Champions League

«Benzin für unsere Entwicklung» und Peps «Versagen»

Leverkusens Alejandro Grimaldo jubelt nach seinem Führungstreffer. | © Dave Thompson/AP/dpa

26.11.2025 | 26.11.2025, 12:59

Die Gegensätze hätten an diesem bemerkenswerten Abend kaum größer sein können: Während Citys Startrainer Pep Guardiola sichtlich angefressen wirkte und offen von einem persönlichen «Versagen» sprach, saß Leverkusens Coach Kasper Hjulmand gelöst im City of Manchester Stadium, beantwortete gut gelaunt und mit viel Lob und Wertschätzung für seine Mannschaft die Fragen der Journalisten.

«Das ist eine Nacht, an die wir uns noch lange erinnern werden», sagte der Däne nach dem unerwarteten 2:0-Erfolg in der Champions League bei Manchester City. «Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und unsere Spielweise. Wir haben viel Mut bewiesen. Großer Respekt vor meinen Spielern», sagte der 53-Jährige. «Wir haben gegen eine der besten Mannschaften Europas gespielt und mussten unsere Philosophie finden. Ich denke, das haben wir geschafft.»

Hjulmand lobt Charakter und Potenzial des Teams

Manchester Citys Trainer Pep Guardiola (r) umarmt Bayer Leverkusens Cheftrainer Kasper Hjulmand vor dem Spiel. - © Nick Potts/PA Wire/dpa
Manchester Citys Trainer Pep Guardiola (r) umarmt Bayer Leverkusens Cheftrainer Kasper Hjulmand vor dem Spiel. (© Nick Potts/PA Wire/dpa)

Während sich Guardiola mit seiner XXL-Rotation und seiner Startelf - unter anderem ohne Topscorer Erling Haaland - verzockte, sah Hjulmand, der den 10-Spieler-Wechsel des Spaniers nach der Partie nicht kommentieren wollte, seinen Weg bestätigt. «Hoffentlich gibt der Sieg uns Klarheit darüber, was wir erreichen wollen und ist Benzin für unsere Entwicklung», befand der Fußballcoach.

Hatte das Nachsehen: Manchesters Superstürmer Erling Haaland. - © Martin Rickett/PA Wire/dpa
Hatte das Nachsehen: Manchesters Superstürmer Erling Haaland. (© Martin Rickett/PA Wire/dpa)

Mit Kampfgeist, Disziplin, Mut und dem absoluten Willen hatte die Werkself als Außenseiter für den Coup gesorgt. «Wir können noch viel erreichen. Wir können noch besser werden», blickte Hjulmand in die Zukunft und hob den Charakter seines Teams positiv hervor. «Ich glaube, wir sehen eine Mannschaft, die von Spiel zu Spiel zusammenwächst. Dieses Potenzial ist für mich super. Das macht mich sehr optimistisch mit diesem Projekt.»

Bayer stärkt Ausgangslage in der Champions League

Dabei hatte das Projekt Königsklasse in dieser Saison holprig begonnen. Auf zwei Remis gegen durchaus lösbare Gegner folgten eine 2:7-Klatsche gegen Titelverteidiger Paris Saint-Germain – und wachsender Zweifel, ob der Sprung in die nächste Runde gelingen kann. ManCity schien dafür kaum der richtige Aufbaugegner, hatte man doch in einer sonst starken Phase zuletzt erst gegen Bayern München verloren und wirkte gegen Top-Teams zeitweise machtlos.

Doch Bayer 04 überzeugte nun auch auf großer Bühne und verbesserte seine Ausgangsposition spürbar: Mit acht Punkten aus fünf Partien stehen die Zeichen derzeit auf K.o.-Runde. «Wir sind super glücklich mit den drei Punkten. Damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet», sagte Keeper Mark Flekken, der mit seinen Paraden wesentlichen Anteil am Erfolg hatte. Hjulmand befand: «Drei Punkte in diesem Turnier in der Stadt sind nichts, was man erwarten kann.»

Von Reisepannen zu Humba-Tänzen

Ungeplant war auch die Reise nach Manchester verlaufen. Mehrere Reisepannen und rund ein Dutzend personelle Ausfällen, durch die mehrere U19-Spieler auf der Ersatzbank saßen, sorgten für Herausforderungen. In der Kabine sei schon gescherzt worden, es beim nächsten Mal genauso zu machen, berichtete Hjulmand. «Nein, nein, das machen wir nicht. Aber manchmal muss ein Team auch Situationen meistern, die kompliziert oder ungeplant sind.»

2:0-Torschütze Patrik Schick, der nach Abpfiff mit seinem Teamkollegen und den rund 1.500 mitgereisten Bayer-Fans ausgelassenen Humba tanzte, betitelte den Erfolg als «wunderschön», fügte aber mit Blick auf die Bedeutung des Siegs fast nüchtern hinzu: «Noch bedeutet es nichts. Wir müssen mindestens noch ein Spiel gewinnen. Aber natürlich hat es uns viel geholfen.» Hjulmand sagte: «Es sieht besser aus, aber es ist immer noch ein sehr kompliziertes Turnier.

Zwei Duelle gegen den BVB warten

In der Ligaphase stehen nun noch die Partien gegen Newcastle und Villarreal in der BayArena sowie das Spiel bei Olympiakos Piräus auf dem Programm. Doch zunächst wartet ein Doppelpack gegen Borussia Dortmund: Am Samstagabend (18.30 Uhr) gastiert der BVB in der Bundesliga in Leverkusen, am Dienstagabend (21.00 Uhr) reist die Werkself für das DFB-Pokal-Achtelfinale in den Ruhrpott. Mit im Gepäck: eine Menge Selbstvertrauen.

«Wir müssen jetzt schauen, dass wir die Konstanz in die Leistung rein bringen. Das ist Teil des Prozesses», betonte Flekken. Hjulmand hatte nach viel Lob noch einen kleinen Wunsch, bevor er das Stadion verließ: «Ich hoffe, dass unsere Rückreise unkompliziert verläuft.» Tatsächlich hatte der Coach diesmal Glück - noch vor 3.30 Uhr landete die Maschine am frühen Mittwochmorgen mit weniger als einer Stunde Verspätung und ohne weitere Pannen in Köln.