Harsewinkel/Hamm. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ziehen sich durch alle Bereiche der Gesellschaft. Betroffen sind auch Studierende in vielfacher Hinsicht: Der Lehrbetrieb ist heruntergefahren oder auf digitale Webinare verlegt worden. Nebenjobs, vor allem in der Gastronomie und im Veranstaltungsgewerbe, fallen für längere Zeit weg. Die Firma Claas und der Veranstalter Studenta, der sonst vor allem Parties für Studierende organisiert, haben sich darum nun zusammengetan. Gemeinsam mit CS Parts, dem Betreiber der Claas Ersatzteillogistik in Hamm, haben sie das Projekt „Studenta Worx" ins Leben gerufen.
„Unsere eigenen Kapazitäten reichen derzeit nicht aus"
Dieses Projekt soll Studierenden in den Zeiten von Corona ein Einkommen ermöglichen, damit diese ihren Lebensunterhalt und ihr Studium weiter finanzieren können. Das Aufgabengebiet der Studierenden umfasst die Verpackung von Ersatzteilen für Landmaschinen – vom handlichen Sensor über Ölfilter bis hin zu Ventilen und Rollenketten. „Aufgrund von unerwartet hohen Auftragseingängen reichen unsere eigenen Kapazitäten derzeit nicht aus", erklärt Ulrich Timcke, Geschäftsführer Claas Service and Parts GmbH.
Denn trotz der Pandemie würden die Ersatzteilauslieferungen auf überdurchschnittlich hohem Niveau weiter laufen, um die Kunden vor der landwirtschaftlichen Hauptsaison pünktlich und zuverlässig zu beliefern. „Das Projekt ,Studenta Worx bringt für uns daher eine spürbare Entlastung."
Über die geplante Laufzeit von vier Monaten wollen die Projektpartner gut 250 Studierende auf einer 450-Euro-Basis beschäftigen. Mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung in Münster konnte Studenta eine Logistikhalle in Münster anmieten, in der Anfang Mai der Startschuss für das Projekt fiel. Die Vorbereitung der dortigen Arbeitsplätze sei in der Zeit vom 20. bis 30. April erfolgt, heißt es in einer Pressemitteilung. Die ersten 25 Studierenden begannen am 4. Mai mit ihrer Arbeit. „Sie konnten einen kompletten Sattelzug abfertigen", erläutert Studenta-Geschäftsführer Stefan Hugenroth.
Zuvor seien die jungen Frauen und Männer in den Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie in die Arbeitsabläufe und in die Dokumentation eingewiesen worden. „Über Rotation und spätere Schichtaufteilung werden die individuellen Arbeitszeiten passend für die 450-Euro-Jobs organisiert", erläutert Hugenroth.
„Die Frauenquote beträgt etwa 60 Prozent"
Und die Jobs seien gefragt: „Bereits innerhalb der ersten knapp zwei Wochen Bewerbungszeitraum gingen mehr als 100 Anfragen bei uns ein." Das zeige, wie groß der Bedarf bei den Studierenden aktuell sei. Sie kämen aus unterschiedlichsten Fachrichtungen – von der Theologie über verschiedene Lehramts-Fächer bis hin zu Sport oder Maschinenbau. „Die Frauenquote beträgt etwa 60 Prozent", sagt Hugenroth.
Dabei arbeiten die Studierenden sogar teilweise noch für einen guten Zweck. „Für jede Arbeitsstunde spendet Studenta 50 Cent in den Corona-Notfonds der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster", sagt Hugenroth. Der Fonds soll Studierenden helfen, die besonders hart von der Pandemie betroffen und etwa durch Verlust ihrer Nebenjobs in existenzielle Not geraten sind. „Dazu gehören vor allem Studentinnen und Studenten aus sozial schwachen Familien, mit Kindern oder mit chronischen Krankheiten", so der Studenta-Geschäftsführer. Der Fonds wurde Mitte April von der Stiftung WWU, der gemeinnützigen Universitätsgesellschaft Münster und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) initiiert.
„Auch in Krisenzeiten kann man einen Mehrwert erzeugen"
Nach den ersten Arbeitswochen sei das Fazit positiv: „Das Projekt zeigt, wie man auch in Krisenzeiten durch Zusammenarbeit einen Mehrwert für unterschiedlichste Akteure erzeugen kann", sagt David Gaertner, Geschäftsführer der CS Parts und Initiator des Projektes. Bemerkenswert sei auch, wie schnell die Idee in die Praxis umgesetzt worden sei. „Das ist in erster Linie dem unbürokratischen und begeisternden Einsatz aller Beteiligten zu verdanken."

