Ein ehemaliger Bauunternehmer aus Solingen ist wegen illegaler Giftmüllentsorgung zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Wuppertaler Amtsgericht sprach den 71-Jährigen schuldig. Er habe zum Teil hoch belastete Abfälle vergraben lassen.
In Heiligenhaus, Solingen, Haan und Wuppertal hatten die Ermittler belasteten Bauschutt auf nicht dafür vorgesehenen Flächen entdeckt. Ob Asbest oder Chrom, beinahe überall seien krebserregende Stoffe nachgewiesen worden, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer.
Der 71-Jährige habe mit der illegalen Verklappung im Vergleich zur legalen Entsorgung Geldsummen im fünfstelligen Bereich eingespart. Er habe seine Kunden über den Tisch gezogen und seine Arbeiter beim Umgang mit den hochgefährlichen Abfällen ohne jeglichen Schutz wie Anzüge, Masken oder Handschuhe arbeiten lassen. Er sei dabei mit krimineller Energie und krankhafter Gewinnsucht vorgegangen.
Verteidiger wollte Freispruch
Der Angeklagte beschrieb sich als gesundheitlich schwer angeschlagenen Rentner. Sein Verteidiger beantragte einen Freispruch. Die Beweisaufnahme habe seine Unschuld ergeben, so der Anwalt. Das sah das Gericht anders.
Aber bei der Urteilsverkündung fehlte der Angeklagte plötzlich: Er habe in der Verhandlungspause Suizid-Absichten geäußert, so sein Anwalt. Deshalb habe er ihn in eine psychiatrische Notaufnahme geschickt. Den Antrag der Staatsanwaltschaft, ihn wegen Fluchtgefahr in Haft zu nehmen, hatte das Gericht zuvor abgelehnt.
Laut Anklage hatte der Mann in der Nähe des Wuppertaler Gefängnisses fast 10.000 Kubikmeter Bauschutt meterhoch bis an die Grundstücksgrenzen der Anwohner kippen lassen. Auf einer Baustelle in Langenfeld habe er asbesthaltigen Abfall vergraben lassen. Ein alter Luftschutzbunker sei auf seine Anweisung hin mit hochgiftigen Abfällen verfüllt worden.
Schließlich soll er veranlasst haben, dass acht Container mit Bauschutt und gefährlichen Stoffen auf einem Wanderparkplatz abgestellt wurden. Der Stadt Solingen soll er gefälschte Entsorgungsnachweise vorgelegt haben. Mit den Straftaten habe er sich die Kosten für die ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle gespart.
Anwohner beschwerten sich
Der Beschuldigte hatte die Vorwürfe im Ermittlungsverfahren bestritten und behauptet, die Abfälle ordnungsgemäß entsorgt zu haben. Die Fälle reichen zum Teil mehr als zehn Jahre zurück. Einige Komplexe betrachtete das Gericht deswegen als verjährt.
Schon 2014 hatten sich Anwohner in Wuppertal über bis zu acht Meter hohe Schuttberge auf einem 5.400 Quadratmeter großen Gelände beschwert.
Die Staatsanwaltschaft hatte bereits vor vier Jahren Anklage gegen den Mann erhoben. Ein erster Prozess gegen den Unternehmer war vor drei Jahren nach der Erkrankung eines Verteidigers geplatzt. In der Zwischenzeit war gegen den Unternehmer weiter ermittelt worden. Die neue Anklage enthielt weitere Vorwürfe.