Kino-Highlight der 1990er

13 Fakten über „Der Pferdeflüsterer“, die Sie (vielleicht) noch nicht kennen

Erfahren Sie 13 spannende Fakten über „Der Pferdeflüsterer“ mit Robert Redford – von Scarlett Johanssons Durchbruch bis zu den echten Pferdeflüster-Techniken.

US-Schauspieler und Regisseur Robert Redford mit Pilgrim in einer Szene seiner Romanverfilmung "Der Pferdeflüsterer". | © picture alliance / dpa

Christian Lund
17.09.2025 | 17.09.2025, 11:24

Als „Der Pferdeflüsterer“ 1998 in die Kinos kam, erlebte das Publikum einen Film, der weit mehr war als eine Romanverfilmung. Robert Redford verband epische Naturaufnahmen, eine bewegende Heilungsgeschichte und eine Coming-of-Age-Story zu einem emotionalen Kinoereignis.

Der Film erzählt die Geschichte der jungen Grace, die nach einem Reitunfall ein Bein verliert. Ihr Pferd Pilgrim ist ebenso traumatisiert wie sie selbst. Erst die Begegnung mit dem „Pferdeflüsterer“ Tom Booker, gespielt von Robert Redford, eröffnet beiden einen Weg zurück ins Leben.

Doch hinter diesem Klassiker verbergen sich viele Details, die nicht jeder kennt. Hier sind 13 spannende Fakten über „Der Pferdeflüsterer“:

1. Bestseller als Ausgangspunkt

Der Film basiert auf dem Roman „The Horse Whisperer“ von Nicholas Evans, der 1995 erschien. Evans, ursprünglich Journalist und TV-Produzent, schrieb das Buch in der Hoffnung, eine große Geschichte über Liebe, Heilung und Natur zu erzählen.

Das Werk wurde zum Welterfolg: Millionen verkaufte Exemplare, Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen und monatelange Platzierungen auf internationalen Bestsellerlisten. Schon kurz nach der Veröffentlichung begann ein Wettlauf um die Filmrechte, den Robert Redford gewann.

2. Robert Redford als Hauptfigur hinter und vor der Kamera

Redford spielte nicht nur Tom Booker, sondern führte auch Regie und war als Produzent beteiligt. Das gibt dem Film seine unverwechselbare Handschrift.

Redford hatte bereits Erfahrung mit Doppelrollen: Schon bei „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ (1992) führte er Regie, diesmal aber ohne selbst mitzuspielen. Bei „Der Pferdeflüsterer“ wollte er das Projekt ganz in seine Hand nehmen.

Er beschrieb den Film als „eine Geschichte über Heilung, erzählt durch die Natur“.

3. Scarlett Johansson: Eine Entdeckung für Hollywood

Scarlett Johansson spielte mit nur 13 Jahren intensiv und glaubwürdig ihre Rolle als Grace, die trotz ihrer schweren Verletzungen durch einen Reitunfall auf Toms (Robert Redford) Ranch in Montana wieder neue Lebensfreude bekommt. - © picture-alliance/ obs
Scarlett Johansson spielte mit nur 13 Jahren intensiv und glaubwürdig ihre Rolle als Grace, die trotz ihrer schweren Verletzungen durch einen Reitunfall auf Toms (Robert Redford) Ranch in Montana wieder neue Lebensfreude bekommt. (© picture-alliance/ obs)

Die Rolle der Grace war einer der ersten großen Auftritte von Scarlett Johansson. Mit nur 13 Jahren überzeugte sie durch ein intensives, glaubwürdiges Spiel.

Viele Kritiker waren sich einig: Johansson ist eine Entdeckung. In einem Video-Interview mit „Today“ erzählte sie später, dass Redford ihr am Set großes Vertrauen entgegenbrachte und ihr erlaubte, Szenen auf ihre eigene Weise zu interpretieren.

Dieser Film war ein wichtiger Grundstein für ihre Karriere – Jahre bevor sie mit „Lost in Translation“ (2003) endgültig zum Star wurde.

4. Echte Pferdeflüster-Techniken für Authentizität

„Pferdeflüstern“ klingt für viele wie Magie – doch die Methoden haben reale Grundlagen. Redford arbeitete eng mit Trainern aus der „Natural Horsemanship“-Bewegung zusammen.

Die Philosophie: Pferde reagieren auf Körpersprache, Energie und nonverbale Signale. Gewalt oder Zwang werden vermieden, stattdessen wird auf Vertrauen und Verständnis gesetzt.

Viele Szenen, in denen Tom Booker das Pferd Pilgrim beruhigt oder Vertrauen aufbaut, sind von echten Methoden inspiriert. Für Pferdeliebhaber macht das den Film besonders glaubwürdig.

5. Drehorte in Montana: Natur als Hauptdarsteller

Redford drehte weite Teile des Films in Montana, USA. Die Landschaft ist mehr als Kulisse – sie spiegelt die Themen Heilung, Freiheit und Neubeginn wider.

Große Ranches, weitläufige Ebenen, Berge im Hintergrund: All das verstärkt die emotionale Wirkung. Viele Zuschauer empfanden die Natur im Film als eine Art „dritte Hauptfigur“.

Für Redford, der sich seit Jahrzehnten für Umweltschutz engagierte, war es ein wichtiges Anliegen, die Schönheit der Natur ins Zentrum zu rücken.

