So geht die Polizei vor, wenn jemand im Kreis Gütersloh vermisst wird

Kreis Gütersloh. In den allermeisten Fällen geht es gut aus. &bdquo;Vermisster Herr wohlbehalten zurückgekehrt." Oder: &bdquo;Vermisste 94-jährige Seniorin angetroffen." So oder ähnlich lauten fast immer die Überschriften, mit denen die Gütersloher Polizei im Anschluss an Fahndungen nach Vermissten Entwarnung geben kann. Davor jedoch liegen Stunden oder Tage, in denen Angehörige und Freunde um das Wohl der meist plötzlich verschwundenen Menschen bangen. Und auch Zeit, in der die Polizei verschiedene Hebel in Bewegung setzt, um Vermisste rasch und vor allem unversehrt wieder aufzuspüren. Wie gehen die Ermittler bei der Suche vor? Wann kommt es zu einer öffentlichen Fahndung? In welchen Fällen steigen womöglich Hubschrauber auf? Die Kreispolizeibehörde gibt Antworten auf derlei Fragen, nachdem in den vergangenen Monaten eine Häufung derartiger Fälle zu beobachten war. Grundsätzlich gelte, und das sei wichtig, sagt Behördensprecherin Katharina Felsch: &bdquo;Die Maßnahmen, die im Vermisstenfall getroffen werden, kann man nicht anhand einer Checkliste nach und nach abarbeiten. Je nach Einzelfall entscheiden die ermittelnden Beamten, was sinnvoll ist." "Die Sorgen sind meistens berechtigt" Aber wann gilt überhaupt jemand als vermisst? Das trifft laut Felsch auf Personen zu, die ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben, ihr Aufenthalt unbekannt ist und für sie eine Gefahr für Leib und Leben angenommen werden könne, zum Beispiel als Opfer einer Straftat, bei einem Unglücksfall, bei Hilflosigkeit oder Selbsttötungsabsicht. Bei Minderjährigen gehe man grundsätzlich von einer Gefahr aus, solange Erkenntnisse nichts anderes ergeben. Ohnedies handle es sich um einen weit verbreiteten Mythos, dass ein Erwachsener erst nach 24 oder 48 Stunden vermisst gemeldet werden kann, erklärt Felsch. Die Erfahrung zeige, dass die Sorgen meistens berechtigt sind. Glücklicherweise könne ein Verdacht auf ein Verbrechen fast immer ausgeschlossen werden. Nicht selten handle es sich um Ausreißer oder ältere Menschen, die den Weg zurück nach Hause oder ins Seniorenheim allein nicht finden. &bdquo;Daher prüft die Polizei generell jeden Einzelfall, wenn erforderlich rund um die Uhr." Darüber hinaus seien einige Kollegen, angesiedelt im Kriminalkommissariat 1, speziell für Fälle ausgebildet, in denen die Situation besonders knifflig sei. &bdquo;Außerdem gehen wir bei einer angenommenen Selbsttötungsabsicht besonders sensibel vor." Wann wendet sich die Polizei an die Öffentlichkeit? Ein Blick in die Behördenmeldungen der vergangenen Monate bestätigt, dass häufig wenig Zeit verstreicht, ehe die Suche startet. Ein Beispiel von Mitte September: &bdquo;Der seit Mittwoch (15.09.) vermisste 39-jährige Gütersloher konnte am Donnerstagnachmittag durch Polizeibeamte im Raum Freiburg in seinem Fahrzeug wohlbehalten angetroffen werden." Die – nicht weiter erläuterten - Fahndungsmaßnahmen würden eingestellt. Ob die Polizei bei der Fahndung überhaupt um Mithilfe der Öffentlichkeit bittet, hängt laut Felsch vor allem davon ab, ob konkrete Anhaltspunkte für eine Gefahr von Leib und Leben bestehen. Vom Einzelfall sei auch die Wahl der Fahndungsmittel wie der Einsatz von Suchmannschaften oder Suchhunden abhängig. &bdquo;Bei einem Kind, das in einer Parkanlage vermisst wird, komme häufig ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera zum Einsatz. Insbesondere in den kälteren Monaten wie derzeit sei das hilfreich. Beim Versteckspielen eingeschlafen Bei den Ermittlungen komme es auch auf eine enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen an beziehungsweise denjenigen, die die Vermisstenanzeige erstattet haben, sagt Felsch. So würden auch besondere Umstände wie finanzielle Situation, Krankheit, Drogenabhängigkeit, familiäre Ereignissee überprüft, um Hintergründe aufzuklären oder mögliche Motive zu erkennen. Zudem gehe es darum, mögliche Aufenthaltsorte zu überprüfen. &bdquo;So kann bei Kindern auch die Nachschau in noch so kleinen Ecken erfolgreich sein", berichtet die Sprecherin. &bdquo;Ein Kind haben wir mal zwischen zwei Spielmatratzen im Kinderzimmer gefunden. Es war beim Versteckspielen eingeschlafen." Grundsätzlich sei bei der Suche eines Vermissten über die Öffentlichkeit immer auch auf den Persönlichkeitsschutz zu achten. Es sollten stets so wenig persönliche Informationen wie möglich und so viele wie nötig veröffentlicht werden. &bdquo;Das muss genau abgewogen werden. Nach einer Fahndung werden die Meldungen etwa im Presseportal zwar durch die Polizei gelöscht, aber das Internet vergisst nie." Die technische Weiterentwicklung hat sich auch auf das Vorgehen bei der Suche nach Vermissten ausgewirkt. &bdquo;Allein über die Veröffentlichung über die polizeieigenen Social-Media-Kanäle erreichen wir in kurzer Zeit einen großen Personenkreis." Felsch verweist auf ein Beispiel von Ende September. Die Meldung über eine junge vermisste Person habe innerhalb einer Stunde 19.000 Konten/Nutzer erreicht. In manchen Fällen muss der Landrat zustimmen Auch die Tatsache, dass heutzutage fast jeder ein Smartphone bei sich trägt, hat die Möglichkeiten der polizeilichen Suche erweitert. Über das Mobiltelefon lässt sich der Standort zum Zeitpunkt der Abfrage bestimmen. Darüber hinaus ermöglicht die Auswertung von GPS-Daten, Autos mit Navigationssystem zu orten und Bewegungsprofile erstellen. Doch derlei Möglichkeiten sind eng begrenzt, unterliegen, wie Felsch ausdrücklich erklärt, dem &bdquo;Behördenleitervorbehalt". Das heißt konkret: Ob jemand über sein Handy geortet wird, muss der Polizeichef entscheiden, also Landrat Sven-Georg Adenauer oder &bdquo;sein Vertreter im Amt". Jährlich etwa zehn Fahndungsfälle Mitunter führt aber auch hoher Einsatz nicht zum Erfolg. So ließen unlängst am Ufer des Buxelsee abgelegte Damenkleider und Stiefel Schlimmes befürchten. Doch die intensive Suche ergab - nichts. Bis heute wurde in diesem Zusammenhang auch niemand als vermisst gemeldet. In den allermeisten Vermisstenfällen - jährlich gibt es durchschnittlich zehn Öffentlichkeitsfahndungen, wobei die Fälle laut Polizei wellenartig auftreten - ist ein hoher Aufwand ohnehin nicht erforderlich, um sie mit glücklichem Ausgang zu lösen. Aber, so sagt Katharina Felsch: &bdquo;Die Betroffenen sollen auf jeden Fall wissen, dass wir sie suchen."

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