfen dabei auch alle olympischen Sommersportverbände des Landes einzeln ihr Votum abgeben.

Wichtig ist aber auch, wie groß die Unterstützung in der jeweiligen Stadt oder der jeweiligen Region ist. München hat bereits ein starkes Signal abgegeben, nachdem sich Ende Oktober bei einem Referendum die klare Mehrheit von 66,4 Prozent für ein Olympia-Projekt ausgesprochen hatte.

Welche Bedeutung hat die Meinung der Bürger?

Wie groß die Unterstützung in der Region Rhein-Ruhr und in Hamburg ist, wird sich bei den Bürgerentscheiden im kommenden Frühjahr zeigen. Umfragen lassen die Macher auf eine Zustimmung hoffen, damit wollen sie ihre Olympia-Pläne absichern. Berlin würde nach aktuellem Stand in dieser Kategorie deutlich schlechter abschneiden und in der Bewertungsmatrix einen deutlichen Nachteil verbuchen. Dort soll es nämlich kein Referendum geben - auch weil die Landesverfassung dies aktuell nicht vorsieht. Stattdessen gibt es nur eine Volksinitiative des Landessportbunds. Und die Initiative «NOlympia» will für ein Volksbegehren gegen Spiele in Berlin mobil machen. Dies sieht der DOSB als Unsicherheitsfaktor für eine Bewerbung.

Welche weiteren Kategorien spielen eine Rolle?

In der Kategorie «Vision und Legacy» überprüft eine Arbeitsgruppe die Antworten der Bewerber auf Leitfragen in den Bereichen wie «Perspektive der Jugend» und «sportliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit» auf ihre Plausibilität und Konformität mit langfristigen gesellschaftlichen und sportlichen Entwicklungszielen. Ein Ranking erfolgt in dieser Kategorie aber nicht.

Für den Bereich «Kosten und Finanzierung» soll eine Arbeitsgruppe - bestehend aus Vertretern des DOSB und der Bundespolitik - die Budgets auf ihre Machbarkeit und Plausibilität überprüfen. Auch für diese Kategorie soll es keine Bepunktung geben.

Welche Chancen hat eine deutsche Bewerbung?

Mit dem Eintritt des DOSB in das offizielle Bewerberverfahren beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist der Wettbewerb seit der Vorwoche eröffnet. Schwergewichte bei der Vergabe der Spiele ab 2036 dürften Katar, Indien und womöglich Südafrika sein. Die deutsche Seite rechnet indes damit, sich vor allem mit anderen europäischen Interessenten wie Istanbul und Madrid messen zu müssen, wenn das IOC Olympia weiter über die Kontinente verteilt und dann der stärkste Kandidat in Europa gesucht wird.

In Erinnerung an die spektakulären Spiele in Paris sieht so mancher beim DOSB vor allem mit Berlin als Hauptstadt und weltbekannte Metropole die Chance auf den Zuschlag. München und vor allem die anderen beiden Bewerber müssten wohl noch viel mehr Überzeugungsarbeit bei den IOC-Mitgliedern leisten, um sich am Ende eines aktuell eher undurchsichtigen Verfahrens durchzusetzen. Zusätzlich für Ungewissheit sorgt, dass die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry den Vergabeprozess derzeit prüfen lässt und womöglich erneut verändern lassen könnte.