Nach der blutigen Attacke auf Feiernde vor einer Bielefelder Bar fahndet die Polizei mit Bild und Namen nach dem Verdächtigen. Was über den Mann bekannt ist.
Am Sonntag, 18. Mai, ist es in Bielefeld in den frühen Morgenstunden zu einem Messerangriff vor der Bar „Cutie“ an der Mindener Straße gekommen.
Der Angreifer stach wahllos auf junge Partygäste ein und ist seitdem auf der Flucht.
Fünf Personen wurden verletzt, vier von ihnen schwer – einer befindet sich in Lebensgefahr
Die Polizei hat einen Tatverdächtigen ermittelt und sucht jetzt mit einem Fahndungsfoto (unten im Text) nach dem 35-jährigen Syrer.
Ein Polizeieinsatz fand auch am Wohnort des Verdächtigen in Harsewinkel statt.
Bielefeld. Der Angreifer mischte sich unter die Partygäste, die vor der Bielefelder Bar „Cutie“ gerade friedlich feierten, und stach offenbar wahllos zu. Laut „NW“-Informationen ordnet die Polizei den Angriff am frühen Sonntagmorgen, 18. Mai, inzwischen als mutmaßlichen Anschlag ein. Jetzt hat die Polizei das Fahndungsbild eines Tatverdächtigen veröffentlicht. Es handelt sich den Ermittlern zufolge um den Syrer Mahmoud M..
Mindestens fünf junge Menschen wurden bei dem Messerangriff verletzt, vier von ihnen schwer. Seit dem Sonntagmorgen lief die Fahndung auf Hochtouren. Auch im benachbarten Harsewinkel im Kreis Gütersloh kam es am Sonntag zu einem Polizeieinsatz, hier soll der mutmaßliche Angreifer gewohnt haben.
Am Morgen teilt die Polizeisprecherin Katja Küster auf Anfrage von nw.de mit, dass zwischenzeitlich keines der Opfer mehr in Lebensgefahr schwebt.
Laut Polizei handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 35-jährigen gebürtigen Syrer, wohnhaft in Harsewinkel: Mahmoud M., geboren am 1. Januar 1990 in Al Raqqa. Der Mann sei bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Er befinde sich seit August 2023 in Deutschland und habe eine befristete Aufenthaltsgenehmigung.
„Der Tatverdächtige konnte vom Tatort flüchten. Es fanden in Harsewinkel Durchsuchungsmaßnahmen statt, die jedoch nicht zur Festnahme des Tatverdächtigen führten. Die Fahndungsmaßnahmen nach dem Tatverdächtigen laufen weiterhin mit Hochdruck“, teilt die Polizei am Sonntagabend mit.
Ihre Täterbeschreibung präzisierte die Polizei am Abend wie folgt:
schwarze Hose
weißes T-Shirt, länger geschnitten, oversized, schaute unter dem Pullover hervor
schwarzer Hoodie
schwarze Basecap
schwarzer Vollbart
30 bis 35 Jahre alt
circa 1,65m groß
schwarze Haare
braune Augen
mollige Statur, zumindest im Bauchbereich, aber im Bereich der Schultern kräftiger
Es sei nicht auszuschließen, dass der mutmaßliche Täter noch immer bewaffnet ist, erklärt die Polizei weiter. Bei Antreffen des Tatverdächtigen sei deshalb umgehend der Notruf der Polizei über 110 zu wählen und Abstand zu halten, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Der Mann sollte keinesfalls angesprochen werden, raten die Beamten.
Das ist zur Tat vor dem Bielefelder „Cutie“ bekannt
Bereits seit den frühen Stunden des Sonntagmorgens war die Polizei in der Bielefelder Innenstadt ununterbrochen im Einsatz: Gegen 4.20 Uhr feierte hier eine größere Personengruppe vor der Bar „Cutie“ im Bereich von Mindener Straße, Große Kurfürstenstraße und Jöllenbecker Straße unter dem Ostwestfalendamm. Seit 23 Uhr lief dort eine House-Party unter dem Motto „DJ Master Action Zone“. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war dann eine unbekannte Person an die feiernde Personengruppe herangetreten.
Die Tat soll sich laut „NW“-Informationen anschließend wie folgt abgespielt haben: Der Täter mischte sich unter die Partygäste im Alter von 23 bis 27 Jahren und begann dann, mit zwei Stichwaffen wahllos auf die Feiernden einzustechen. Dabei soll es sich um ein Messer sowie einem Stockdegen, bei dem eine Klinge griffbereit in einem Spazierstock versteckt ist, gehandelt haben. Mehrere Bar-Besucher versuchten, den Mann mit Schlägen abzuwehren. Zeitweise konnten sie den Angreifer offenbar festhalten. Dabei wurde auch der Täter laut „NW“-Informationen verletzt, bevor er sich losreißen konnte. Anschließend soll der Mann in Richtung Friedenstraße geflüchtet sein.
