Ab sofort können Verbraucherinnen und Verbraucher wieder online ihre Stimme für die „Mogelpackung des Jahres 2024“ abgeben. Die Verbraucherzentrale Hamburg meldet für das Jahr 2024 insgesamt 67 Mogelpackungen. Im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 104.
Zum elften Mal ruft die Verbraucherzentrale Hamburg Interessierte auf, sich an der Wahl zu beteiligen. Aus einer Liste von fünf Kandidaten kann das Produkt mit der dreistesten versteckten Preiserhöhung des vergangenen Jahres gewählt werden. Nominiert sind:
Kandidat 1: Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz von Ulrich Walter

Beim Gewürzsalz der Ulrich Walter GmbH schrumpfte der Inhalt laut Verbraucherzentrale im Jahr 2024 von 150 auf 80 Gramm, also um fast die Hälfte. Gleichzeitig stieg der Verkaufspreis von 2,99 Euro auf 3,99 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von 150 Prozent, ohne dass sich die Rezeptur verändert hätte.
Zudem betrage der Luftanteil fast 40 Prozent. Die vorherige Dose sei nahezu bis zum Rand gefüllt worden. Die neue Kunststoffdose täusche nach Auffassung der Verbraucherzentrale Hamburg mehr Inhalt vor und sei für Verbraucherinnen und Verbraucher irreführend.
In ihrer Stellungnahme nennt die Ulrich Walter GmbH drei Gründe für den Preisanstieg: eine nachhaltigere Verpackung, eine bedarfsgerechte Füllmenge und gestiegene Kosten für Rohstoffe, Transport und Energie.
Kandidat 2: Cremissimo Bourbon Vanille von Unilever

Beim Cremissimo-Eis der Sorte Bourbon Vanille schrumpfe laut Verbraucherzentrale die Füllmenge von 1.300 auf 900 Milliliter. Bei gleichem Verkaufspreis im Handel betrage die versteckte Preiserhöhung bis zu 44 Prozent.
Laut einer Stellungnahme von Unilever im März 2024 soll die große Familienpackung des Cremissimo Bourbon Vanille weiterhin erhältlich sein. Wie oft und zu welchen Anlässen das Produkt angeboten werden soll, bleibe jedoch unklar.
Kandidat 3: Granini Trinkgenuss Orange von Eckes-Granini

Wie die Verbraucherzentrale mitteilt, stecken statt 100 Prozent Fruchtsaft nur noch 50 Prozent Orangensaft in der Flasche. Den Rest fülle der Hersteller mit Zuckerwasser auf. Im Handel stehe der „gestreckte Saft“ jedoch weiterhin zum selben Preis im Regal.
Auch auf die neue Zusammensetzung des Getränks werde nicht transparent hingewiesen. Auf der Flasche des Granini Trinkgenuss Orange fehle lediglich der Hinweis „100 % Fruchtsaft“. Hersteller Eckes-Granini verweist in einer Stellungnahme auf höhere Preise für Orangensaft aufgrund von Missernten.
Kandidat 4: Biscotto Waffelblättchen von Aldi Nord

Bei den Waffelblättchen schrumpft die Füllmenge von 200 auf 100 Gramm. Bei gleichem Verkaufspreis von 1,99 Euro ist das Waffelgebäck trotz unveränderter Rezeptur plötzlich um 100 Prozent teurer. Für einen Discounter, der mit Tiefstpreisen werbe, sei das ein ziemlich drastischer Preisanstieg, teilt die Verbraucherzentrale mit.
Beworben sei das Gebäck im Rahmen einer „Aktion“, was jedoch nicht für einen besonders günstigen Preis stehen würde. Vielmehr handele es sich um ein zeitlich begrenzt verfügbares Produkt. Der Discounter Aldi Nord rechtfertigt den Preisanstieg der Biscotto Waffelblättchen mit gestiegenen Kosten für die Hauptzutat Kakao, wobei die Verbraucherzentrale darauf verweist, dass die Kakaopreise zuletzt wieder gesunken sind.
Kandidat 5: Dove Duschcreme von Unilever

Ein scheinbar höherwertiges Produkt entpuppe sich laut Verbraucherzentrale als „alter Wein in neuen Schläuchen“. Trotzdem koste die neue Duschcreme fast doppelt so viel wie die alte Pflegedusche. Die Füllmenge sinke und der Preis steige. Die Inhaltsstoffe seien aber fast identisch geblieben. Bei der Sorte „Reichhaltige Pflege“ unterscheiden sich nur zwei von 29 Zutaten.
Hersteller Unilever spricht in einer Stellungnahme dennoch von einem neuen, höherwertigen Produkt und verweist unter anderem auf dessen innovative Flaschenform.
Weniger Mogelpackungen, aber höhere Preisaufschläge
Weniger Inhalt zum gleichen oder sogar zu einem höheren Preis, das Phänomen wird als „Shrinkflation“ bezeichnet. Das Phänomen „Shrinkflation“ kombiniert das englische Wort „to shrink“ (auf Deutsch: „schrumpfen“) mit „Inflation“. Gemeint ist damit, dass sowohl Verpackungsgröße und Preis eines Produkts gleich bleiben, der Inhalt aber kleiner wird. So können Hersteller auf eine für den Kunden offensichtliche Preiserhöhung verzichten.
Die durchschnittliche Preiserhöhung sei jedoch deutlich höher gewesen. Sie betrug bei den von der Verbraucherzentrale Hamburg erfassten Produkten 31,5 Prozent, 2023 waren es laut Statistik der Verbraucherschützer im Schnitt nur 23,5 Prozent. „Die fünf höchsten Preissteigerungen lagen im Bereich von 100 Prozent und mehr. Einen so drastischen Preisanstieg haben wir 2023 nur einmal registriert“, berichtet Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Zur Abstimmung: Mogelpackung des Jahres 2024