Dortmund/Porta Westfalica. Die Sicherheitsbehörden gehen gegen Neonazis in NRW vor und durchsuchen mehrere Objekte. Im Fokus steht nach Informationen dieser Redaktion die rockerähnliche Gruppe „Brothers of Honour“, die womöglich eine Nachfolgeorganisation des verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerks ist.
Zentrale Figur ist ein Dortmunder, der Frontmann einer Neonazi-Band ist. 2022 spielte diese ein Konzert in Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke), zu dem mehrere Mitglieder der „Brothers of Honour“ in ihren Kutten anreisten.
Die Durchsuchungen finden demnach in Dortmund, Düsseldorf und Issum (Kreis Kleve) statt, darüber hinaus finden zwei weitere Maßnahmen in Rheinland-Pfalz statt. Im Fokus stehen neben dem Neonazi-Sänger vier weitere Rechtsextreme. Auch in Baden-Württemberg sollen Maßnahmen laufen.
Neonazi-Netzwerk „Blood & Honor“ seit 2001 verboten
Grund für die Durchsuchungen: Bereits seit 2001 ist das Netzwerk „Blood & Honour“ verboten. Im Rahmen des Verbots stand damals auch eine Person aus der rechtsextremen Szene in OWL im Fokus. Musiker Marko G., selbst ehemals Teil von „Blood & Honour“, soll über Umwege in Schweden die Gruppe „Brothers of Honour“ gegründet haben. Den Behörden sollen Hinweise vorliegen, dass diese als mögliche Nachfolgeorganisation in Fragen kommt.
Aktiv sind die Mitglieder demnach vor allem in der rechtsextremen Musikszene, etwa in der Organisation von Konzerten – so wie schon der mutmaßliche Vorgänger „Blood & Honour“. Für die Sicherheitsbehörden stellen solche Veranstaltungen eine Möglichkeit zur Rekrutierung neuer Mitglieder dar.
Die „Brothers of Honour“ sollen ein sogenanntes Chapter (Ortsgruppe) namens „Rheinland“ in NRW haben, darüber hinaus soll es Ableger in Süddeutschland, Schweden und England geben. Mittlerweile soll die Mitgliederzahl in Deutschland mehrere Dutzend, oft gewaltbereite Rechtsextremisten umfassen. Mitglieder fallen immer wieder mit Kutten samt Aufnähern auf, wie sie in der Rockerszene verbreitet sind.
Neonazi-Konzert in Porta Westfalica
Ebendiese tauchten 2022 bei einem Neonazis-Konzert in Porta Westfalica auf und dürften Verfassungsschutz und Polizei zur Gewinnung von Erkenntnissen gedient haben. Damals sollte G., der bei den Behörden als sogenannte „relevante Person“ gelistet werden soll, mit seiner Band „Oidoxie“ in einem Szene-Objekt auftreten. Laut Beobachtern sollten etwa 100 Neonazis angereist sein, darunter auch besagte Mitglieder von „Brothers of Honour“.
Organisiert hatte das Konzert die Gruppe „Mindener Jungs“ – deren Anhänger sollen laut Berichten teilweise ebenfalls in der Vergangenheit Teil des verbotenen Netzwerks „Blood & Honour“ gewesen sein, organisiert in der „Sektion Westfalen“. Schon zuvor organisierten die „Mindener Jungs“ Konzerte in OWL mit Bands, die Bezüge zu „Blood & Honour“ aufwiesen. Beworben wurden diese zum Teil sogar über öffentliche Netzwerke des international agierenden Netzwerks, das eigentlich in England gegründet wurde.