Mit vielen Fotos: Dramatischer Filmdreh im Kreis Gütersloh sorgt für Aufsehen

Schloß Holte-Stukenbrock/Hövelhof. Ausgemergelte Menschen gehen im Tross die Straße entlang. Jeder besitzt so viel, wie er noch tragen kann. Sie fliehen vor einem tödlichen Virus und vor einer gewaltbereiten Gesellschaft, in der jeder nur ans eigene Überleben denkt. Als ein Militärfahrzeug vorbeikommt, flehen die Menschen darum, mitgenommen zu werden. Ein schon geschwächter Junge bricht zusammen und stirbt vor den Augen der Mutter und der Menschen, die unbedingt einen Platz auf der Pritsche ergattern wollen. Die Mutter schreit ihren Schmerz heraus. Dann die Ansage von Regisseur Jakob Gisik: &bdquo;Danke. Aus. Der Take ist im Kasten.“ Er ist zufrieden. Der vermeintlich tote Junge steht auf und drückt seine Mutter. Beide strahlen. Schon der zweite Durchgang sitzt. Die Filmproduktion &bdquo;Try Us“ von Matthias und Maurice Kampmann aus Schloß Holte-Stukenbrock dreht mit 73 Komparsen aus SHS und Umgebung im Gewerbepark Senne die finalen Szenen für den Endzeit-Kurzfilm &bdquo;Schimmer“. Schauspieler standen schon für Tatort oder Wilsberg vor der TV-Kamera Alexander und Tatjana Schnatmann aus Bornholte sind auch im echten Leben Mutter und Sohn. Jakob Gisik hat Alexander zuvor gefragt, ob er bereit sei zu sterben. Und ob Tatjana auf Knopfdruck weinen könne, was beide energisch bejaht haben. Auf das Projekt ist die Familie (Vater Arno macht auch mit) durch einen Flyer in der Praxis des Kieferorthopäden André Barloi aus SHS aufmerksam geworden. Dessen Kinder Milena und Jara spielen ebenfalls mit. In Hauptrollen, neben den erfahrenen Schauspielern Miriam Morgenstern und Alex Seidmann. Morgenstern und Seidmann standen schon für Film- und Fernsehrollen zum Beispiel im Tatort oder Wilsberg vor der Kamera. Ihre Arbeit haben sie bereits geleistet. Der Großteil des Rohmaterials ist in Bielefeld-Heepen, im Holter Wald und im neuen Studio von Try Us im Gewerbepark Senne gedreht worden. Nun fehlen noch die Anfangsszenen des Endzeitthrillers, in denen die Welt zugrunde geht und Chaos und Gewalt Überhand nehmen. &bdquo;Ich kann euch nicht versprechen, dass ihr alle im Film zu sehen sein werdet“, konfrontiert der Regisseur die Komparsen mit der bitteren Wahrheit. Denn von dem vierstündigen Drehtag mit drei Szenen schafft es am Ende weniger als eine Minute in den Film, schätzt er. Den Komparsen ist es gleich. Einmal dabei zu sein und live mitzuerleben, wie ein professioneller Film entsteht, ist Lohn und Anerkennung genug für sie. Und sie werden namentlich im Abspann erwähnt und zur Premierenfeier eingeladen. Eine Bezahlung gibt es nicht. Hauptkameramann fällt plötzlich aus Den Ablauf der Szenen hat Jakob Gisik im Kopf, bei der Ausgestaltung lässt er aber improvisieren. Mit seiner Coolness nimmt er den Komparsen die Anfangsnervosität, auch wenn der Hauptkameramann an diesem Tag krankheitsbedingt ausfällt und das Wetter nicht wie erhofft mitspielt. &bdquo;Ich mache das seit mehr als 20 Jahren“, beruhigt er. Er schildert den Laiendarstellern die Handlung, erklärt ihnen, welche Emotionen sie ausdrücken sollen (Trauer, Wut, Verzweiflung, &bdquo;nicht zu schnell sterben“), und weist das Kamerateam ein, wie nah es an welche Szenen soll. Gedreht wird mit zwei mobilen Handkameras, für Übersichtsszenen außen zudem mit einer Drohne und innen mit einer Webcam von einer Leiter. Alle Komparsen kommen aus SHS und der näheren Umgebung. Mehr Frauen als Männer, etwa ein Drittel ist unter 18 Jahre. Die beiden Jugendlichen Laura und Silas aus Paderborn haben aus der NW von dem Projekt erfahren und sich beworben. Später werden sie als Leichen in eine Grube geworfen. &bdquo;Hat Spaß gemacht“, versichern beide trotzdem. Paar bringt einen Bundeswehr-Lkw mit Aus Horn-Bad Meinberg sind Saskia Podzielny und Dennis Boos angereist. Ein Glücksfall. Denn das Paar bringt einen Militärlastwagen mit, der in die Anfangsszenerie eingebaut wird. Den &bdquo;MAN Kat 1“ hat Boos von der Bundeswehr gekauft, um ihn in ein Wohnmobil umzubauen. Die Komparsen wurden im Vorfeld gebeten, sind dunkel zu kleiden, Schal und Mütze mitzubringen und einen gepackten Rucksack. Wer hat, gern Tarnkleidung. Uli aus SHS hat einen 90 Jahre alten Koffer dabei, der optisch einiges hermacht und gleich mehrfach im Sucher der Kameraleute Nils Rehbein und David Ludwig landet. Uli wird in einer &bdquo;Opa-Rolle“ dem Virus zum Opfer fallen. Einige Komparsen nehmen erstmals an einer professionellen Filmproduktion teil, andere haben bereits Erfahrung. Wie Saskia Podzielny. Sie kann sich auch vorstellen, noch mehr zu schauspielern. Ralf Rannach aus SHS ist ebenfalls Komparse aus Leidenschaft. Er schaut sich gezielt auf Internetportalen um, die Laiendarsteller suchen. Der Filmtitel &bdquo;Schimmer“ rührt daher, dass die Infizierten an einen Schimmer in den Augen erkennbar sind. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden führt die Infektion unweigerlich zum Tod. Der 20-minütige Kurzfilm soll noch vor Weihnachten fertig geschnitten werden und dann an renommierten Filmfestivals teilnehmen.

Dramatischer Film-Dreh im Kreis Gütersloh

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