Bielefeld. Das Bielefelder Tierheim hat eine neue Leiterin. Der Vertrag ist unterschrieben, jetzt muss nur noch der bisherige Arbeitgeber mitspielen, damit die Neue am 1. September offiziell anfangen kann. Darum darf der Name der Mittvierzigerin hier noch nicht verraten werden.
Der Tierschutzverein Bielefeld betritt mit dieser Personalie Neuland, denn die künftige Chefin des Tierheims an der Kampstraße ist nicht vom Fach. Die letzten Jahre hat sie in leitender Funktion für das Erscheinungsbild eines großen ostwestfälisch-lippischen Modeunternehmens verantwortlich und sucht nun eine völlig neue Herausforderung. Und noch eine Nachricht: Ab dem kommenden Monat wird sich das Tierheim nach der Corona-Vollbremsung auch wieder zwei Tage in der Woche für Besucher ohne Anmeldung öffnen.
"Null Bewerbungen"

Jetzt kommt also eine Quereinsteigern, die dank privater Hundesuche in Kontakt mit dem Tierheim Sennestadt gekommen ist, wie Helmut Tiekötter schildert. „Die Chemie stimmt, und gemeinsam werden wir daran arbeiten, dass dieses Engagement eine Erfolgsgeschichte wird."

Grünanlagen ab Herbst
Als erstes wird sie die nötigen Sachkundenachweise erwerben müssen. Wichtig sind dem Vereinschef aber auch Mitarbeiterführung, der Kontakt zu Behörden und Fachkenntnisse, die die leitende Angestellte aus ihrer Branche mitbringt.
Optisch könne sich das Tierheim immer weiter verbessern, sagt Helmut Tiekötter, der mit einem zufriedenen Rundumblick erzählt, dass in den vergangenen zehn Tagen mächtig auf dem Gelände aufgeräumt worden sei. „Jemand, der von außen kommt, hat aber noch einmal einen ganz anderen Blick darauf."

Das neue Hundehaus wird diesem kritischen Blick sicher standhalten. Im Großen und Ganzen sind die Bauarbeiten, die vor mehr als zwei Jahren begonnen haben, abgeschlossen. Aufwendige Kleinigkeiten müssen noch angebracht oder eingebaut werden, die Grünanlagen werden erst im Herbst gestaltet.
Künftig Platz für 40 Hunde
Die ersten Fellnasen haben die neuen, viel großzügigeren Räume und Ausläufe schon bezogen. Der 50 Meter lange Neubau, der anstelle eines von zwei alten Hundehäusern à 25 Meter errichtet worden ist, hat für die meisten 8 Quadratmeter große Räume und 40 Quadratmeter große Außenzwinger. Vorher mussten sich oft zwei Hunde einen 12-Quadratmeter-Zwinger teilen, der 1976 als Standard galt.

Jetzt sind die Unterkünfte der Tiere so konstruiert, dass sie vor Zugluft geschützt sind, an kalten Tagen kann eine kleine Fläche per Fußbodenheizung extra geheizt werden. Eine zentrale Hochdruckreiniger-Anlage erleichtert die Pflege des Hundehauses mit 20 Innenboxen, die bei Bedarf noch mit Kunststoffpaneelen geteilt werden können.
Leonie Jürging vermacht dem Tierheim ein Haus
Auch die 17 Außenzwinger sind flexibel nutzbar. So ist künftig Platz für 40 Hunde. „Im Schnitt liegen wir bei 30 Hunden, die im Tierheim auf Vermittlung warten", sagt Helmut Tiekötter. Ebenfalls bezogen sind die beiden neuen Gruppenhäuser mit 200 Quadratmeter großem Außengelände, wo diejenigen Hunde im Rudel vergesellschaftet werden, die zu den Langzeitkunden des Tierheims gehören, weil sie aufgrund von Ängsten oder Macken nicht so leicht vermittelbar sind. Dort ist Platz für 15 Hunde.
Geplant ist, das neue Hundehaus nach der Sennerin Leonie Jürging zu benennen, die 2015 verstorben ist und dem Tierheim ein Haus im Wert von 150.000 Euro vermacht hat. Das war ein wichtiger Grundstock für das Projekt, das rund 600.000 Euro gekostet hat.
Pläne für Mehrzweckgebäude

Trotz der vielen Eigenleistung des Tierheim-Teams und der vielen Ehrenamtlichen. Zuletzt ist sogar Michael Hanke aus Spanien angereist, um an der Kampstraße wieder mal tatkräftig mit anzupacken. Hanke war vor seiner Verrentung kaufmännischer Leiter des Tierheims und verbringt nun seinen Lebensabend in Spanien.
Das Tierheim, das Mitte März zunächst für alle Besucher und Gassi-Geher geschlossen worden ist, wird sich nun langsam wieder öffnen. „Einige Gassi-Geher sind zurück", sagt Tiekötter. Nun sollen auch wieder Besucher kommen dürfen. Ab 1. September sollen die Tore dienstags und freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet werden – natürlich unter Corona-Bedingungen . Montags, donnerstags und samstags kann man nach Terminvereinbarung kommen.
Helmut Tiekötter schmiedet derweil schon neue Pläne: für ein Mehrzweckgebäude an Stelle des zweiten alten Hundehauses, für eine Modernisierung und Aufstockung des Kleintierhauses, eine kleine Abteilung für Exoten fehlt auch, ein Schwimmbecken für das Wassergeflügel .... Ans Aufhören denkt der 68-Jährige noch nicht. „Ist ja auch kein Nachfolger in Sicht", sagt er und lacht.
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