In Australien

Neue Impulse: Kanutin Funk hofft auf Schub für WM

Ricarda Funk ist erstmals richtig zufrieden im Kajak-Cross. Beim Weltcupfinale wird sie Zweite im Time Trial und siegt im Cross. Nun geht es zur WM nach Australien. (Archivbild) | © Sebastian Kahnert/dpa

24.09.2025 | 24.09.2025, 12:15

Für die WM in Australien ist Slalomkanutin Ricarda Funk erstmals einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Raus aus den bequemen Verbandsstrukturen, weg von bekannten Gesichtern und hinaus ins Unbekannte. Im Februar reiste die Tokio-Olympiasiegerin allein mit ihren beiden Booten nach Down Under, mietete sich ein Auto und schloss sich beim Training auf der WM-Strecke in Penrith gut 60 Kilometer von Sydney entfernt dem französischen Team an. Sechs Wochen hartes Training, neue Sichtweisen und auch Rückschläge.

Denn im Land der Kängurus war sie unverschuldet in einen Autounfall verwickelt. Das alles machte sie noch stressresistenter und selbstbewusster. Bei den Australian Open auf der WM-Strecke dominierte sie d as Rennen der Weltklasse und gewann das Finale mit 3,01 Sekunden Vorsprung vor Lokalmatadorin Noemie Fox.

Ricarda Funk aus Deutschland holte in Tokio Gold im Kajak. Nun peilt sie bei der WM in Sydney erneut einen Titel an. - © Jan Woitas/dpa
Ricarda Funk aus Deutschland holte in Tokio Gold im Kajak. Nun peilt sie bei der WM in Sydney erneut einen Titel an. (© Jan Woitas/dpa)

Die dreimalige Olympiasiegerin und Schwester Jessica Fox wurde nur Zehnte. Die Olympia-Zweite von Paris, Klaudia Zwolinska aus Polen, wurde Fünfte, die Britin Kimberley Woods, in Paris Olympia-Dritte, Siebte. «Wow, da war es wieder, dieses Wettkampffeeling», meinte Funk, die nach ihrem Tor-Patzer im Finale bei Olympia in Paris neue Impulse brauchte.

Risiko oder Kontrolle?

Trotz 17 Jahren Erfahrung braucht die 33-Jährige die Anspannung. Der Tanz auf den Wellen im Stangenlabyrinth ist immer auch eine Abwägung von Risiko und Kontrolle. So stellt sich Funk bewusst die Frage: «Werde ich das Wasser kontrollieren – oder umgekehrt?»

Vor ihrem ersten Start am 1. Oktober im Teamwettbewerb möchte sie sich im Penrith Whitewater Stadium wieder in den Flow reinarbeiten. «Ich weiß, wie welche Stelle zu fahren ist. Aber ich bin nicht die Einzige, die das weiß. Die anderen wissen das genauso», betonte die Weltmeisterin von 2021 und 2022.

Mit ihren rund 53 Kilogramm gehört sie im Feld der Weltklasse-Athletinnen zu den leichtesten. Doch am Paddel hat sie enorme Kräfte. «Es ist natürlich cool, wenn man so ein Kraft-Last-Verhältnis hat. Das ist bei dieser Sportart auch ein Vorteil, wenn man ein paar Leute ärgern kann», sagte Funk.

Neues Paddel geordert

Dabei musste ein Paddel in der ersten Woche der Vorbereitung in Australien bereits den Dienst quittieren. Funk orderte bei ihrem Vater gleich ein neues Paddel, das am Donnerstag mit dem Rest des Staffs nach Australien nachkommt.

Für die Athletin ist das neue Paddel sehr wichtig, um auch bei der WM Erfolge einzukalkulieren. «Ich bin sehr sensibel, was Winkel, Einstellungen oder die Fläche betrifft. Wenn es um Medaillen geht, muss alles stimmen. Mein Papa gibt mir Vertrauen ins Material», die beim Weltcupfinale auf ihrer Heimstrecke in Augsburg erstmals auch im Kajak-Cross siegte. So kämpft sie in dieser Disziplin nun auch gegen Paris-Olympiasiegerin Noemie Fox.

WM-Aus für Jessica Fox

Zum Aufeinandertreffen mit ihrer großen Dauerrivalin Jessica Fox, die sie bei ihrem Gold bei Olympia 2021 in Tokio schlagen konnte, wird es nicht kommen. Der Australierin, der ein Tumor aus ihrer linken Niere entfernt worden war, musste für ihre Heim-WM absagen.

«Zum ersten Mal seit 15 Jahren werde ich bei der WM nicht an der Startlinie sein. Ich muss meine Gesundheit und Genesung an erste Stelle stellen. Ich bin total am Boden zerstört, dass ich diese WM auf meinem Heim-Kurs verpasse», postete die dreimalige Olympiasiegerin vor einigen Tage auf Instagram und fügte in Richtung ihrer Teamkollegen an: «Ich werde die beste Cheerleaderin sein, die ich sein kann.»

Auch Funk vermisst ihre Konkurrentin und adelt die Australierin: «Jessica Fox steht für Kanuslalom. Jetzt hatte sie die Chance, in ihrer Heimat zu fahren. Für mich ist es komisch, mit der Nummer Eins an den Start zu gehen. Sie gehört einfach Jess.»