Gegen Lernstress: Tipps einer Bielefelder Psychologin für Eltern

Bielefeld. Dass es fluppt mit dem Lernen, statt täglich Streit und Stress zu haben wegen Hausaufgaben: Wer wünscht sich das nicht? Nicole Fritzler, Psychologin und lerntherapeutische Fachkraft und auch Mutter zweier Söhne (6 und 4), kennt die Probleme gut. Auf Instagram stellt die 33-Jährige regelmäßig einfache, spielerische Methoden für mehr Lernmotivation vor. Sie und ihr Team der Uni Bielefeld sind jetzt für neues Förderkonzept ausgezeichnet worden. Einfach machen, anstatt lange zu diskutieren &bdquo;Es ist doch gar nicht so viel! Und gar nicht so schwer. Fang doch einfach mal an. Du musst doch nur“: Oftmals seien Eltern so sehr mit Diskutieren beschäftigt und damit, ihr Kind zu überzeugen, dass sie einen wichtigen Punkt aus den Augen verlieren: die Fähigkeit, sich zu überwinden und etwas ohne Lust zu tun, ist dafür notwendig. &bdquo;Die ist aber für ein erfolgreiches Leben unerlässlich“, sagt Fritzler. Aber die sogenannte Selbstregulation oder Selbstkontrolle müssten Kinder erst einmal lernen. Kein Interesse am Thema, die Aufgaben sind zu viel, zu schwierig oder auch zu einfach, mit hohem Frust verbunden oder erscheinen unnütz: &bdquo;Als Eltern sollte man sich unterschiedliche Arten von Motivationsdefiziten erstmal bewusst machen, um das Kind besser zu verstehen.“ Und dann gebe es ganz einfachen Methoden, den Hausaufgaben- oder Lernsituationen zu Hause konstruktiv zu begegnen, auch bei Kindern mit Lernschwierigkeiten: 1. Persönliche Bedeutsamkeit steigern &bdquo;Uns Eltern ist mit Blick auf die Zukunft sehr bewusst, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder mindestens basale Kompetenzen in der Schule erwerben – deshalb erzählen wir ihnen ganz fleißig, wie wichtig es ist, gut in der Schule zu sein“, sagt Fritzler. Aber die Kinder interessiere das nicht, sie könnten das noch überhaupt nicht greifen. Viel sinnvoller sei, mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten und deutlich zu machen, warum der Lerninhalt für sie persönlich sinnvoll und bedeutsam ist: beispielsweise gut lesen und schreiben zu können, um Freunden Nachrichten zu schreiben, die Speisekarte selbst lesen oder auch Informationen &bdquo;ergoogeln“ zu können. 2. Transparenz schaffen &bdquo;Je genauer unsere Kinder ihr Lernen planen, desto wahrscheinlicher und auch besser werden sie es auch ausführen, sodass am Ende deutlich mehr Lerneffekte und -erfolge zu verzeichnen sind“, sagt Fritzler. &bdquo;Sie lassen sich weniger ablenken, unterbrechen seltener ihre Hausaufgaben und bearbeiten diese vollständiger.“ Durch die Strukturierung der Lernsituationen werde ein häufig nicht greifbarer Lernprozess (&bdquo;Berg voller Aufgaben“) sowie die damit verbundene Zeit konkretisiert. Das Kind sehe ganz offensichtlich, was (noch) vor ihm liegt und welche Schritte bereits abgehakt werden können, beispielsweise mithilfe von Planungskarten. Das Kind sucht sich für die Lernsituation ein paar Karten aus – immer, wenn ein Schritt abgearbeitet wurde, darf die dazugehörige Karte umgedreht werden. 3. Teilziele definieren und Abwechslung Hier geht es darum, den &bdquo;großen Berg“ in kleinere Teilziele zu unterteilen, die besser schaffbar sind und zu Mini-Erfolgen führen, so die Expertin. &bdquo;Mithilfe von Lernstationen/Lernrallyes werden die Aufgaben auf einzelne Päckchen aufgeteilt und damit übersichtlicher gemacht. Das Kind fährt, läuft oder reitet mit dem Lieblingsspielzeug von Station zu Station und bearbeitet dort die Aufgaben.“ Das sorge für mehr Bewegung, Abwechslung und Spaß und erhöhe so die Lernmotivation. 4. Spielerisch effektiver lernen &bdquo;Nichts überzeugt unsere Kinder so wie ein Spiel“, sagt Fritzler. Durch die Kombination relevanter Lerninhalte mit spielerischen und kreativen Methoden, beispielsweise mithilfe von Würfelspielen oder Uno-Karten mit Lernwörtern, verknüpfe es das Lernen mit positiven Gefühlen. So werde Lernen effektiver, die Atmosphäre angenehmer, Streit reduziert und &bdquo;die Kinder fangen freiwillig mit dem Lernen an und führen Aufgaben zu Ende“, sagt Fritzler. Auf ihrem Instagram-Kanal &bdquo;dr.nicolefritzler“ gibt die Expertin regelmäßig praktische Tipps. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Dr. Nicole Fritzler (@dr.nicolefritzler) Ausgezeichnetes Förderkonzept Viele Aspekte der Motivationspsychologie stecken auch im neuen schulischen Förderkonzept für Schüler mit Lese-/Rechtschreibschwierigkeiten durch speziell ausgebildete Tutoren, das sie mit ihrem Team entwickelt hat und das jetzt vom Verband für Nachhilfe und Nachmittagsschulen (VNN) mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Ein besonderes Augenmerk liege vor allem auch auf pädagogisch-psychologischen Aspekten, wie die Stärkung des Selbstvertrauens und die Steigerung der Lernmotivation, so Fritzler. Es leiste einen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit und entlaste durch den Einsatz der speziell ausgebildeten Tutoren auch die Schulen, so die Begründung der Jury. Schulen und (angehende) Fachkräfte können sie bei Interesse an weiteren Informationen zum Förderkonzept gerne kontaktieren: nicole.fritzler@uni-bielefeld.de.

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