Ehrenamt in Not: Vater und Sohn kämpfen für den Mädchenfußball in Herford

Herford. Wenn George und Timm White über ihren Verein sprechen, wird schnell klar: Ohne Herzblut läuft hier nichts. Der in England geborene 66-jährige Jugendleiter und Trainer George sowie sein Sohn Timm, 39 Jahre alt und Friseurmeister, engagieren sich beim Herforder SV seit Jahren ehrenamtlich im Mädchenfußball. Beide wissen, was es bedeutet, Woche für Woche Zeit, Geld und Energie in den Nachwuchs zu stecken – ohne Bezahlung, aber mit Leidenschaft. &bdquo;Ehrenamtlich, genau – ich kriege kein Geld dafür. Im Gegenteil, manchmal kostet es mich sogar was“, sagt Timm White. Er hat einen eigenen Salon in Herford und seine Öffnungszeiten eigens an das Training angepasst. Freitags verzichtet er auf Einnahmen, um Zeit für seine Mannschaft zu haben. &bdquo;Jedes Hobby kostet Geld“, sagt er. &bdquo;Aber das hier gibt mir viel zurück – vor allem durch die Kinder.“ Auch Vater George kam durch die Familie zum Mädchenfußball: Seine Enkeltochter wollte spielen, und der Opa machte kurzerhand mit. &bdquo;Ich wollte, dass sie Spaß am Fußball hat und nicht aufhört, nur weil sie bei den Jungs vielleicht nicht so akzeptiert wird“, erzählt er. Aus einer kleinen Truppe mit sechs Mädchen ist inzwischen ein ganzer Bereich geworden: Mehr als 100 Mädchen spielen heute beim Herforder SV Fußball – von den Minis bis zur U17. Ehrenamtliche Trainer gesucht – in OWL und deutschlandweit Doch trotz wachsender Begeisterung unter den Mädchen bleibt eines schwierig: Menschen zu finden, die bereit sind, sie zu trainieren. &bdquo;Jeder hat Doppelfunktionen“, sagt Vater George. &bdquo;Ich bin Jugendleiter, Trainer, Organisator und eigentlich 24/7 für den Verein unterwegs.“ Viele potenzielle Trainerinnen und Trainer schrecken zurück: keine Zeit, kein Geld, keine Erfahrung. Auch der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat das erkannt. &bdquo;Die Qualifizierung von Trainerinnen und Vereinsmitarbeiterinnen bleibt eine der wichtigsten Aufgaben des DFB und seiner Landesverbände“, teilt der FLVW auf Anfrage mit. &bdquo;In der Saison 2024/2025 wurden deutschlandweit fast 24.000 Menschen lizenziert oder zertifiziert – ein Plus von 30 Prozent zum Vorjahr.“ Das bedeutet aber nicht automatisch, dass in jeder Region genügend ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer verfügbar sind. Besonders beliebt seien niedrigschwellige Angebote wie der DFB-Basis-Coach oder das Kindertrainerinnen-Zertifikat, das inzwischen mehr als 40.000-mal vergeben wurde. Auch der FLVW selbst habe 2024 mit 1.754 erfolgreich absolvierten Qualifizierungsmaßnahmen einen neuen Bestwert erreicht. Die Zahlen zeigen: Es bewegt sich etwas – gleichzeitig bleibt die Lücke im Alltag mancher Vereine deutlich spürbar. Ehrenamt in OWL durch Nachwuchsförderung stärken Für George White steht fest: &bdquo;Ehrenamt ist eine Herzensangelegenheit. Wenn man das nicht mit Leidenschaft macht, funktioniert es nicht.“ Das bestätigt auch sein Sohn. &bdquo;Du brauchst Herzblut, sonst hältst du das auf Dauer nicht durch.“ Der Verein versucht, junge Menschen früh einzubinden. Vier Mädchen haben inzwischen ein Kindertrainer-Zertifikat absolviert, weitere sollen folgen. &bdquo;Wir wollen zeigen, dass Ehrenamt Spaß machen kann und man dabei Verantwortung lernt“, sagt George. .responsive23-z9CQeg9zI6Pg1bHo-choro-ehrenamtquote-owl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-z9CQeg9zI6Pg1bHo-choro-ehrenamtquote-owl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-z9CQeg9zI6Pg1bHo-choro-ehrenamtquote-owl { padding-top: 166.67%; } } Genau diese Entwicklung begrüßt auch der Verband. &bdquo;Vor allem das Kindertrainer-Zertifikat