
Unterhaching. „Heute und für immer Sieger“ stand auf dem gigantischen Banner, das die mitgereisten Fans über ihrem Block befestigt hatten. Ihr Team nahm es ernst und holte mit einem 2:1 in Unterhaching den nächsten Dreier.
Umschaltspiel, Restverteidigung, Achter herausrücken – ob Mitch Kniat sein Fach-Vokabular bei der Kabinenansprache vor der Partie einfach heruntergeschluckt hat, ist natürlich nicht überliefert. Der Trainer des DSC Arminia Bielefeld hätte jedoch vor der Partie bei der SpVgg Unterhaching ohne schlechtes Gewissen seinen Spielern lediglich das bekannte Beckenbauer-Zitat mit aufs Feld geben können: „Geht´s raus und spielt´s Fußball“. Wurde am Freitag noch gemutmaßt, dass ein eigener Sieg für Saisonziel Nummer eins hermuss, so liefen die Bielefelder am Sonntag unter der stolzen Grußformel auf: „Gestatten – der Aufsteiger.“
Die Versetzung der Arminen in die 2. Bundesliga hatten Alemannia Aachen mit dem Sieg gegen Saarbrücken und der FC Energie Cottbus mit dem Erfolg gegen Hansa Rostock den Ostwestfalen abgenommen. Sollte der Fall eintreten, so hatte Kniat vorher betont, sei ihm das auch ganz recht. Irgendetwas Eigenes beizutragen, schien dann aber doch angemessen.
Um 14.15 Uhr schwappt die erste Jubelwelle durch die Republik
Mitch Kniat hätte taktieren können, seinen arg strapazierten Stammkräften Pausen gönnen können, immer das Ziel DFB-Pokalfinale dabei vor Augen. Doch der Arminia Coach machte keine Anstalten, an seiner Erfolgsformation etwas zu ändern. Er ließ die Elf starten, welche den Höhenflug in den vergangenen Wochen angeschoben hatte.
So aufgestellt machte der „Deutsche Sportclub“ um 14.15 Uhr seinem Namen alle Ehre. Der frenetische Jubelschrei aus mindestens 3.000 Fan-Kehlen dürfte gefühlt auf der halben Strecke zwischen Bielefeld und Unterhaching zu hören gewesen sein. Aus den Wohnzimmern und Fankneipen in OWL wird derweil wohl die andere Hälfte der rund 600 Kilometer beschallt worden sein. Sam Schreck hatte per Foulelfmeter zum 1:0 für Arminia Bielefeld gegen die SpVgg Unterhaching getroffen und zu diesem Zeitpunkt sein Team damit auch noch auf den Meisterplatz geschossen.
Die Meisterschaft. Quasi auf der Reise nach Bayern musste nach den Ereignissen vom Samstag das Saisonziel angepasst werden. Und die Mannschaft nahm es augenscheinlich auch an. Nach einigen guten Vorstößen, die nichts einbrachten, zwang Stefano Russo mit einem 17-Meter-Freistoß nach Foul an Joel Grodowski Haching-Keeper Konstantin Heide in der 12. Minute zur ersten Glanztat.
Hachings Ausgleich bremst den Meisterzug nicht aus
In der 23. steckte Schreck nach einem schnell ausgeführten Freistoß weiter auf Sarenren Bazee durch, der aber an Heides Fuß scheiterte. 14 Minuten später schaufelte Sarenren Bazee eine scharfe Lannert-Hereingabe aus zehn Metern übers Tor. Kurz danach kam es zum Duell Nummer drei des Bielefelder Außenstürmers mit dem Haching-Keeper. Der Armine fiel und Schiedsrichterin Fabienne Michel gab den Elfmeter, den Schreck als sein erstes Pflichtspieltor für den DSC verwandelte.
Fünf Minuten später, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, hatte dann noch Christopher Lannert die Chance, sein erstes Drittligator für den DSC zu erzielen. Doch sein Foulelfmeter wurde Beute von Keeper Heide. Das rächte sich, denn die Gastgeber, die keineswegs nur die Tür aufhalten wollten, kamen zurück. Nach einer passgenauen Hereingabe von rechts war Manuel Stiefler per Kopf zur Stelle und nickte zum Ausgleich ein.
Doch Bielefelds Meisterrennen wurde dadurch keineswegs ausgebremst. Im direkten Gegenzug bediente Kapitän Mael Corboz von links Marius Wörl, der aus elf Metern den Ball zur neuerlichen Führung einzirkelte. Kniat hatte in der Pause bereits zwei Offensivkräfte ausgetauscht, Sarenren Bazee und Grodowski hatten für Young und Kania Platz gemacht.
In der zweiten Hälfte spielten beide Teams etwas mehr mit offenem Visier, wodurch der DSC vor dem Tor noch zu einigen Gelegenheiten kam, hinter dem ein massives Polizeiaufgebot einem Platzsturm der DSC-Fans vorbeugte. Nach dem Schlusspfiff stürmten dann auch nur die Ersatzspieler in ihren Aufsteiger-Shirts aufs Feld und feierten.