Der in Eritrea als Superstar gefeierte Radprofi Biniam Girmay erhofft sich durch die derzeit in Ruanda ausgetragene Weltmeisterschaft einen Aufschwung. «Ich hoffe, dass diese Veranstaltung zum Wachstum Afrikas beitragen wird», sagte der 25 Jahre alte Teamkollege des Augsburgers Georg Zimmermann bei einer Medienrunde. Die an diesem Sonntag zu Ende gehende WM ist die erste, die in einem afrikanischen Land ausgetragen wird.
Bei den Medienvertretern in Ruanda war der dreimalige Tour-de-France-Etappensieger ein gefragter Gesprächspartner. «Es ist wirklich eine Ehre und eine Freude, hier in Ruanda zu sein, denn es ist eines der Länder, die Sport lieben. Und die Menschen hier sind auch sehr begeistert von diesem Sport», sagte er.
Radsport in Afrika hat es schwer

Die Begeisterung der zahlreichen Zuschauer während der WM ist enorm. Doch afrikanische Radsport-Talente hätten es nicht einfach, fragt man den Eritreer: «Wir sind schon weit entfernt hinter den Europäern», sagte Girmay. Es scheitere unter anderem an zu hohen Kosten für Ausrüstung. «Ich weiß nicht, welche Familie dieses Geld ausgeben kann», stellte er klar.

Auch die Politik sei gefragt. «Die Regierung muss daran arbeiten, die Menschen zu unterstützen, insbesondere diejenigen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen», sagte er. Es mangele zudem an genügend Rennen auf dem Kontinent. Girmay gelangte über das Entwicklungsprogramm des Weltverbands UCI in den Profiradsport.
Beim Profirennen am Sonntag hat der Sprinter allerdings kaum Chancen auf einen Erfolg, es gilt als eine der schwersten Herausforderungen bei einer WM in den vergangenen Jahren. Die Strecke mit einer Distanz von knapp 270 Kilo- und 5475 Höhenmetern dürfte Girmay vor große Probleme stellen. Das sei auch ein Grund gewesen, warum er zu Beginn an einer Teilnahme gezweifelt habe. Auch durch die Besonderheit der ersten WM auf dem Kontinent habe er sich aber dafür entschieden.
Teamkollege Zimmermann: «Botschafter des afrikanischen Radsports»
«Die Strecke liegt ihm ja nicht besonders», sagte der deutsche Straßenradmeister Georg Zimmermann, der mit Girmay kurz in Kigali gesprochen habe und selbst als Teil des kleinen vierköpfigen Aufgebots der Deutschen am Sonntag startet. Er sei «mehr so als Botschafter des afrikanischen Radsports hier am Start», sagte Zimmermann über Girmay.
Zuletzt war der bekannteste afrikanische Radprofi 2020 in Ruanda. Damals nahm er an der dortigen Tour teil, die in Afrika hohes Ansehen genießt. In den Jahren danach folgte ein kometenhafter Aufstieg: 2024 schrieb der Sprinter Radsport-Geschichte, als er als erster Profi aus Eritrea eine Etappe bei der Tour gewann. Im Laufe der Frankreich-Rundfahrt folgten zwei weitere Tagessiege - und ein Hype entstand. Bei der diesjährigen Tour blieb er abgesehen von einem zweiten Platz zum Auftakt eher hinter seinen Erwartungen zurück.