Gütersloh

Virenschutz fürs Klassenzimmer: Gütersloher Firma reagiert auf Eltern-Sorge

Der heimische Schulmöbelspezialist Flötotto reagiert auf Sorgen der Eltern in Zeiten von Corona und liefert Kabinen zum Selbstaufbau. Hinweise darauf wurden auch an höchste Stelle verschickt.

Als Testschüler sitzt Paolo Flötotto (11) zwischen den von der Firma seines Vaters entwickelten transparenten Trennwänden für Klassenzimmer. | © Jens Dünhölter

Rainer Holzkamp
03.05.2020 | 03.05.2020, 11:00

Gütersloh. Wenn es um Schulmöbel geht, fallen Frederik Flötotto auch in Krisenzeiten kreative Lösungen ein. „Covid 19-Shield" heißt das neueste Produkt des findigen Unternehmers. Es handelt sich um einen Virenschutz fürs Klassenzimmer. Die Aufsätze für die Schultische bestehen aus drei Scheiben aus transparentem PET-Kunststoff und halten mögliche Erreger fern.

Es ist nicht die erste außergewöhnliche Aktion von Flötotto während der Corona-Pandemie. Bereits vor einigen Wochen warf der 44-Jährige am neuen Firmensitz in der Isselhorster Manufaktur von Brillenhersteller Markus Temming den 3D-Drucker an und produzierte die ersten Schutzmasken für heimische Ärzte und Krankenhäuser – als Spenden. Das Echo sei sehr positiv gewesen. „Inzwischen haben wir fast 100 Ärzten und medizinischem Personal ein Face-Shield und damit aktive Sicherheit zukommen lassen."

Auf Wunsch der Firmenkunden aus dem Schulbereich hat Frederik Flötotto (43) transparente Trennwänden für Klassenzimmer entwickelt. - © Jens Dünhölter
Auf Wunsch der Firmenkunden aus dem Schulbereich hat Frederik Flötotto (43) transparente Trennwänden für Klassenzimmer entwickelt. (© Jens Dünhölter)

"Wir haben uns sofort an die Arbeit gemacht"

Als eine Reaktion darauf sei das Unternehmen von einigen Schulen angeschrieben und gefragt worden, ob Flötotto auch eine Lösung für den Schutz von Schülern im künftigen Schulbetrieb anbiete. „Im Zusammenhang mit der Wieder-Öffnung der Schulen scheinen die Eltern sehr besorgt um ihre Kinder zu sein", sagt Flötotto, Urenkel des Firmengründers Heinrich Flötotto: „Wir haben uns daraufhin sofort an die Arbeit gemacht, um eine kostengünstige, wirkungsvolle Lösung zu entwickeln."

Es handelt sich um ein sogenanntes Flat Pack, ein flaches Paket aus den Einzelteilen, das sowohl Transportkosten spare als auch später Stauraum in den Schulen. Der Korpus besteht aus drei Elementen, die einfach mit vier Buchschrauben montiert werden. Das Material sei absolut schlagfest und zu 100 Prozent recycelfähig. Für eine feste Positionierung auf dem Schultisch sorgen vier Saugnäpfe. „Wir haben vor wenigen Tagen die finalen Prototypen zur Serienproduktion freigegeben", sagt der Firmenchef, der sich gemeinsam mit seinem kleinen Team normalerweise auf das Geschäft mit Schulmöbeln konzentriert.

Produktion der Kabinen in Jena

Die Produktion der Kabinen erfolgt derzeit bei einem Zulieferer aus Korbußen bei Jena. Es kämen aber noch andere Firmen in Betracht: „Wir haben so ziemlich alle Verarbeiter für Serienproduktionen in Deutschland angefragt und von fast allen eine Rückmeldung erhalten. Denn unser Produkt ist so designt, dass es auf den üblichen Maschinen dieser Partner zu fertigen ist."

Worauf Flötotto besonderen Wert legt: „Wir bleiben mit der Fertigung zu 100 Prozent in Deutschland." Es sei von großem Interesse, gerade in diesen Zeiten so viele nationale Unternehmen mit Aufträgen zu versorgen wie eben möglich.

Die einzelnen Komponenten des „Covid 19-Shields" werden in der firmeneigenen Schulmöbel-Montage der Flötotto Einrichtungssysteme in Friedrichsdorf zusammengesetzt. Von dort erfolgt auch die Versendung an die Schulen.

Material für vorerst 4.000 Exemplare

Erste Bestellungen aus Sankt Augustin bei Bonn und von einer Privatschule aus Schleswig Holstein seien im Hause. Der Zulieferer habe vorerst Material für weitere 4.000 Exemplare reserviert, so Flötotto. Die Lieferzeit für die ersten 250 Stück betrage 8 bis 10 Werktage. Ansonsten sei eine Tageskapazität von 250 bis 500 Stück möglich. Der Preis liege mit knapp 60 Euro pro Stück deutlich unter den aus Plexiglas produzierten Hygiene-Artikeln.

Vom örtlichen Schulträger, also der Stadt Gütersloh, habe er noch keine Antwort auf seinen Hinweis erhalten. „Ich habe den Bürgermeister aber auch erst Ende voriger Woche über unsere Produktidee informiert." Schreiben gingen nicht nur an Henning Schulz heraus – auch die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten Laschet und Söder erhielten dazu Post aus Isselhorst. „Wir werden jetzt verstärkt auf die Länderebene gehen und darüber hinaus die Kommunen und die Schulverwaltungsämter anschreiben."

Auch als Sichtschutz verwendbar

Auch wenn der Gesundheitsschutz im Vordergrund steht, bewegt Frederik Flötotto noch ein anderes Motiv. „Wir wollen zeigen, dass die Unternehmer in OWL niemals den Kopf in den Sand stecken, sondern auch Krisen nutzen, um neue Produkte zu entwickeln."

Das „COVID 19-Shield" lässt sich freilich auch nach Corona verwenden. Als Arbeits- und Sichtschutz bei Klassenarbeiten und Prüfungen. Eine einhängbare Pappe gibt’s als Zubehör.