Mehr Geld fürs Ehrenamt: Helfer erzählen, warum das für sie kein Anreiz ist

Ob als Wahlhelfer, als Trainerin im örtlichen Sportverein, als Notfallsanitäter oder bei der Freiwilligen Feuerwehr - die Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement sind groß. Doch in fast allen Bereichen fehlt es an Menschen, die sich engagieren möchten. Um das Ehrenamt zu stärken, plant die NRW-Landesregierung, soziales Engagement finanziell durch eine höhere Ehrenamtspauschale attraktiver zu machen. Ob das für mehr Einsatz sorgt, ist jedoch fraglich, wie zwei Ehrenamtliche aus Ostwestfalen-Lippe erzählen. Greta ist seit sechs Jahren Teil des Teams der Telefonseelsorge Ostwestfalen. Die 62-Jährige möchte anonym bleiben und nutzt daher auch in ihrem Ehrenamt ein Pseudonym. Über ihren Schwager erfuhr sie von der Möglichkeit, sich bei der Telefonseelsorge ehrenamtlich zu engagieren. &bdquo;Die Ausbildung hat eineinhalb Jahre gedauert und nach vielen Telefongesprächen, die ich gemeinsam mit meinen Ausbildern angenommen habe, betreue ich heute etwa zwölf Stunden im Monat das durchgehend besetzte Telefon der Seelsorge“, erzählt Greta. Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bekommt sie ein Kilometergeld und während ihrer Dienstzeiten Tee und Kaffee in den Räumen der Telefonseelsorge. Von der aktuellen Obergrenze der Ehrenamtspauschale von 840 Euro im Jahr ist sie jedoch weit entfernt. Dennoch hat die NRW-Landesregierung eine Bundesinitiative ins Leben gerufen, durch die die Pauschale auf 960 Euro jährlich angehoben werden soll. Auch die sogenannte Übungsleiterpauschale, die es Sportvereinen ermöglicht, ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer steuerfrei zu entlohnen, soll von 3.000 Euro pro Jahr auf 3.300 Euro ansteigen. 6,50 Euro brutto pro Stunde Claus Meyer hat sich bis vor einigen Monaten am Bielefelder Landgericht als ehrenamtlicher Schöffe engagiert. Insgesamt zehn Jahre habe er das Ehrenamt ausgeübt. Reich könne man davon aber nicht werden, sagt er mit einem Schmunzeln. 6,50 Euro brutto pro Stunde bekommen die Schöffen als Aufwandsentschädigung, wenn sie an einer Verhandlung teilnehmen. Für Claus Meyer standen andere Vorteile im Vordergrund: &bdquo;Mein Interesse an Rechtsprechung, Jura und Prozessen ist schon immer groß gewesen“, sagt der Bielefelder. So wurde er zunächst Ersatzschöffe und nahm dann als Hauptschöffe an insgesamt 25 Verhandlungen teil. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit habe der 54-Jährige in seinem Umfeld viel Anerkennung erfahren. Auch fühlte er sich von den Richterinnen und Richtern, mit denen er in dieser Zeit zusammenarbeitete, bei der Straffindung stets ernstgenommen. Hier werden die Schöffen um ihre laienhafte Einschätzung gebeten. &bdquo;Außerdem habe ich in der Zeit von Richtern und Anwälten, aber auch von den Angeklagten sehr viel lernen können und bin selbst damit gewachsen“, fasst Meyer den Mehrwert seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für sich zusammen. Ähnlich beschreibt Greta ihren Antrieb für ihr Engagement bei der Telefonseelsorge. &bdquo;Es ist ein tolles Gefühl, wenn man weiterhelfen konnte und die angebotenen Fortbildungen haben einen großen Mehrwert für mich“, sagt sie. Und obwohl sie ihr Ehrenamt der Anonymität wegen in der Regel geheim hält, empfinde sie es dennoch als eine &bdquo;sinnvolle Tätigkeit“. Des Geldes wegen lohne es sich in ihren Augen jedoch absolut nicht. Ehrenamt als Gewinn für die Gesellschaft Dennoch wird die Initiative der NRW-Landesregierung, das Ehrenamt durch finanzielle Anreize zu stärken, von vielen Seiten begrüßt. NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) betont die Wichtigkeit des Ehrenamts für die Gesellschaft. Er hebt hervor, dass jeder, der sich freiwillig engagiert, ein Gewinn für die Gesellschaft sei. Gleichzeitig müsse es für die Menschen finanziell möglich sein, sich Zeit für Freiwilligenarbeit zu nehmen, insbesondere angesichts steigender Lebenshaltungskosten. Außerdem versprechen sich die Verantwortlichen der Initiative, damit das Ehrenamt in den Fokus zu rücken und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Doch dafür würde Greta einen anderen Vorstoß bevorzugen: &bdquo;Der Bedarf an Ehrenämtlern ist da, das ist unbestritten“, sagt sie. Doch statt mit einem höheren finanziellen Ausgleich für die ehrenamtliche Tätigkeit zu werben, könnte ein reguläres Freiwilliges Soziales Jahr in ihren Augen mehr Menschen von einem Ehrenamt überzeugen. &bdquo;Denn dann erfahren die Leute erst, wie sinnstiftend ein Ehrenamt sein kann“, sagt sie.

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