Es könnte nur noch eine Frage von Tagen sein - und Mexiko-Stadt die letzte große Casting-Bühne. Red Bull muss drei von vier Cockpits bei seinen beiden Formel-1-Rennställen für die kommende Saison noch bestätigen. Nur einer ist klar gesetzt: Max Verstappen.
Aber wer traut sich, an seiner Seite zu fahren? Die Liste, die sich neben Verstappen versuchten oder wagten, ist lang: Daniel Ricciardo, Pierre Gasly, Alexander Albon, Sergio Pérez, Liam Lawson und Yuki Tsunoda. Großmundig waren manche vorher, kleinlaut mussten sie ihren Platz nicht selten wieder räumen.
Einst degradierter Lawson sieht es nüchtern
Auch Tsunoda droht genau dieses Schicksal. Eine Entscheidung nach dem kommenden Rennen in Mexiko-Stadt steht im Raum. «Es liegt an ihnen», sagte der 25 Jahre alte Japaner auf dem Autodromo Hermanos Rodríguez mit Blick auf die Red-Bull-Entscheider.
Genau die hatten Tsunoda vom Schwester-Team, das einst mal Toro Rosso hieß und Sprungbrett für den späteren viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel und auch Verstappen war, nach nur zwei Rennen in diesem Jahr befördert. An seiner Stelle musste Liam Lawson zurück zu den Racing Bulls.
Der Verbleib des 23 Jahre alten Neuseeländers dort ist auch noch nicht geklärt. «Man musste immer Leistung bringen, um befördert zu werden und im Sport zu bleiben», betonte Lawson: «Einfacher kann ich es wohl nicht ausdrücken.»
Als wahrscheinlich gilt, dass sein derzeitiger Teamkollege Isack Hadjar der nächste aus dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm sein wird, der über das Schwester-Team an die Seite von Verstappen wechseln wird. «Deswegen bin ich in der Formel 1. Ich bin nicht hier, um ein bisschen zu fahren, Geld zu machen und wieder nach Hause zu gehen», sagte der 21 Jahre alte Franzose. «Ich bin hier, um gegen die Besten anzutreten.» Es wäre definitiv aber auch ein bisschen angsteinflößend, Teamkollege von Verstappen zu sein.
Ergebnisse sprechen für einen 21 Jahre alten Franzosen
Ein Blick auf die Zahlen sprechen für ihn: Hadjar ist im Red-Bull-Kosmos hinter Verstappen Best of the Rest. Platz zehn für den Rookie mit 39 Punkten mit dem bisherigen Höhepunkt auf dem Podest in Zandvoort als Dritter. Lawson ist WM-14. mit 30 Punkten. Seine beste Platzierung: Platz fünf in Aserbaidschan. Auf Platz 16 des Klassements mit insgesamt 21 Fahrern rangiert Tsunoda, 28 Punkte stehen auf seinem Konto.
Mit drei Top-Ten-Plätzen in den vergangenen fünf Grand Prix zeigte er zumindest eine aufsteigende Tendenz. Mehr als Platz sechs (Aserbaidschan) war aber nicht drin. Als Verstappen zuletzt in Austin auf die Pole raste und Tsunoda als 13. vorzeitig ausgeschieden war, kommentierte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: «Das ist natürlich schon traurig.»
Ein Teenager-Talent in Lauerstellung
Der 82 Jahre Österreicher ist der Chef des Junioren-Programms von Red Bull, in dem der britisch-schwedische Teenager Arvid Lindblad - 18 Jahre jung - als Anwärter auf ein Cockpit bei den Racing Bulls gilt. Talente bringen sie immer wieder hervor, aber keiner schafft es so richtig, sich neben Ausnahmefahrer Verstappen zu etablieren.
Fünf Grand Prix stehen noch an in diesem Jahr. Generell sei geplant, dass über den zweiten Fahrer bei Red Bull nach dem Rennen in Mexiko-Stadt entschieden werde, bekräftigte Marko zuletzt. Allerdings nicht ohne sich auch einen kleinen zeitlichen Ausweg offenzuhalten: «Das ist momentan nicht unsere Priorität.»
Denn der, neben dem bisher viele eher mit sich als der Konkurrenz kämpften, kann noch Weltmeister werden. Neben einem fünfmaligen Formel-1-Champion Max Verstappen zu fahren, dürfte die Aufgabe für wen auch immer nicht leichter machen im kommenden Jahr.

