Paderborn/Düsseldorf. Fast zwei Monate nach einer umstrittenen Kunstdarbietung im Paderborner Dom wird der Auftritt des Tanztheaters „bodytalk“ Thema im Landtag. Die Landesregierung enthüllt in einem Papier für das Parlament, dass das Ensemble aus Münster pro Jahr mit 100.000 Euro durch den Steuerzahler unterstützt wird.
Zur Erinnerung: Beim Festakt zur Eröffnung der Ausstellung „1.250 Jahre Westfalen“ waren Mitte Mai unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) geladen. Vor deren Augen traten zwei Männer und eine Frau von „bodytalk“ auf, die mit Sensen am Altar tanzten und dann Hühnchen in Windeln nach oben streckten.
Auch wenn sich in dem Moment im Dom niemand groß aufregte, schlug der „Windelhühnchen“-Auftritt große Wellen. Ein Anwalt erstattete sogar Anzeige gegen Erzbischof Udo Markus Bentz – was von der Staatsanwaltschaft schnell ad acta gelegt wurde. Die allgemeine Aufregung rief allerdings auch die AfD auf den Plan.
Kleine Anfrage der AfD im NRW-Landtag
Die Rechtspopulisten stellten im Landtag ganz offiziell eine „Kleine Anfrage“ an die Regierung. Die AfD wollte unter anderem wissen: „Wie hoch ist die Förderung des Ensembles „bodytalk“ durch die Landesregierung im Rahmen der Spitzen- und Exzellenzförderung im aktuellen Landeshaushalt?“ Die Antwort des Kulturministeriums wurde noch nicht veröffentlicht, das Papier liegt unserer Redaktion aber vor.
So schreibt Ministerin Ina Brandes (CDU): „bodytalk erhielt von 2012 bis 2020 die dreijährige Spitzenförderung Tanz. Der Betrag dafür belief sich von 2012 bis 2017 auf jährlich 65.000 Euro, von 2018 bis 2020 auf jährlich 80.000 Euro.“ Seit 2021 erhalte „bodytalk“ die „jeweils auf drei Jahre angelegte Exzellenzförderung Tanz.“ Diese Förderung betrage jährlich 100.000 Euro – so auch aktuell.
Jury entscheidet über Geld-Verteilung
Brandes macht deutlich, dass so viel Geld nicht leichtfertig verteilt wird: Es gebe eine Fachjury dafür. „Die Jurorinnen und Juroren verfügen über breites Fachwissen und bringen eine unabhängige Perspektive ein“, so Brandes in ihrem Papier für den Landtag: „Dies stellt sicher, dass Förderentscheidungen auf fachlicher Grundlage getroffen und nicht von politischen oder persönlichen Interessen geleitet werden.“
„bodytalk“ will das Stück „Westfalen Side Story“ (abgeleitet von der berühmten „Westside Story“) ab September an mehreren Orten zeigen. Die Szenen im Dom waren nur Auszüge der Performance. Auf der „bodytalk“-Internetseite wird mit einem Foto aus dem Paderborner Dom für die kommenden Auftritte geworben.
Die Tanzgruppe zeigt dort allerdings nur die schwingenden Sensen – keine Hühner in Windeln.