
Bielefeld. Toiletten hui, Preise pfui. So könnte man die Hauptbotschaft eines Tests des ADAC zusammenfassen, der 40 bewirtschaftete Rastanlagen an deutschen Autobahnen getestet hat. Darunter ist auch die in Ostwestfalen-Lippe gelegene Raststätte "Lipperland Süd" an der A2. Das Ergebnis für die sieben erfassten Anlagen in Nordrhein-Westfalen fiel nur mittelmäßig aus, wie Julia Meier, Sprecherin des ADAC OWL, berichtet. Demnach wurde allein die Rastanlage Hünxe West an der A3 mit der Gesamtnote "gut" bewertet, die anderen sechs Anlagen erhielten lediglich die Note "ausreichend".
Schwerpunkte des Tests: die Preise, das gastronomische Angebot und Services sowie die Außenanlagen/Zugang und die Sanitäranlagen. Meier: "Als größtes Ärgernis stellten sich vor allem die hohen Preise beim Rastanlagenbesuch heraus." Große Fortschritte seien dagegen bei den sanitären Anlagen gemacht worden. "Das Gesamtergebnis des Rastanlagentests in NRW ist alles andere als autofahrerfreundlich", sagt der ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. An mehreren Standorten habe es große Defizite gegeben, die dringend nach den Bedürfnissen der Autofahrer angepasst werden müssten.
In NRW gingen die Anlagen Remscheid West und Tecklenburger Land West (beide A1), Lipperland Süd (A2), Hünxe West (A3), Soester Börde Süd und Hellweg Süd (beide A44) sowie Bedburger Land West (A61) in den Test ein. Durchweg positiv bewertete der ADAC dabei die sanitären Anlagen hinsichtlich ihres Zustands, der Ausstattung und der Sauberkeit. Meier: "Sechs Anlagen erhielten die Note 'sehr gut', eine die Note 'gut'." Die Anlagen seien meistens sehr gut erhalten und optisch sehr sauber.
Produkte an Autobahn-Raststätten überteuert
Im Gegenteil dazu rügten die ADAC-Tester das Preisniveau. "Vom Restaurant bis zum Tankstellen-Shop waren die angebotenen Produkte vom Standardmenü über eine Packung Kartoffelchips bis zur Warnweste allesamt überteuert im Vergleich zu einer Stichprobe nahe gelegener Autohöfe". Fünf der sieben Anlagen wurden deshalb mit "sehr mangelhaft bewertet", zwei mit "mangelhaft".
Unterschiedlich fiel das Urteil beim gastronomischen Angebot aus. So erhielt die Anlage Bedburger Land West an der A61 wegen seiner großen Auswahl an warmen Speisen, Gebäck und Sandwiches laut Meier die Note "sehr gut". Die Anlage Soester Börde Süd fiel dagegen mit einem geringen Angebot mit der Note "mangelhaft" durch, da das Restaurant geschlossen hatte und die Tester mit dem Angebot der Tankstelle vorliebnehmen mussten. "Autofahrer wünschen sich bei einer Rast eine angemessene Auswahl an Verpflegung zu fairen Preisen, stattdessen müssen sie an vielen Orten für eine dürftige Auswahl viel zu viel Geld bezahlen“, sagt Suthold. Der ADAC empfiehlt Reisenden deshalb Proviant von zu Hause mitzubringen, um Geld zu sparen und unabhängig vom Angebot zu sein.
Sehr unterschiedlich auch die Noten für den Zustand der Außenanlage und den Zugang nach den Kriterien Barrierefreiheit, vorhandene Mülleimer und Parkplätze für Frauen und Menschen mit Behinderung. Vier der Anlagen erhielten die Note "gut" und zwei die Note "ausreichend". Remscheid West wurde mit "mangelhaft" bewertet, weil dort die barrierefreien Parkplätze unzureichend beschildert sowie Bordsteine nicht mehrheitlich abgesenkt gewesen seien und Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, nur beschwerlich zum Restaurant gelangen konnten. Meier: "Dazu gab es hier keine Frauenparkplätze."
ADAC: Mehr Ladesäulen an Autobahnen nötig
Die Lademöglichkeiten für E-Autofahrer waren ein Hauptpunkt in der Kategorie Services. Hier fiel das Ergebnis laut Meier in NRW besser aus als im bundesweiten Vergleich. "Fünf von sieben Anlagen haben Superschnellladesäulen mit 150 oder 300 kW (bundesweit nur rund die Hälfte)". Allerdings: Am Standort Lipperland Süd an der A2 bei Bielefeld finden Autofahrer laut Test dagegen nur Schnellladesäulen mit 43 oder 50 kW vor, in Remscheid West an der A1 waren zudem einige dieser Säulen defekt.
Die Raststätte Bedburger Land West sei eine von zwei bundesweit getesteten Anlagen, an denen sich gar keine Ladesäulen für E-Autos befinde. "Das Angebot an Ladesäulen, die besonders schnelles Laden ermöglichen, muss zügig ausgebaut werden, um den Umstieg auf das E-Auto attraktiv zu machen, mit dem man auch weite Strecken ohne lange Wartezeiten zurücklegen kann", fordert Suthold.
Bundesweit fiel das Ergebnis des Rastanlagentests laut ADAC eher mittelmäßig aus. Für 24 der insgesamt überprüften 40 Anlagen gab es nur ein "ausreichend", eine Anlage fiel mit "mangelhaft" durch. 15 Mal wurde die Note "gut" vergeben, ein „sehr gut“ konnte sich keine der Rastanlagen verdienen.