Der Fall Luke Mockridge: Das sagen Paralympics-Athleten und OWL-Verbände

Der Deutsche Behindertensportverband war die erste Organisation, die sich in den vergangenen Tagen zu den verbalen Entgleisungen von Luke Mockridge gegenüber Behinderten und Paralympics-Athleten positionierte. So lehnte Präsident Friedhelm Julius Beucher den persönlichen Dialog mit dem Comedian ab. Auch Institutionen aus Ostwestfalen-Lippe haben eine klare Haltung gegenüber dem Verhalten des Entertainers – und der beiden Gastgeber des Podcasts, Nizar Akremi und Shayan Garcia. Zu dritt hatten die Männer sich während einer Podcast-Aufnahme über die Idee der Paralympics lustig gemacht und Menschen mit körperlicher Behinderung nachgeäfft. &bdquo;Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Luke Mockridge unter anderem gesagt. Er veröffentlichte danach eine Entschuldigung über die sozialen Medien. Er nehme die Einladung des Verbands an, durch einen Perspektivwechsel aktiv zu lernen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Luke Mockridge (@thereallukemockridge) Dieser Annäherung erteilte Verbandschef Friedhelm Julius Beucher umgehend eine Absage. Eine solche Einladung habe es nie gegeben. &bdquo;Das ist missinterpretiert worden“, sagte Beucher in einem Interview mit dem Sender RTL. &bdquo;Es ist gesagt worden, er soll sich Parasport ansehen. Wir werden ihm einen Terminkalender schicken, wo Parasport-Veranstaltungen drin sind. Da kann er sich dann still und mit großer Demut auf den Weg machen und mal sehen, ob sich dann in seinem Kopf etwas verändert.“ Hüllhorster Paralympics-Sieger fordert Konsequenzen Auch der Hüllhorster Leichtathlet Sebastian Dietz, selbst mehrfacher Paralympics-Sieger, blickt mit großem Unverständnis und Kopfschütteln auf Mockridge. &bdquo;Ich finde es aber völlig unzureichend, dass nun hauptsächlich er an den Pranger gestellt wird.“ Zum einen hätten die beiden Podcaster Nizar Akremi und Shayan Garcia sich ebenfalls daneben benommen. &bdquo;Was ich aber vor allem vermisse, ist mehr öffentliche Haltung und Konsequenz.“ Zwar würden Tourtermine und Engagements von Mockridge abgesagt. &bdquo;Aber die Tour von den beiden Podcastern wird nach wie vor beworben. Wenn Inklusion so wichtig ist, wie immer alle behaupten, hieße das für mich jetzt, dass die Städte, in denen die Tour stattfindet, sich ganz klar dagegen positionieren. Denn letztlich geht es hier nicht um verachtendes Verhalten gegenüber Behinderten. Sondern um menschenverachtendes Verhalten.“ Dieser Meinung schließt sich Peter Gabor an, erster Vorsitzender des Landesbehindertenrats NRW. &bdquo;Was hier gelaufen ist, war bitterböse und absolut unter der Gürtellinie. Aufgabe der Gesellschaft ist es jetzt, zu verhindern, dass man das Verhalten solcher Menschen noch legitimiert, indem man ihnen eine Bühne bietet. Das ist eine Frage von Haltung.“ Beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe stoßen die Auslassungen der drei Entertainer auf große Befremdung. &bdquo;Der LWL setzt sich sehr für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein“, teilt Direktor Georg Lunemann auf Anfrage dieser Redaktion mit. &bdquo;Dabei geht es eben nicht nur um Wohnen oder Arbeiten, sondern gerade auch um Respekt, Achtung und Würde im Umgang miteinander, also um die Akzeptanz durch nicht behinderte Menschen. Deswegen finde ich diese Äußerungen unempathisch, unwitzig und verletzend.“ Bethel-Sprecher prangert Geschmacklosigkeit an Mockridge allerdings hatte sich in seiner Reaktion auf die Anschuldigungen auch mit dem Argument verteidigt, er habe aus seiner eigenen &bdquo;Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe“. In den Augen von Bethel-Sprecher Johann Vollmer haben die Äußerungen dagegen nichts mit der Selbstironie von Menschen mit Behinderungen zu tun. &bdquo;Ich erlebe oft im Alltag, dass sich Menschen mit Behinderungen gerne mal auf die Schippe nehmen – und auf die Schippe nehmen lassen“, so Vollmer. Gerade weil Humor auch übertriebenes und ungewolltes Mitleid ablösen könne. &bdquo;Humor darf Eigenheiten aufspießen, und da gehören Behinderungen genauso dazu. Wenn es aber wie bei den Podcastern darum geht, bewusst zu verletzen und mit dem Leid anderer bei vornehmlich Gesunden billige Lacher zu erzeugen, ist das daneben. Geschmacklosigkeit ist leider auch eine Form der Beschränktheit.“ Einen ganz anderen Fokus auf die Vorfälle hat hingegen die Kugelstoßerin Lisa Martin Wagner, die bei den Paralympics in Paris gerade Siebte wurde und immer noch begeistert ist von den Eindrücken vor Ort. &bdquo;Das war ein großartiges Ereignis mit den besten Sportlern der Welt.“ Sport sei wie Musik eine internationale Sprache und fungiere als Kommunikationsmedium auch im Rahmen der Integration. &bdquo;Es wird immer vereinzelt Menschen geben, die andere Interessen verfolgen und sich teils mit der Materie nicht ausreichend auseinandersetzen. Wichtig ist es, nicht den negativen Aussagen Einzelner nachzugehen, sondern all jene zu feiern, die Großartiges leisten.“

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