Ex-DSC-Profi als Schirmherr

Kopfball mit Köpfchen: Arminia-Legende Klos rät Nachwuchskickern zur Vorsicht

Welcher Sportler könnte glaubwürdiger für das Thema Kopfverletzungen stehen als Fabian Klos? Er möchte anderen ersparen, was ihm selbst widerfuhr.

Fabian Klos erläutert den C-Jugendlichen des TuS Hoberge-Uerentrup, hier Mohammed Adem Mohammud, worauf sie beim Kopfball achten müssen. | © Christian Weische

18.09.2025 | 18.09.2025, 11:41

Bielefeld. „Ihr könnt beim Kopfball auch einfach mal wegbleiben.“ Als Fabian Klos diesen Satz sagt, werden die 20 Nachwuchskicker, die vor ihm stehen, ganz still. „Wie bitte?“, scheinen sich einige von ihnen zu fragen: „Ich soll den Ball nicht mit dem Kopf spielen?“ Einen solchen Satz haben wohl nur die wenigsten von ihnen bislang auf dem Fußballplatz gehört. Aber es stimmt: Ausgerechnet der Rekordtorjäger, der fast ein Drittel seiner 180 Treffer für Arminia Bielefeld mit dem Kopf erzielt hat, empfiehlt ihnen: „Wenn ihr in einer Spielsituation ein ungutes Gefühl habt, bleibt lieber weg, statt euch den Kopf kaputtzumachen.“

Fabian Klos leitet das Präventionstraining bei der C-Jugend des TuS Hoberge-Uerentrup in Bielefeld in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Beratungsstelle „Weiterleben“ der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. „Weiterleben“ bietet Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen eine Anlaufstelle sowie qualifizierte Beratung und Unterstützung. Das Angebot richtet sich nicht nur an die Betroffenen selbst und ihre Familien, Freundinnen und Freunde sowie Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch an andere soziale Systeme, wie beispielsweise Sportvereine.

Welcher Sportler könnte glaubwürdiger für das Thema Kopfverletzungen stehen als Fabian Klos? 2013 zog er sich in einem Spiel Frakturen an Gesichtsschädel, Stirn und Augenhöhle zu; 2022 erlitt der Stürmer bei einem weiteren heftigen Zusammenprall erneut Brüche der Stirn- und Augenhöhle. Über diese schweren Unfälle spricht er auch beim Training mit den 13- bis 15-Jährigen. Selbstkritisch sagt Klos: „Die zweite Verletzung war zum Teil meine eigene Schuld. Ich war in der Situation übermotiviert, ich hätte wegbleiben müssen.“

Ex-Arminia-Stürmer Klos begab sich unnötig ins Risiko

Was er meint: Zwar war es der Schädel eines Mitspielers, der in Klos‘ Gesicht krachte; doch er selbst hatte sich vorher aktiv in eine Situation begeben, in der er eigentlich nichts zu suchen hatte.

Sein unbedingter Wille, den Ball in relativ aussichtsloser Lage zu erobern, hatte in diesem Moment über die Vernunft gesiegt. Glück im Unglück hatte Klos insofern, als er keine bleibenden Schäden davontrug und nach der Verletzungspause mit einer Carbon-Maske weiterspielen konnte.

Fabian Klos (l.) beim Kopfballtraining mit dem Nachwuchs des TuS Hoberge-Uerentrup. - © Christian Weische
Fabian Klos (l.) beim Kopfballtraining mit dem Nachwuchs des TuS Hoberge-Uerentrup. (© Christian Weische)

Dennoch möchte er anderen ersparen, was ihm selbst widerfuhr. Also: Besser mit Köpfchen spielen, als übereifrig den Kopf ins Getümmel halten. Das ist Klos‘ zentrale Botschaft an die Nachwuchskicker. „Es ist keine Schande, wenn man nicht in jedes Kopfballduell geht. Dafür wird niemand ausgelacht“, versichert er den Jungen.

Ein Kopfballverbot für Kinder unter 12 Jahren gibt es in Deutschland nicht

Um Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen beim Fußball vorzubeugen, ist auch eine gute Technik gefragt. Fabian Klos lässt die Jugendlichen Übungen und Wettspiele machen, bestärkt sie, korrigiert sie und gibt ihnen wertvolle Tipps. Ein solches Training, das praktische und theoretische Anteile verbindet, entspricht genau den Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ein Kopfballverbot, wie es etwa in England für Kinder unter zwölf Jahren im Training praktiziert wird, hält der DFB für nicht zielführend. Stattdessen soll der Nachwuchs in Deutschland das Kopfballspiel mit altersgemäßen Bällen – also kleineren, leichteren und nicht voll aufgepumpten – erlernen und perfektionieren, um die Verletzungsgefahr im späteren Erwachsenenfußball zu reduzieren.

Das Training mit den C-Jugendlichen des TuS Hoberge-Uerentrup bot Fabian Klos in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Betheler Beratungsstelle „Weiterleben“ an. - © Christian Weische
Das Training mit den C-Jugendlichen des TuS Hoberge-Uerentrup bot Fabian Klos in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Betheler Beratungsstelle „Weiterleben“ an. (© Christian Weische)

Nach dem Training nehmen die Nachwuchsfußballer neben Selfies mit Fabian Klos auch neues Wissen und eine neue Sensibilität für das Kopfballspiel mit nach Hause. Katrin Klaphake, Projektleiterin von „Weiterleben“, ist sehr zufrieden. Sie sagt: „Jugendliche in diesem Alter hören nicht mehr unbedingt auf ihre Eltern, aber wenn ein Idol wie Fabian Klos etwas sagt, sind sie sehr aufmerksam. Insofern hat das Training das gebracht, was wir uns erhofft haben.“ Weitere Trainings dieser Art sollen folgen.