Um Leben zu retten: 35-Jähriger aus dem Kreis Gütersloh sagt Urlaub ab

Kreis Gütersloh. Es hätte ein entspannter Urlaub in der Türkei werden sollen – Strand und Erholung mit der Familie. Doch Cihan Yadel, ehemaliger Fußballer von Viktoria Rietberg, entschied sich, den Flug in die Sonne gegen eine Reise ins Ungewisse zu tauschen. Statt in den Urlaub ging es für ihn in ein Krankenhaus, um einem jungen Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist, mit einer Stammzellenspende das Leben zu retten. Den Urlaub hat er in den Herbst verschoben, denn für den 35-Jährigen war es wichtiger, einem Menschen in Not zu helfen. &bdquo;Die Operation ist gut verlaufen, ich habe keine Schmerzen und ich habe mir den Eingriff schlimmer vorgestellt“, erzählt Cihan Yadel erleichtert im Gespräch mit dieser Zeitung. Noch immer kann er es kaum fassen, dass er diese Chance bekommen hat. Der ehemalige Fußballer hatte sich vor einiger Zeit bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) typisieren lassen. Als er die Nachricht erhielt, dass er als passender Spender identifiziert wurde, gab es für ihn keinen Zweifel: Er würde helfen. Viktoria Rietberg macht Spende im Internet publik Um die Bedeutung der Stammzellenspende hervorzuheben, machte Viktoria Rietberg, der Verein, bei dem Cihan Yadel noch vor zwei Jahren Fußball spielte, die Spende auf seinen sozialen Netzwerken publik. Die Resonanz war überwältigend, viele Menschen zeigten sich beeindruckt vom selbstlosen Einsatz des Familienvaters. Auch Schwarz-Gelb Bokel, der Verein, bei dem der 35-Jährige heute als Trainer tätig ist, hat auf die Aktion aufmerksam gemacht, erzählt Cihan Yadel stolz. Ebenso Westfalia Neuenkirchen und der SV Sudhagen. Bokel habe durch Trikotverkäufe sogar 300 Euro an die DKMS gespendet. Die Idee dazu hatte Vorstandsmitglied Jens Bergmann. Die Stammzellenspende aus dem Knochenmark ist ein Eingriff, der nicht ohne jegliche Risiken ist. Bei gesunden Spendern ist die Gefahr ernster Komplikationen jedoch sehr gering. An der Entnahmestelle können sich Blutergüsse bilden und noch einige Tage Schmerzen auftreten. Das Knochenmark selbst regeneriert sich allerdings in kurzer Zeit. &bdquo;Ich habe nie lange überlegen müssen“, sagt Cihan Yadel, der im Kreis Gütersloh auch als Schiedsrichter tätig ist. Die Vorstellung, einem kleinen Mädchen helfen zu können, habe ihn in seiner Entscheidung bestärkt. Nach seiner Spende erhielt er die Möglichkeit, einen anonymen Brief an das Mädchen zu schreiben. &bdquo;Ich habe nur geschrieben, dass ich mich freue, der Person eine Chance zum Überleben gegeben zu haben“, erzählt er. Er legte dem Brief auch ein kleines Geschenk bei und ermutigte das Kind so, stark und tapfer zu bleiben. Das junge Mädchen, das zwischen sechs und zwölf Jahre alt ist und in Deutschland lebt, kennt Cihan Yadel nicht persönlich. Doch die Verbindung, die durch die Spende entstand, sei tief und bedeutsam. Spender und Empfänger können sich nach zwei Jahren persönlich treffen Wenn Spender und Empfänger das möchten, ist nach zwei Jahren sogar ein persönliches Treffen möglich. &bdquo;Ich bin da aber ein wenig zwiegespalten“, sagt der 35-Jährige. &bdquo;Ich möchte einfach nicht, dass die Person mir ewig dankbar ist. Für mich war das Ehrensache und vollkommen selbstverständlich.“ Aber: &bdquo;Wenn die Person mich kennenlernen möchte, bin ich gerne dazu bereit. Es ist aber natürlich kein Muss.“ Mit seinem selbstlosen Einsatz gibt Cihan Yadel nicht nur einem kranken Kind Hoffnung, sondern setzt auch ein Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität. &bdquo;Es war mir wichtiger, einem Menschen mit der Spende zu helfen“, sagt Yadel. Sein Türkei-Urlaub musste deswegen warten. &bdquo;Den kann ich später immer noch machen.“ Aber die Chance, einem Kind das Leben zu retten, komme vielleicht nie wieder. Und während der Türkei-Urlaub nur verschoben ist, bleibt die Gewissheit, das Richtige getan zu haben, für immer.

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