
Gütersloh. Ihre feuerroten Haare waren schon immer ihr Markenzeichen. Barbara Salesch ist wohl eine der bekanntesten Richterinnen Deutschlands. Und das obwohl ihre TV-Karriere mittlerweile schon knapp sieben Jahre zurückliegt. In mehr als 2.300 Sendungen von „Richterin Barbara Salesch" war die forsche, hartnäckige, aber stets liebenswürdige gebürtige Karlsruherin zu sehen. 2012 war dann Schluss.
Für Salesch die Chance, sich endlich wieder ihrer größten Leidenschaft zu widmen: der Kunst. „Ich habe tatsächlich nochmal studiert nach dem Fernsehen", sagt sie heute glücklich. Statt dem einst abgeschlossenen Jura-Studium standen dann damals plötzlich Farbmalerei und freie Malerei auf ihrem Plan. Sie probierte sich weiter aus – und entdeckte ihre Liebe zum Holzschnitt. Großflächig und farbenfroh musste es sein.
"Sonst langweile ich mich doch noch zu Tode"
Mittlerweile hat sich Barbara Salesch auch in der Kunstszene einen eigenen Namen gemacht. Sie lebt auf einem großen Hof in Petershagen und hat sich dort ihre Ateliers eingerichtet. Regelmäßig stellt sie ihre Werke in Galerien aus – in Deutschland, aber auch international. Jedes Jahr widmet sie sich einem neuen künstlerischen Thema. Sie braucht die Herausforderung. „Ansonsten langweile ich mich doch zu Tode", sagt sie und muss selbst ein bisschen schmunzeln.Ein großes Projekt, dessen Ergebnisse sie noch immer gerne mit zu Ausstellungen bringt, nennt sie selbst „Les Fleurs du Bien" – aber auch nur, „weil die Bilder ja irgendeinen Titel" brauchen, so die 69-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Mehr Farbe in Wartezimmern
Hinter dem Titel steckt eine Serie aus Holzschnitten und Ölzeichnungen, die Salesch mit einer ganz besonderen Intention vor knapp sechs Jahren anfertigte. „Mich haben schon immer die Wartezimmer von Arztpraxen gestört. Dort an den Wänden hängen häufig Plakate, auf denen man genau nachlesen kann, zu welchen Vorsorgeuntersuchungen man wieder nicht gegangen ist und was einem jetzt vermutlich droht. Das zieht einen doch schon vor dem Arzttermin runter." Ihr Plan: Die Warteräume müssen fröhlicher werden. Salesch experimentierte mit Formen, Farbe und Strukturen und fertigte 64 Einzelstücke an. Aus dieser Serie hat sie auch einige Exemplare mit nach Gütersloh gebracht.
Doch bis ein Bild der Ex-Richterin letztlich auch wirklich den Weg an die Wand eines Ateliers schafft, dauert es in der Regel einige Zeit. „Jedes Bild hängt erstmal als Test vier Wochen in meiner Küche. Da komme ich in jeder Stimmung durch." Und nur, wenn das Bild diese Test-Phase überstehe, sei es quasi akzeptiert. Es komme aber durchaus auch mal vor, dass sie Exemplare in den Müll schmeiße. Wenn gar nichts mehr zu retten sei.
"Bei der Haarfarbe bleibt das wohl auch nicht aus, oder?"
Seit Donnerstag richtet sich Salesch nun in Serpil Neuhaus’ Atelier in Gütersloh ein. Sie hat viele Werke mit dabei – Holzschnitte, Malereien, Zeichnungen. Und sie hat ganz genau im Blick, ob auch alles so hängt, wie sie sich das vorstellt. „Stopp, stopp. Das ist definitiv zu hoch", sagt sie in Richtung Neuhaus, die ebenfalls nochmal einen kritischen Blick wirft. Stimmt. Salesch weiß, was sie will.
Ob sie auch nach all den Jahren, die ihre aktive Fernseh-Karriere nun schon zurück liegt, noch auf der Straße angesprochen wird? „Na klar. „Bei der Haarfarbe bleibt das wohl auch nicht aus, oder?", sagt sie und lacht. Mittlerweile hat sich Barbara Salesch daran gewöhnt.