Förderungen des Landes

Vier Jahre nach Jahrhundertflut: So steht es um den Hochwasserschutz in NRW

Tausende Menschen verloren im Sommer 2021 ihr Zuhause. Seitdem hat sich viel getan, meint der Umweltminister. Widerspruch kommt prompt.

Das Hochwasser hatte im Sommer 2021 in NRW zu schwersten Verwüstungen geführt - 49 Menschen starben. | © dpa

Ingo Kalischek
03.07.2025 | 03.07.2025, 19:00

Düsseldorf. Es war eine der größten Naturkatastrophen des Landes – sie kostete 49 Menschen in NRW das Leben und führte in mehr als 180 Städten und Gemeinden zu Verwüstungen. Das Hochwasser im Sommer 2021 liegt nun vier Jahre zurück. Während sich die betroffenen Regionen nach und nach vom Leid und den Schäden erholen, baut die Politik vor, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Zwar wütete das Hochwasser vor allem in Regionen wie dem Bergischen Land und in Gebieten an den Flüssen Erft, Ahr und Rur im südlichen Teil von NRW. Doch grundsätzlich bestehe ein Risiko auch in anderen Teilen des Landes, betonte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). „Wir haben sehr viele kleine Gewässer, die am Ende eine große Gefahr entfalten können.“ Das treffe also nicht nur auf den Rhein zu, sagte Krischer. Deshalb fördert das Land seit 2021 rund 500 Projekte, um einen besseren Hochwasserschutz zu ermöglichen.

Ein Drittel der Projekte sind bauliche Maßnahmen – also zum Beispiel die Sanierung von Deichen und der Bau von Rückhaltebecken sowie von mobilen Schutzwänden. Ein weiteres Drittel bezieht sich auf Risiko- und Schutzkonzepte gegen Hochwasser und ein letztes Drittel auf den Erwerb von Flächen sowie Planungen.

Entlang der Lippe werden neue Deiche gebaut

So gibt es zum Beispiel entlang der Lippe ein groß angelegtes Hochwasserschutzkonzept. Dort werden auf rund fünf Kilometern bestehende Deiche durch neue, zurückversetzte Deiche ersetzt, wodurch eine zusätzliche Auenfläche, also das Überschwemmungsgebiet eines Flusses, von rund 60 Hektar entsteht. Allein dieses Projekt, das in zwei Jahren fertig sein soll, wird 55 Millionen Euro kosten.

Insgesamt hat die schwarz-grüne Landesregierung nach den Angaben Krischers rund 390 Millionen Euro seit dem Jahr 2021 für den Hochwasserschutz bereitgestellt. Das ist viel Geld, vor allem angesichts klammer Kassen. Auf der anderen Seite: Die Gesamtschäden durch die Jahrhundertflut werden allein in NRW auf rund 12 Milliarden Euro geschätzt.

Um Abläufe künftig vor und während eines Hochwassers besser koordinieren zu können, gibt es inzwischen eine Hochwasserzentrale in Duisburg. Sie soll das Herzstück des neuen Informations- und Warnsystems werden. Dazu zählt auch, dass das Land sein Pegelnetz ausgebaut hat, also Stellen, die Hochwasser registrieren und melden. Während es vor der Flut 2021 noch 84 Hochwassermeldepegel in NRW gab, werden es bis Jahresende 122 sein. Die Pegel liefern zum Beispiel Daten, die an Warn-Apps wie „Nina“ weitergeleitet werden, um die Menschen über anstehende Hochwasser zu informieren.

SPD wirft Minister Krischer einen „Bluff“ vor

Krischer freut sich über diese Projekte und spricht von Erfolgen; weist aber auch darauf hin, dass man beim Hochwasserschutz „noch lange“ nicht am Ende sei. Es handle sich um eine „Generationenaufgabe“.

Ganz anders bewertet das die Opposition. Die SPD wirft Krischer vor, beim Hochwasserschutz „dreist“ aufzutreten, weil er kein einziges Projekt selbst angestoßen habe. Noch immer sei jeder zweite Deich in NRW sanierungsbedürftig. „Krischers Auftritt ist ein einziger Bluff“, meint die SPD.