Vier junge Männer und eine Frau teils schwer verletzt
Mordkommission ermittelt vor dem "Cutie" (Bielefeld)
Zum Zustand und der Zahl der Verletzten des Messerangriffs hieß es von der Polizei noch am Sonntagabend, es seien mindestens fünf Personen verletzt worden, vier junge Männer und eine Frau. Vier von ihnen wurden schwer verletzt. Einer der Schwerverletzten befinde sich weiter in Lebensgefahr. Seit Montagmorgen ist klar, dass der junge Mann nicht mehr in Lebensgefahr schwebt.
„Bei den Verletzten handelt es sich um einen 22-Jährigen aus dem Kreis Gütersloh, einen 26-Jährigen aus Bielefeld, eine 26-Jährige aus Gütersloh, einen 24-Jährigen aus Bielefeld und einen 27-Jährigen aus Bielefeld“, so die Polizei.
Laut „NW“-Informationen musste eine der verletzten Personen noch am Sonntag notoperiert werden. Unter den Opfern des Messerangriffs sollen sich laut Informationen aus Sicherheitskreisen zudem Personen befinden, die der Arminia-Fanszene zuzuordnen sind.
Hintergründe der Tat und die Motive des Tatverdächtigen seien aktuell unbekannt, so die Polizei. Man ermittele noch in alle Richtungen. „Was wir sagen können und was gut ist, dass wir bisher keinen Hinweis auf eine politisch motivierte Tat gefunden haben“, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag.
Nach der Tat waren von der Polizei in der Bielefelder City mehrere Messer am Tatort sichergestellt worden, darunter die mutmaßlichen Tatwaffen. Zu den aufgefundenen Messern würden aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Angaben gemacht, so die Polizei. Auch eine Tasche wurde in der Nähe des Tatorts gefunden, wie die Polizei bestätigte. Diese sei vom Täter am Tatort zurückgelassen worden. Darin befanden sich eine mutmaßlich brennbare, nach Benzin riechende Flüssigkeit in einer PET-Flasche sowie Aufenthaltspapiere des mutmaßlichen Täters.
Wie Polizeisprecherin Hella Christoph am späten Sonntagnachmittag bestätigte, hat es ab circa 15.20 Uhr in Harsewinkel im Kreis Gütersloh einen weiteren Polizeieinsatz gegeben. Laut „NW“-Informationen handelte es sich bei dem Einsatzort um die Wohnadresse des mutmaßlichen Täters.
In der Bielefelder Innenstadt waren unterdessen bis in die Mittagsstunden Teams der Spurensicherung unter anderem auch mit einem Hund im Einsatz und untersuchten weiträumig die Gegend rund um den Tatort. Die Mindener Straße musste dafür in Richtung City bis in die Mittagsstunden langfristig gesperrt bleiben. Die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer an der Jöllenbecker Straße am „The Good Hood“ sowie die Friedenstraße wurden ebenfalls zeitweise gesperrt. Auch hier sicherte die Polizei Spuren, ein großer Blutfleck war auf der Straße zu sehen.
Abgesperrt blieb auch am Abend weiterhin der unmittelbare Tatort vor dem „Cutie“, wo gegen 17.30 Uhr Aufräumarbeiten starteten.
Unter dem Namen „Kurfürst“ und der Leitung des Ersten Kriminalhauptkommissars Markus Mertens ermittelt jetzt eine Mordkommission. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld leitet zudem die Ermittlungen.
Video vom Tatort in der Bielefelder Innenstadt
Das folgende Video zeigt unkommentiert Szenen vom Einsatz und der Spurensicherung in der Bielefelder Innenstadt vor der Bar „Cutie“ und rund um den Tatort sowie von der Spurensicherung an der Friedenstraße:
Polizei sucht Zeugen, Fotos, Videos vom Angriff am „Cutie“
Zeugen der Tat werden gebeten, sich bei der Mordkommission unter den neuen, extra für Hinweise eingerichteten Telefonnummer 0800-8070110 zu melden und eventuell vorhandenes Foto- und Videomaterial zur Verfügung zu stellen. Die Polizei Bielefeld hat außerdem ein Hinweisportal eingerichtet. Hier können Hinweise zur Tat ebenfalls mitgeteilt werden sowie Medieninhalte an die Polizei geschickt werden.
Bielefelder Club Nr.z.P. reagiert - „Heute ist kein Tag zum Tanzen“
Das in direkter Nachbarschaft des „Cutie“ gelegene Nr.z.P. sagte eine für den Sonntagabend geplante Veranstaltung ab und teilte auf seinem Instagram-Account eine Story von DJane Hayzel Butt. In dem „Statement aus Solidarität“ heißt es: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien. Wir bedanken uns bei allen Einsatzkräften für ihre Arbeit.“ Und weiter: „Heute ist kein Tag zum Tanzen. Heute ist ein Tag für Mitgefühl und Anteilnahme.“ Bielefeld sei und bleibe ein offener Raum für Kultur und Gesellschaft, der sich durch Respekt und Zusammenhalt auszeichne.
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