Rekord-Kartoffelernte in NRW: So profitieren Bedürftige in OWL
Ein Kartoffelbauer aus Dortmund spendet 100 Tonnen seiner überschüssigen Kartoffeln an die Tafeln in NRW. Nur selten erleben die Einrichtungen so großzügige Spenden.
Bielefeld. Kartoffelbauer Cornelius Hubbert hat ein großes Herz. Davon ist die Sprecherin der Tafeln in NRW, Petra Jung-Rothmann, überzeugt. Denn sie weiß, dass hinter seiner Spende nicht nur guter Wille, sondern auch sehr viel Arbeit steckt.
Der Landwirt aus Dortmund hat angesichts der Kartoffelmassen, die er aufgrund einer Rekord-Ernte nicht mehr auf den regulären Markt verkaufen kann, den Tafeln insgesamt 100 Tonnen Kartoffeln geschenkt. Obendrein will er die Kartoffeln in Zehn-Kilogramm-Säcke umfüllen. „Das sind mehrere Tage Arbeit“, erklärt Jung-Rothmann.
Zuerst hatte die „Bild“ berichtet, dass NRW-Tafel-Chef Peter Vorsteher persönlich die Säcke in den vereinseigenen 17-Tonner geladen und in NRW verteilt hätte. Eine Geschichte mit Strahlkraft – auch wenn die Details nicht ganz der Wahrheit entsprechen. So misst der Laster laut Jung-Rothmann nur 7,5 Tonnen und wurde in Wahrheit von einem anderen Mitarbeiter der Tafel gefahren.
Rekord-Erntejahr für Kartoffeln in NRW
Aber das tolle Gefühl beim Lesen der Geschichte bleibt. Und auch eine Frage: Warum ist eine solche Lebensmittelspende von einem Landwirt eigentlich so besonders? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass überschüssige Lebensmittel bei armutsbetroffenen Menschen besser aufgehoben sind als auf der Müllhalde?
Das aktuelle Jahr lief überdurchschnittlich gut für Kartoffelbauern. Das Bundeslandwirtschaftsministerium erwartet die „größte Kartoffelernte seit 25 Jahren“. Der westfälisch-lippische Landwirtschaftsverband (WLV) beziffert die vorläufige Ernte für NRW mit 2,3 Millionen Tonnen.
Das ist so viel, dass viele Bauern nicht wissen, wohin mit ihren Kartoffeln. „Überschüssige Kartoffeln können zu Tagespreisen verkauft werden“, teilt der WLV mit. Doch das Überangebot an Kartoffeln hat auch die Preise gedrückt. Mehr Geld lässt sich also nur bedingt damit verdienen.
Brücke zwischen Armut und Verschwendung
Für viele Bauern sei es daher am einfachsten, den Überschuss in die Biogasanlage zu kippen, sagt Jung-Rothmann. Die Landwirte hätten eine eingefahrene Logistik. Viele kämen gar nicht auf Idee, die Tafeln anzurufen. „Die können sich vielleicht nicht vorstellen, dass eine Tafel das logistisch leisten kann. Aber wir können das.“ Bei größeren Spenden würden auch externe Speditionen beauftragt.
Die erste Lkw-Ladung mit den Kartoffeln aus Dortmund gehe ins Verteilzentrum nach Bochum, erklärt Jung-Rothmann. „Ein Teil der gespendeten Kartoffeln befindet sich noch unter der Erde.“ In den nächsten Tagen folgten weitere Lieferungen, die über das Verteilzentrum Gütersloh auch bei den Tafeln in OWL landen. „Wir bilden so eine Brücke zwischen Armut und Verschwendung.“
Und es gibt noch weitere Spenden aus der Landwirtschaft. So wurden acht Tonnen Speisezwiebeln aus Jülich angekündigt, zuletzt habe es eine Sammelspende von vier Bauern mit insgesamt 132 Tonnen Kartoffeln gegeben.
Supermärkte bestellen effizienter
Doch so erfreulich die aktuellen Spenden aus der Landwirtschaft sind – die Tafeln stehen weiter vor gewaltigen Herausforderungen. Eine ihrer Hauptbezugsquellen – die Supermärkte – bestellten immer effizienter, so Jung-Rothmann. Sie böten Rettertüten mit krummen Gurken und Waren mit kurzem Haltbarkeitsdatum an. „Oft bleibt gar nicht mehr so viel für uns übrig.“
Positiv sei, dass die Tafeln seit 2020 auch direkt von Herstellern und Industrie Waren beziehen können. So habe es zuletzt sechs Lkw voll Kokosmilch gegeben – insgesamt 2.000 Dosen, die sonst auf dem Sondermüll gelandet wären.
Genügend Reste sind also da. Im Fall der Bauern und ihrer Kartoffeln fehlen an einigen Stellen vielleicht nur die Routine und das Wissen, an wen man sich wenden könne. Jung-Rothmann: „Ein Landwirt muss nur an die Tafeln NRW denken und unsere Nummer wählen. Es ist ganz einfach.
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