Mann (86) soll Gütersloherin getötet haben: Darum ist der Verdächtige noch auf freiem Fuß

Gütersloh. Das Gewaltverbrechen, dem eine 85-jährige Frau im Dezember in Gütersloh-Friedrichsdorf zum Opfer gefallen ist, steht offenbar vor der Aufklärung. Die Staatsanwaltschaft in Bielefeld hat jetzt eine Anklage wegen Totschlags gegen einen 86-jährigen Mann aus dem Umfeld des Opfers erhoben. Ihm wird vorgeworfen, die Frau in ihrem Haus erschlagen zu haben. Allerdings sitzt der Beschuldigte nicht in Untersuchungshaft, sondern befindet sich auf freiem Fuß. Das hat Markus Seip, Richter am Landgericht Bielefeld und zuständig für die Presse, am Mittwoch der Neuen Westfälischen auf Anfrage bestätigt. &bdquo;Im jetzigen Zwischenverfahren prüft das Gericht, ob gegen den Angeschuldigten das Hauptverfahren zu eröffnen ist und mit welchem Inhalt die Anklage zugelassen werden kann“, sagt Markus Seip. Am 21. Dezember war die 85-Jährige tot in ihrem Haus an der Haflinger Straße aufgefunden worden. Nachbarn hatten zuvor die Polizei alarmiert, weil sie die Seniorin einige Tage lang nicht mehr gesehen hatten. Die Frau hatte allein und zurückgezogen gelebt und wenig soziale Kontakte gepflegt. 86-Jähriger soll mit dem Opfer befreundet gewesen sein Zuerst war die Kripo von einem Unglücksfall ausgegangen. Doch die Obduktion hatte schließlich ergeben, dass die Frau an schwersten Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalteinwirkung gestorben war. Hinweise auf Einbruchspuren hatte es damals nicht gegeben. Die Tat soll mindestens 14 Tage vor Auffinden ihrer Leiche geschehen sein. Das Motiv blieb vorerst im Dunkeln. Nach intensiven Ermittlungen der Mordkommission &bdquo;Hafling“ waren die Fahnder dann auf einen 86-jährigen Mann gestoßen, der mit dem Opfer seit Längerem befreundet gewesen sein sollte. Nachbarn hatten ausgesagt, dass er oft mit seinem Fahrrad bei der Getöteten zu Besuch gewesen sei. Kurze Zeit später hatte die Polizei seine Wohnung am Spechtsweg in Friedrichsdorf durchsucht, die nur 400 Meter vom Tatort entfernt liegt. Lesen Sie auch: Getötete Gütersloherin (85): Anwohner durch Gewalttat verunsichert – Ermittler schweigen Ob die Beamten in dem Gebäude belastendes Beweismaterial gesichert haben, kann Martin Seip nicht sagen: &bdquo;Derartige, ausführliche Details stehen nicht in der Anklageschrift.“ Jedenfalls soll der Tatverdächtige schon damals für kurze Zeit in Gewahrsam genommen worden sein. Tatverdächtige nicht in Untersuchungshaft Die Anklage lautet auf Totschlag. So wird die Staatsanwaltschaft dem 86-Jährigen vor, die alte Dame zwischen dem 5. und 21. Dezember in ihrem Haus umgebracht zu haben. Er soll 17-mal, womöglich mit einem Hammer, auf den Kopf und zwölfmal auf den Unterarm der Frau geschlagen haben. Die Rentnerin, so das genaue Obduktionsergebnis, ist durch ein Schädel-Hirn-Trauma und hochgradigen Blutverlust gestorben. Welche Beweise und Indizien die Ermittler haben, ist nicht bekannt. Kurios ist derweil aber, dass der dringend Tatverdächtige nicht in Untersuchungshaft genommen worden ist. Markus Seip klärt auf: &bdquo;Eine Anklage allein führt nicht automatisch zu einer Festnahme.“ Es müssten zusätzlich Haftgründe vorliegen, die eine Untersuchungshaft rechtfertigen. &bdquo;Solche Haftgründe sind beispielsweise Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr. Bei Vorliegen dieser Gründe kann ein Haftbefehl erlassen werden, der die vorläufige Festnahme und anschließende Inhaftierung des Beschuldigten zur Folge hat.“ Vielleicht ist aber auch das Alter des Beschuldigten berücksichtigt worden, da eine Fluchtgefahr bis zur Prozesseröffnung nicht wahrscheinlich ist.

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