Spanien-Rundfahrt

Comeback nach harten Jahren: Vingegaard glänzt bei Vuelta

Gewann die vorletzte Etappe: Jonas Vingegaard. | © Manu Fernandez/AP/dpa

14.09.2025 | 14.09.2025, 11:59

Die letzte schwere Prüfung auf dem Weg zum ersehnten Triumph bei der Vuelta nahm Jonas Vingegaard mit Bravour. Im roten Trikot des Gesamtführenden zeigte der dänische Radsport-Star vor imposanter Kulisse einen Auftritt im Stile eines Champions - auf den steilen Rampen hinauf zum 2.251 Meter hohen Bola del Mondo hängte Vingegaard seine Widersacher noch einmal ab und sicherte sich seinen dritten Tagessieg bei dieser Vuelta.

«Es ist eines der größten Rennen der Welt, ich habe immer davon geträumt, es zu gewinnen. Dass ich es geschafft und gewonnen habe, ist für mich ein wahr gewordener Traum», sagte Vingegaard schon vor der letzten Etappe zum Ende der drei Wochen, die neben großem Sport auch immer wieder von propalästinensischen Demonstrationen geprägt wurden.

Vingegaard schwärmt: «Unglaublich»

Imposante Kulisse beim finalen Vuelta-Wochenende. - © Manu Fernandez/AP/dpa
Imposante Kulisse beim finalen Vuelta-Wochenende. (© Manu Fernandez/AP/dpa)

Die 80. Ausgabe der Rundfahrt endet am Sonntag mit einer flacheren Etappe in Madrid, auf der normal nicht mehr groß attackiert wird. Der Portugiese Joao Almeida (1:16 Minuten Rückstand) und der Brite Tom Pidcock (3:11) sind die ersten Verfolger. Nach drei harten Wochen kann nur ein Sturz auf der letzten Etappe oder eine Krankheit den Gesamtsieg Vingegaards verhindern.

Vingegaard agierte bei der Vuelta auf Top-Niveau. - © Matteo Secci/ZUMA Press Wire/dpa
Vingegaard agierte bei der Vuelta auf Top-Niveau. (© Matteo Secci/ZUMA Press Wire/dpa)

Der 28 Jahre alte Vingegaard war alleine von seinem Tageserfolg auf «so einem besonderen Berg» beeindruckt. «Unglaublich», schwärmte der zweimalige Tour-de-France-Gewinner aus Dänemark, der sich in diesem und im letzten Jahr in Frankreich Dominator Tadej Pogacar geschlagen geben musste. Bei der Vuelta fehlte Pogacar - und Vingegaard nutzte dies eiskalt.

Proteste bei der Vuelta. - © Miguel Oses/AP/dpa
Proteste bei der Vuelta. (© Miguel Oses/AP/dpa)

Der Kapitän des Teams Visma hat harte Jahre hinter sich und musste sich nach schweren Stürzen immer wieder zurückkämpfen. Am heftigsten erwischte es Vingegaard im Frühjahr 2024 im Baskenland, als er sich neben einem Schlüsselbeinbruch sowie mehreren Rippenbrüchen eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax zuzog.

Sportdirektor: Nicht sein bestes Level

«Von all dem, was ich die vergangenen Jahre durchmachen musste, so zurückzukommen, ist sehr schön», sagte Vingegaard, der bei der diesjährigen Tour über vier Minuten hinter Pogacar zurückgefallen war.

Auch in Spanien war der Däne nicht am Limit, wie Sportdirektor Grischa Niermann anmerkte. «Das war nicht sein bestes Level, trotzdem hat es gereicht, um der beste Fahrer bei dieser Vuelta zu sein. Er hat es wirklich verdient. Wir freuen uns total», sagte Niermann bei Eurosport.

Doch am Finalwochenende ging es nicht nur um Sport. Knapp zwanzig Kilometer vor dem Ziel der Etappe hatte eine Gruppe von Demonstranten versucht, eine Straße zu blockieren. Die Führungsgruppe und das Hauptfeld konnten aber um die Menschen herumfahren. Polizisten versuchten, die Blockade aufzulösen. Mehrere Demonstranten hatten palästinensische Fahnen in den Händen.

Etappen-Abbruch und Drohungen

Es waren nicht die ersten Vorfälle dieser Art bei der Rundfahrt. Erst brach die Jury die elfte Vuelta-Etappe kurz vor dem Ende ab, weil Demonstranten im Zielbereich die Sicherheit der Fahrer gefährdet hätten. Danach berichtete der Sportdirektor des Rennstalls Israel-Premier Tech von Morddrohungen gegen sein Team.

Was hinter den Kulissen passiert sein soll, beschrieb der kanadisch-israelische Teambesitzer Sylvan Adams zwei Tage nach dem Eklat. Demnach habe ihn der Chef des Vuelta-Organisators «Unipublic» gebeten, das israelische Team von der Rundfahrt zurückzuziehen. «Aber ich habe ihm mitgeteilt, dass ich das nicht tun werde», sagte Adams.

«Wenn wir aufgeben, ist das nicht nur das Ende unseres Teams, sondern auch von allen anderen Teams.» Dann werde morgen jemand «gegen Teams aus Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder gegen Astana demonstrieren». Die Proteste propalästinensischer Demonstranten waren ein zentrales Thema der diesjährigen Spanien-Rundfahrt. Sie beziehen sich auf das Vorgehen von Israel im Gazastreifen.