Kreis Gütersloh. Unwetter mit Starkregen und herbstliche Temperaturen haben den Sommer im Kreis Gütersloh bislang geprägt. Doch waren der Juli und die erste Augusthälfte wirklich überdurchschnittlich nass und kühler als gewöhnlich? Die Meteorologin Urtrun Roll vom Deutschen Wetterdienst ordnet die Wetterlage auf Anfrage der "NW" ein - und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage.
Betrachte man das langjährige Mittel des Zeitraums 1991 bis 2020, dann sei der Juli insgesamt minimal kühler gewesen, sagt Roll. Für den Kreis Gütersloh sind die Messstationen Ennigerloh-Ostenfelde und Bielefeld-Deppendorf relevant. "In den vergangenen 30 Jahren lag die Temperatur im Juli bei 18,6 Grad Celsius. In diesem Jahr lagen wir mit 18,4 Grad nur leicht unter diesem Wert." Im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 sei die Temperatur zwischen 1991 und 2020 insgesamt etwas angestiegen. "Vergleicht man den Juli diesen Jahres mit den alten Werten, dann war es etwas wärmer", sagt Roll.
Bei der Niederschlagsmenge steche der Juli in diesem Jahr allerdings deutlich hervor. "Es hat eineinhalb Mal so viel geregnet, wie im langjährigen Mittel", weiß die Meteorologin. Dementsprechend gehört der Juli zu den niederschlagsreichsten Monaten in den vergangenen Jahren."Wenn man sich die Werte für ganz NRW anschaut, dann waren nur 2017 und 2021 noch niederschlagsreicher", sagt Roll. Ungewöhnlich sei das aber nicht, denn besonders verregnete Monate gebe es immer wieder.
Sommerliche Temperaturen angekündigt
Auffällig sei aber, dass es in den vergangenen Jahren immer häufiger zu markanten Wetterwechseln komme. "Extreme haben durch den Klimawandel deutlich zugenommen", sagt die Meteorologin. "Wenn es beispielsweise nass ist, dann ist es gleich viel zu nass." Der Boden und die Abflüsse könnten die Regenmassen dann nicht mehr aufnehmen und es komme teils zu Überschwemmungen. Gleichzeitig sei es in diesen Monaten auch sehr gewittrig, wenn es keine blockierende Wetterlage, wie ein anhaltendes Hoch gebe. Das habe sich zuletzt durch die heftigen Unwetter bestätigt.
"Im Vergleich zum Juli ist der August bislang zu kühl. Man muss aber bedenken, dass erst die Hälfte des Monats rum ist." Deswegen könnte die Bilanz für den Monat durchaus noch ausgeglichen werden. Die erste Hälfte im August sei außerdem zu nass gewesen. "Es hat mehr als doppelt so viel Regen gegeben, wie üblich."
In den kommenden Tagen soll sich das allerdings wieder ändern. "Die Schauer sind abgezogen. Nur vereinzelt kann nochmal ein bisschen was runterkommen." Die Meteorologin rechne aber mit einer trockenen Episode. Auch die Temperaturen sollen wieder sommerlich werden - und bleiben. "Am Wochenende könnte auch wieder die 30-Grad-Marke geknackt werden.