Mehrere Krankenkassen in OWL erhöhen Beiträge massiv

Berlin/Bielefeld. Der Druck in der gesetzlichen Krankenversicherung wird immer größer. Aufgrund stetig steigender Kosten und aufgebrauchter Reserven haben Experten des Schätzerkreises für 2025 eine durchschnittlich nötige Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen ermittelt. Bis dahin können jedoch viele der 94 Kassen nicht warten, mindestens 60 Versicherer haben in diesem Jahr bereits ihre Beiträge erhöht, einige bereits mehrfach, darunter auch in OWL. Konkret geht es um den Anstieg des Zusatzbeitrags, den jede gesetzliche Krankenkasse selbst festlegt. Alle Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent. Darüber hinaus erheben die Kassen einen Zusatzbeitrag. Mit einer durchschnittlichen Erhöhung des Zusatzbeitrages auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr würde der durchschnittliche Krankenkassenbeitrag dann insgesamt auf 17,1 Prozent steigen. Aktuell reicht die Spannweite beim Beitragssatz der bundesweit geöffneten Krankenkassen von 15,5 Prozent (BKK Firmus) bis 17,88 Prozent (KKH Kaufmännische Krankenkasse). Wenige Wochen vor dem Jahreswechsel erhöhen nun weitere Kassen ihre Beiträge. Allein im Oktober stiegen die Sätze bei drei bundesweiten und drei regionalen Versichern: Bertelsmann BKK, BKK Scheufelen, BKK24, Heimat KK, IKK gesund plus und mhplus BKK. Im November folgen weitere Versicherer, wie die BKK Gildemeister-Seidensticker, die zuvor schon im Mai ihre Beiträge erhöht hat. Entwicklung der Zusatzbeiträge unterscheidet sich je nach Kasse stark So haben sich die Zusatzbeiträge bei den Betriebskrankenkassen in OWL entwickelt. BKK Gildemeister-Seidensticker: 2023: 0,9 Prozent, aktuell: 3,4 Prozent, letzte Erhöhung um 1,41 Prozent zum 1. November BKK Diakonie: 2023: 1,6 Prozent, aktuell: 2,69 Prozent, letzte Erhöhung um 0,89 Prozent zum 1. Juli BKK Dürkopp Adler: 2023: 1,29 Prozent, aktuell: 2,55 Prozent, letzte Erhöhung um 1,0 Prozent zum 1. September Heimat Krankenkasse: 2023: 1,3 Prozent, aktuell: 2,5 Prozent, letzte Erhöhung um 0,66 Prozent zum 1. Oktober Bertelsmann BKK: 2023: 1,4 Prozent, aktuell: 2,5 Prozent, letzte Erhöhung um 1,1 Prozent zum 1. Oktober BKK Melitta hmr: 2023: 1,4 Prozent, aktuell: 1,6 Prozent seit 1. Januar Miele BKK: 2023: 1,2 Prozent, aktuell: 1,2 Prozent seit 2023 Die größten Krankenkassen in Deutschland haben ihre Zusatzbeiträge im laufenden Jahr bislang nicht erhöht: Barmer: 2,20 Prozent AOK Nordwest: 1,89 Prozent DAK: 1,7 Prozent Techniker: 1,20 Prozent Die günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkassen sind aktuell BKK firmus (0,9 Prozent), hkk Krankenkasse (0,98 Prozent), Audi BKK (1,0 Prozent) und Techniker (1,2 Prozent). Die teuersten Kassen sind aktuell KKH Kaufmännische Krankenkasse (3,28 Prozent), BKK24 (3,25 Prozent), Knappschaft (2,7 Prozent), Bertelsmann BKK (2,5 Prozent), Heimat Krankenkasse (2,5 Prozent) und mkk (2,5 Prozent). Ab November wird wahrscheinlich die BKK Gildemeister-Seidensticker mit einem Zusatzbeitrag von 3,4 Prozent zu den teuersten Kassen zählen, wenn nicht noch weitere Versicherer erhöhen. Gesetzlich Krankenversicherte finanzieren mit ihren Beiträgen staatliche Aufgaben Die vom Schätzerkreis prognostizierte Erhöhung des Zusatzbeitrages von durchschnittlich 0,8 Prozent könnte nach Angaben von Experten sogar noch stärker ausfallen. Der Schätzerkreis erwartet für 2025 Einnahmen des Gesundheitsfonds in Höhe von 294,7 Milliarden Euro und Ausgaben von 341,4 Milliarden Euro. &bdquo;Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht immer weiter auseinander, deshalb warnen wir seit Jahren vor einer Kostenexplosion“, sagt Thomas Johannwille, Vorstand der Bertelsmann BKK und Sprecher der Betriebskrankenkassen in OWL. &bdquo;Doch anstelle eines Konzepts für eine stabile Finanzierung, ehrliche Diskussionen über Leistungskürzungen und Strukturreformen für mehr Effizienz wird die exzessive Ausgabenpolitik des Gesundheitsministeriums unverändert fortgeführt, obwohl sie wirkungslos bleibt.“ Der Sozialverband VdK kritisiert, dass immer mehr staatliche Aufgaben nicht mit Steuermitteln, sondern den Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert werden, wie die Krankenhausreform und die Beitragspauschalen für Bürgergeld-Empfänger. Der VdK unterstützt die Reform nach Angaben von Präsidentin Verena Bentele: &bdquo;Uns ist klar, dass es die Krankenhaus- oder auch die Notfallreform nicht zum Nulltarif geben kann. Es kann jedoch nicht sein, dass diese notwendigen Umstrukturierungen alleine von den Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert werden.“

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