ist eine echte Erfolgsgeschichte“, heißt es vom FLVW. Dank eines Solidartopfs der westfälischen Profiklubs könne diese Ausbildung vollständig kostenlos angeboten werden. Besonders erfreulich: Immer mehr Mädchen und junge Frauen nehmen an den sogenannten Only Girls-Lehrgängen teil, speziellen Kursen nur für weibliche Teilnehmerinnen. Außerdem vergibt der Verband Stipendien für Frauen, die eine B-Lizenz anstreben. Mädchenfußball in OWL im Aufwind Doch Idealismus stößt oft an Grenzen – vor allem finanzielle. &bdquo;Wir haben knapp 220 Mitglieder und Beiträge von elf Euro im Monat. Davon kann man keine Heerscharen von Trainern bezahlen“, erklärt George White. Sponsoren zu finden, sei schwierig. &bdquo;Viele unterstützen lieber Männermannschaften. Dabei ist Mädchenfußball längst kein Nischenthema mehr.“ Dass bestätigt auch der FLVW mit aktuellen Zahlen: &bdquo;Zum Stichtag 1. Oktober 2025 verzeichnen wir ein erneutes Plus von 397 Teams im Vergleich zur Vorsaison“, so der Verband. &bdquo;Erhebliche Zuwächse gibt es erfreulicherweise bei den Juniorinnen: In dieser Saison sind nochmals 138 Teams hinzugekommen.“ Das Problem: Je mehr Teams entstehen, desto größer wird zugleich der Bedarf an Trainern. Insgesamt nehmen derzeit 942 Mädchenmannschaften am Spielbetrieb teil – ein deutlicher Beleg für den Aufschwung. Im gesamten Verbandsgebiet spielen inzwischen 272.602 Frauen und Mädchen Fußball, ein Plus von knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mädchenfußball auf struktureller Ebene noch verbesserungswürdig Hinzu kommen strukturelle Probleme. &bdquo;Manchmal denke ich, die Rahmenbedingungen sind immer noch auf Jungs ausgerichtet“, sagt George White und erzählt vom sogenannten &bdquo;Klo der Schande“ – einem alten Dixi-Klo auf dem Sportplatz. &bdquo;Da weiß man, welchen Stellenwert der Mädchenfußball noch hat.“ Auch hier arbeitet der FLVW an Verbesserungen. Seit 2022 ist der Verband Teil des DFB-Pilotprojekts &bdquo;DFB-Assist“, das Strategien zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs im Amateurbereich entwickelt. Ziel sei unter anderem die Erhöhung des Anteils weiblicher Trainerinnen, die Schaffung von Spielangeboten in einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern sowie die Steigerung der aktiven Spielerinnenzahlen. &bdquo;Viele Maßnahmen konnten bereits erfolgreich angestoßen und umgesetzt werden“, teilt der FLVW mit. Das Projekt läuft unter dem Motto: &bdquo;Wir sind dran.“ Trotz aller Widrigkeiten überwiegt für beide die Freude an ihrer Aufgabe. &bdquo;Wenn du nach drei Monaten krankheitsbedingter Pause auf den Platz kommst und 15 kleine Mädchen dich umarmen – dann weißt du, warum du das machst“, erzählt der Coach. Für ihn und seinen Sohn steht fest: Ehrenamt lässt sich nicht mit Geld aufwiegen. &bdquo;Man kann fast alles lernen: Trainingsinhalte, Organisation, Pädagogik. Aber dieses Feuer, das muss man mitbringen“, sagt der Jugendleiter. Ehrenamtliches Engagement &bdquo;lohnt sich“ Der Herforder SV will das Thema Ehrenamt weiter in den Mittelpunkt rücken – mit Aktionen, Zertifikaten und einem geplanten Abend zum &bdquo;Tag des Ehrenamts“ am 5. Dezember. &bdquo;Wir möchten zeigen, dass Ehrenamt kein Muss ist, sondern Freude macht“, betont George White. &bdquo;Und dass man gemeinsam etwas bewegen kann.“ Auch wenn der Mangel an ehrenamtlichen Trainern im Mädchenfußball groß ist – Menschen wie George und Timm White zeigen, dass Engagement, Herz und Gemeinschaft mehr bewirken können als jede finanzielle Entlohnung. &bdquo;Es ist Arbeit, ja“, sagt Timm. &bdquo;Aber wenn du siehst, wie die Kinder sich entwickeln, dann weißt du: Es lohnt sich.“

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