6. Epische Länge von fast drei Stunden

Mit knapp 170 Minuten ist „Der Pferdeflüsterer“ ungewöhnlich lang. Redford entschied sich bewusst gegen ein straffes Tempo – er wollte die Geschichte langsam und mit Ruhe entfalten.

Das gibt dem Film seine besondere Atmosphäre: Zeit für leise Blicke, lange Landschaftsaufnahmen und die Entwicklung der Figuren. Manche Kritiker fanden den Film zu langatmig, für viele Fans ist gerade die Ruhe Teil seiner Faszination.

7. Kritiker vs. Publikum: Zwei Welten

Eine Szene aus "Der Pferdeflüsterer": Tom (Robert Redford) und Annie (Kristin Scott Thomas) reiten gemeinsam aus. - © picture alliance / obs
Eine Szene aus "Der Pferdeflüsterer": Tom (Robert Redford) und Annie (Kristin Scott Thomas) reiten gemeinsam aus. (© picture alliance / obs)

Die Kritiker waren gespalten: Einige lobten die emotionale Tiefe und die Bilder, andere kritisierten Pathos und Länge. Das Publikum jedoch nahm den Film begeistert auf. Weltweit spielte er mehr als 180 Millionen Dollar ein – bei einem Budget von rund 60 Millionen ein großer Erfolg. In Deutschland war „Der Pferdeflüsterer“ besonders beliebt und wird bis heute regelmäßig im Fernsehen wiederholt.

8. Prädikat „Besonders wertvoll“

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) verlieh dem Film das Prädikat „Besonders wertvoll“. Diese Auszeichnung erhalten nur Filme, die inhaltlich und ästhetisch herausragen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der „feinsinnigen Regie“ und der „einfühlsamen Darstellung menschlicher und tierischer Verletzlichkeit“. Damit wurde „Der Pferdeflüsterer“ nicht nur beim Publikum, sondern auch auf offizieller Ebene gewürdigt.

9. Ein anderes Ende als im Buch

+++ Achtung, Spoiler! +++

Ein wichtiger Unterschied zur Vorlage: Im Roman stirbt Tom Booker am Ende. Evans schrieb ein tragisches Finale, in dem Opfer und Schmerz im Mittelpunkt stehen.

Redford entschied sich dagegen. Sein Film endet versöhnlicher und lässt Hoffnung zu. Er wollte, dass Zuschauer den Saal mit einem Gefühl von Neubeginn verlassen.

Diese Entscheidung sorgte damals für Debatten, zeigt aber deutlich Redfords Handschrift: Optimismus statt Tragik.

10. Ein Vermächtnis im Werk Redfords

„Der Pferdeflüsterer“ gehört heute zu den prägenden Werken von Robert Redford. Er verbindet Themen, die für ihn immer zentral waren: die Schönheit der Natur, menschliche Verletzlichkeit, die Suche nach Heilung und der Respekt vor Tieren.

Für viele Zuschauer ist der Film ein Klassiker, den man auch Jahre später immer wieder sehen kann – nicht zuletzt wegen seiner zeitlosen Botschaft.

11. Soundtrack mit Country-Atmosphäre

Der Soundtrack des Films ist mehr als Hintergrundmusik: Er verstärkt die emotionale Wirkung jeder Szene. Mit Songs von Künstlern wie George Strait und Alison Moorer wird die Atmosphäre von Montana und dem Landleben lebendig. Die Musik unterstützt die Entwicklung der Charaktere – besonders die Momente der Heilung von Grace und Pilgrim.

Redford legte großen Wert darauf, dass die Musik authentisch wirkt und den Rhythmus des Films unterstützt. Unter anderem bei Spotify ist der Soundtrack des Films verfügbar:

12. Mehrere Pferde für Pilgrim

Pilgrim war das Herzstück der Handlung – und für seine Darstellung wurden mehrere Pferde eingesetzt. Jedes Tier hatte eine spezialisierte Aufgabe: Einige Pferde wurden für Sturz- oder Galoppszenen trainiert, andere für Nahaufnahmen oder emotionale Momente, in denen Ruhe und Feinfühligkeit gefragt waren.

Durch diese Aufteilung konnten die Schauspieler sicher arbeiten, und jede Szene wirkte gleichzeitig realistisch und emotional packend. Die Pferde wurden professionell trainiert, sodass alle Bewegungen und Reaktionen organisch wirkten.

13. Der Begriff „Pferdeflüsterer“ wurde populär

Vor dem Film war das Wort „Pferdeflüsterer“ in Deutschland weitgehend unbekannt. Dank der Romanvorlage und der Verfilmung wurde es plötzlich populär.

Viele Zuschauer interessierten sich erstmals für respektvolle Kommunikation mit Pferden und moderne Trainingsmethoden. Die Figur Tom Booker wurde zum Archetyp für einen einfühlsamen Umgang mit Tieren und beeinflusste nicht nur Filmfans, sondern auch Reiter und Pferdeliebhaber in Deutschland nachhaltig.

Fazit

„Der Pferdeflüsterer“ ist kein schneller Mainstream-Film, sondern ein ruhiges, episches Werk, das Zuschauer auf eine emotionale Reise mitnimmt. Mit Robert Redford als Regisseur und Schauspieler, Scarlett Johanssons starkem Debüt und realistischen Pferdetraining-Szenen hat der Film bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

Gerade jetzt, wo Robert Redfords Lebenswerk erneut im Mittelpunkt steht, lohnt es sich, diesen Klassiker noch einmal zu sehen.