Eine weitere Leichtathletik-WM ohne deutsche Medaille wird es aus Sicht des früheren Zehnkämpfers Frank Busemann bei den anstehenden Titelkämpfen in Tokio nicht geben. «Man hat immer noch das Gespenst von Budapest im Kopf, als wir gar nichts gewonnen haben. Das wird dieses Mal nicht passieren», sagte Busemann zwei Jahre nach dem Debakel bei den Weltmeisterschaften in Ungarns Hauptstadt. Damals war das deutsche Team, dem in Budapest auch einige verletzte Leistungsträger fehlten, erstmals ohne Edelmetall bei einer WM geblieben.
Vor der am Samstag beginnenden WM in der japanischen Metropole warnte Busemann im Interview des Medienunternehmens «Münchner Merkur/TZ» vor zu hohen Erwartungen. «Man muss aber auch sagen, dass die vier Medaillen von den Olympischen Spielen in Paris den Blick etwas verklären. Das war schon im oberen Bereich des Machbaren», betonte der 50-Jährige, der in Tokio wieder als Experte für die ARD dabei ist.
Neugebauer tut deutscher Leichtathletik «unfassbar gut»
Im vergangenen Sommer hatte es sensationell Olympia-Gold für Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye gegeben, dazu jeweils Silber für Weitspringerin Malaika Mihambo und Zehnkämpfer Leo Neugebauer sowie überraschend Bronze für die deutsche Sprint-Staffel der Frauen.
Den deutschen Rekordler Neugebauer lobte Busemann nicht nur für seine sportlichen Leistungen. «Neugebauer ist ein erstklassiger Athlet und dann noch diese freundliche Ausstrahlung, bei der man denkt: was ein Typ! Er tut der deutschen Leichtathletik unfassbar gut.»
Busemann sieht auch eine Gefahr
Der in den USA trainierende 25-Jährige hatte bei der WM 2023 nach dem ersten Tag des Zehnkampfes geführt und musste am Ende mit Platz fünf zufrieden sein. «In Budapest hat er sich noch verrannt, in Paris war er deutlich souveräner», sagte Busemann.
Nach dem Ende seines Studiums ist Neugebauer nun Vollprofi. Das birgt aus Busemanns Sicht auch eine Gefahr. «Du weißt: Jetzt muss ich umswitchen und bin hundertprozentig beim Sport. Jetzt denkt er den ganzen Tag nur an Sport, das kann auch kontraproduktiv sein», erklärte der Olympia-Zweite von 1996.