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Grippewelle erreicht NRW: Lohnt sich jetzt noch eine Schutzimpfung?

Viele Menschen sind momentan erkältet. Nun hat das Robert Koch-Institut auch den Start der Grippewelle registriert. Inwiefern jetzt noch eine Impfung schützt, erklärt ein Experte.

Die Grippewelle ist laut RKI deutschlandweit gestartet. | © dpa

19.01.2025 | 19.01.2025, 05:00

Berlin (dpa/ww). Die Grippewelle hat in Deutschland begonnen. Den Start datiert das Robert Koch-Institut (RKI) seiner Definition zufolge rückblickend auf die Woche vom 30. Dezember, wie es in einem aktuellen Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen heißt. „Influenzaerkrankungen werden in allen Altersgruppen verzeichnet“, so die Experten.

Deutschlandweit seien für die vergangene Woche bislang rund 11.070 laborbestätigte Fälle an das RKI übermittelt worden (Vorwoche: rund 4.930 Fälle). Seit Saisonbeginn Anfang Oktober seien es insgesamt fast 29.470 gemeldete Fälle. Auch in NRW spiegelt sich die Entwicklung wider.

Wie das RKI mitteilt, würden die laborbestätigten Fälle zwar nur bundesweit erfasst, im Gegensatz dazu würde jedoch die sogenannte ARE-Konsultationsinzidenz für die jeweiligen Bundesländer errechnet. Sie steht für die Zahl der Arztbesuche pro 100.000 Einwohner, die aufgrund einer Atemwegserkrankung stattgefunden haben. „Das ARE-Geschehen wird zunehmend durch die Zirkulation von Influenzaviren bestimmt“, bilanziert das RKI für den Jahresstart.

Für NRW heißt das konkret: Lag die Inzidenz Mitte Dezember 2024 bei 1.717, sank sie zwischen Weihnachten und Neujahr auf 481. Mit Beginn des neuen Jahres stieg sie deutlich auf 1.024 an. Aktuell liegt die Inzidenz für die vergangene Woche bei 1.872 – ein deutlicher Anstieg.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Ältere, Schwangere und Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung wie etwa Diabetes kann die Grippe hart treffen. Verläuft sie mit Komplikationen, kann das im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) bestimmten Gruppen auch den Piks gegen die Influenza, am besten im Zeitraum von Oktober bis Mitte Dezember.

Auch im Januar oder Februar ist es sinnvoll, eine Grippeschutzimpfung nachzuholen. - © dpa
Auch im Januar oder Februar ist es sinnvoll, eine Grippeschutzimpfung nachzuholen. (© dpa)

Lohnt sich jetzt noch eine Grippeschutzimpfung?

Die Grippeschutzimpfung nachzuholen, macht aus Sicht von Leif Erik Sander, Direktor der Infektiologie der Berliner Charité, immer noch Sinn. „Im Grunde ist es nie zu spät – solange die Grippewelle noch nicht durch ist“, sagt er. Auch im Januar oder Februar lohnt sich die Impfung daher aus seiner Sicht noch. Gut zu wissen: „Es dauert rund zwei Wochen, bis sich die Immunität vollständig aufgebaut hat.“

Wer nicht rechtzeitig geimpft ist, kann dennoch sein Risiko für einen schweren Verlauf senken: Denn nicht nur bei einer Infektion mit dem Coronavirus, auch bei Grippe gibt es für Risikopatientinnen und -patienten antivirale Medikamente, die das Risiko für schwere Verläufe senken können, so Sander. Wenn sie denn rechtzeitig eingenommen werden. Risikogruppen sollten daher nicht zu lange abwarten, ehe sie Kontakt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin aufnehmen.

Woran erkenne ich eine Grippe?

Grippe oder grippaler Infekt: Was macht den Unterschied aus? „Grippaler Infekt nennen wir alles, was Husten, Schnupfen, Halsweh, Gliederschmerzen mit sich bringt“, sagt Uwe Popert von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Also das, was viele von uns als klassische Erkältung bezeichnen. Für die können übrigens verschiedene Viren verantwortlich sein, Rhino- oder RS-Viren zum Beispiel.

Bei einer Grippe, die in der Medizin Influenza heißt, ist hingegen klar: Auslöser sind Influenzaviren. Und die können einen regelrecht umhauen. Für eine Grippe typisch ist oft ein plötzlicher Erkrankungsbeginn mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen. „Häufig kommt etwas später ein trockener Reizhusten dazu“, wie das RKI erklärt.

Während man es mit einer Erkältung womöglich noch einigermaßen durch den Alltag schafft, mögen sich viele kaum vom Sofa oder Bett wegbewegen, wenn die Grippe sie erwischt hat. Verläuft die Infektion ohne Komplikationen, bessern sich die Beschwerden meist nach fünf bis sieben Tagen wieder. Oft bleibt der Husten für insgesamt zwei bis drei Wochen.

Wer erkrankt ist, kann bereits ansteckend sein, bevor der Hals kratzt oder Arme und Beine sich bleiern anfühlen. Im Durchschnitt sind Erkrankte ab dem Auftreten der ersten Symptome vier bis fünf Tage lang ansteckend, heißt es vom RKI. Menschen mit einer Immunschwäche etwa können aber auch länger Viren ausscheiden.