„Größte Reform seit 2008“

Einheitlicher Schienennahverkehr: So will NRW Ärgernisse im ÖPNV abbauen

Nicht abgestimmte Zug-Taktungen, unterschiedlich hohe Bahnsteige und langwierige Verhandlungen: All das soll es künftig im Land nicht mehr geben.

Das Land NRW schiebt jetzt eine große Reform im Schienennahverkehr an - mit verschiedenen Folgen. | © picture alliance

Ingo Kalischek
19.09.2025 | 19.09.2025, 16:25

Düsseldorf. Wer täglich mit der Bahn unterwegs ist, wird diesen Schritt nicht sofort merken. Und dennoch führt die Neustrukturierung im Schienennahverkehr, die NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) jetzt vorgestellt hat, zu erheblichen Veränderungen.

Der Plan sieht vor, dass aus den drei bislang bestehenden Trägern eine Landesanstalt wird. Die drei Träger, das sind der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Go.Rheinland. Sie organisieren beispielsweise den Schienenverkehr in ihren Regionen und bestellen den Zugverkehr auf der Schiene bei den Bahnunternehmen.

Krischer ist der Meinung, dass das in der jetzigen Struktur zu kompliziert abläuft – und dass drei Aufgabenträger heute nicht mehr zeitgemäß sind. Der Minister erwartet, dass eine neue Gesellschaft zu mehr Effizienz führen wird. Ein Beispiel: Wenn künftig Verhandlungen mit großen Playern wie der Deutschen Bahn anstehen, dann soll die neue Landesanstalt mehr Durchschlagskraft besitzen, als es bei den aktuellen drei einzelnen Trägern der Fall ist. „Wir versprechen uns klare Zuständigkeiten und eine einheitliche Linienplanung, also nicht mehr einen 20- und einen 30-Minutentakt“, sagte Krischer in Düsseldorf.

Koordination von Bussen und Straßenbahnen bleibt unberührt

Durch die Vereinheitlichung sollen die „vielen Ärgernisse“ für Fahrgäste aufgrund der zersplitterten Schienen-Verkehrsstruktur reduziert werden. Auch die Bahnsteighöhen, die sich aktuell je nach Region unterscheiden, sollen langfristig angepasst werden. Der öffentliche Nahverkehr, bei dem es um die Koordination von Bussen und Straßenbahnen in den einzelnen Städten geht, wird weiter von den drei Trägern organisiert – jedoch in abgespeckter Form. Die meisten der aktuell rund 700 Mitarbeiter sollen künftig für die neue Gesellschaft tätig sein, kündigt Krischer an.

Zugleich will das Land das finanzielle Risiko der Kommunen minimieren, indem es künftig eine Grundfinanzierung sicherstellt. Das soll ein Grundangebot auf allen Strecken ermöglichen. Der Zeitplan sieht vor, dass die neue Gesellschaft „allerspätestens“ 2027 an den Start gehen kann, so Krischer. Doch zunächst dürfen jetzt Verbände Stellungnahmen zu den Plänen abgeben.