Mit einem breiten Grinsen versuchte Aimée von Pereira, ihre Unsicherheit in der Interviewzone etwas zu überspielen. Denn an die zahlreichen Mikros und Kameras muss sich die WM-Debütantin erst noch gewöhnen. «Ich bin jemand, der sich auch gerne einmal drückt», berichtete die Handball-Nationalspielerin nach dem nächsten Kantersieg gegen Färöer.
Vier Spiele, vier Siege. Das DHB-Team hat das Tor zum Viertelfinale weit aufgestoßen. Im zweiten Hauptrundenspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/Sporteurope.TV) gegen Montenegro reicht ein Remis für den vorzeitigen Einzug in die K.-o.-Phase. Ein Sieg würde bereits den Gruppensieg sichern. «Wir wollen Bodenhaftung bewahren, weil es uns guttut. Wir schauen einfach nur auf unser Spiel und träumen nicht», stellte Trainer Markus Gaugisch klar.
Von Pereira hat entscheidenden Anteil daran, dass die deutsche Riege der ersten WM-Medaille seit 2007 immer näherkommt. Vor den Mikros noch schüchtern, beim 36:26 gegen Färöer unheimlich präsent und mit der nötigen Härte. Die 25-Jährige mit einem Vater mit portugiesischen Wurzeln und einer Mutter aus Ghana identifiziert sich voll und ganz mit ihrer Rolle als Abwehrspezialistin - blockt, klammert und scheut keinen Zweikampf.
«Mein ultimatives Ziel ist, dass die keinen Bock mehr haben, auf mich zu gehen, weil es wehtut», beschrieb von Pereira ihre Spielphilosophie. Gaugisch nennt seine WM-Entdeckung gerne eine «Kriegerin».
«Power-Paket» fiel lange nicht auf
Von Pereira tut dem DHB-Team gut. Aus handballerischer und emotionaler Sicht. «Sie kann eine Mannschaft mitnehmen und eine Halle anzünden. Sie ist ein richtiges Power-Paket», beschrieb Gaugisch ihren Mehrwert.
Dass von Pereira erst im März im DHB-Team debütierte, liegt daran, dass die gebürtige Hamburgerin lange unter dem Radar spielte. «Eine fantastische Abwehrspielerin zu sein, fällt nicht so oft auf», erklärte Gaugisch. Zudem spielt von Pereira seit 2019 im Ausland, aktuell in Kopenhagen.
«Als junges Talent wurde ich dort richtig auf den Pott gesetzt. Nach dem Motto: Die sind schneller, die sind stärker, die sind smarter. Versuche, was du da machen kannst», erinnerte sich von Pereira, die eine Zwillingsschwester hat, an die Anfangszeit. Mittlerweile ist die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens angekommen, fühlt sich als «halbe Dänin» und ist mit einem Dänen verlobt.
Gaugisch: «Sie nervt mich mit Fragen»
Einen festen Platz hat von Pereira auch im deutschen WM-Team. Kaum jemand lacht so viel, ist so laut und zugleich so perfektionistisch wie die Debütantin. «Sie lebt ihren Job als Handballerin, mit dem sie sich hundertprozentig identifiziert. Sie will auch viel wissen, was für mich als Trainer super befriedigend ist. Sie nervt mich mit Fragen - im positiven Sinn. Es gibt eine permanente Kommunikation», berichtete Gaugisch.
Von Pereira bezeichnet sich als positiven, aber realistischen Menschen. «Ich bin ein kleiner Morgenmuffel und brauche am Anfang des Tages etwas Zeit. Das Lächeln kommt zum Mittagessen», berichtete die 25-Jährige. Früh genug also, um zu den WM-Spielen bestens gelaunt zu sein. Denn sowohl gegen Montenegro am Donnerstag als auch am Samstag gegen Spanien muss die DHB-Auswahl erst um 18.00 Uhr ran.
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