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Schleuserprozess: Zehn Angeklagte vor Landgericht Bielefeld

Prozesstart um das Schleusen von Prostituierten aus Thailand nach Deutschland: Die Angeklagten sitzen im Landgericht Bielefeld neben ihren Verteidigern. | © Friso Gentsch/dpa

11.11.2025 | 11.11.2025, 15:30

Mit dem Verlesen der Anklage hat vor dem Landgericht Bielefeld ein großer Prozess gegen ein mutmaßliches Schleusernetzwerk begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft zehn Männern und Frauen gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern, Zwangsprostitution und Geldwäsche vor. Sie sollen Frauen und Transmenschen aus Thailand nach Deutschland gebracht und sie dort zur Prostitution gezwungen haben. Mit der Arbeit in den Bordellen mussten die Opfer der Anklage zufolge ihre Reisekosten abbezahlen.

Von der Organisation bis zum Bordellbetrieb

Die Angeklagten im Alter von 29 bis 64 Jahren sollen laut Anklage verschiedene Rollen innerhalb des Netzwerks übernommen haben: Einige sollen das System organisiert, andere als Fahrer oder Kuriere fungiert und wieder andere die Bordelle betrieben haben.

Neben Nordrhein-Westfalen gab es Bordelle in Hamburg, Lüneburg und Weimar. Die angeklagten Frauen und Männer stammen aus Löhne, Bad Oeynhausen, Minden und Bünde (alle Nordrhein-Westfalen) sowie aus Hamburg, Rostock und Frankfurt. Einer der Angeklagten hat einen britischen Pass, die anderen sind thailändische Staatsbürger, zwei besitzen zusätzlich einen deutschen beziehungsweise einen schwedischen Pass.

Bargeld als Süßigkeiten getarnt

Das in Deutschland in den Bordellen erwirtschaftete Geld wurde zum Teil per Flugzeug als Bargeld nach Thailand gebracht und dort getauscht. In einem von der Staatsanwaltschaft geschilderten Fall wurden 110.000 Euro in zwei Süßigkeitsverpackungen über den Flughafen Hamburg nach Asien geschmuggelt. Angeklagt ist deshalb auch Geldwäsche. Das Verlesen der Anklage dauerte weit über zwei Stunden. Bis Ende April 2026 hat das Gericht Verhandlungstage angesetzt.