Angst vor dem Wolf: Die 10 wichtigsten Fragen und Fakten

Debatte: Das Tier steht im Fokus einer Bürgerversammlung in Schloß Holte-Stukenbrock.

Nach Angaben des Agrarministeriums gibt es in Deutschland gut 600 Wölfe.  | © Pixabay.com

Max Maschmann
27.01.2019 | 27.01.2019, 10:18

Bielefeld. Das Wolfsgebiet Senne wird in Schloß Holte-Stukenbrock zum Thema einer Bürgerversammlung. Die Bezirksregierung Detmold lädt am Montag, 28. Januar, alle  Bürger aus OWL in die Aula des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock ein. Mitarbeiter von Landesinstitutionen sowie der Bezirksregierungen aus Detmold und Münster stehen dort ab 17 Uhr als Ansprechpartner zur Verfügung. Vorher beantworten wir die zehn wichtigsten Fragen zum Thema Wolf.

Wann ist der letzte Wolf in NRW registriert worden? Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) hat zuletzt drei Nachweise auf einen Wolf im Wolfsgebiet Schermbeck (Kreis Wesel) bestätigt. Genetische Untersuchungen von Speichelproben hatten ergeben, dass ein Wolf in den Nächten vom 7. bis zum 9. Dezember sowie in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 2018 mehrere Schafe getötet hat.

Wo fühlt sich der Wolf in OWL heimisch? In der Bielefelder Senne. Neben Schermbeck ist es das zweite Wolfsgebiet in NRW, in dem Wölfe seit mehr als sechs Monaten regelmäßig gesichtet worden sind. Eine Wölfin ist in dem 922 Quadratkilometer großen Gebiet sesshaft. Das offizielle Wolfsgebiet Senne umgibt eine Pufferzone von 3.390 Quadratkilometern, in der ebenfalls Wolfssichtungen wahrscheinlich sind.

Wann beansprucht ein Wolf ein Gebiet als sein Territorium? Laut bundesweiten Kriterien gilt ein Wolf dann als territorial, wenn er sich über sechs Monate in einem Gebiet aufgehalten hat. Durchschnittlich sind solche Territorien in Deutschland etwa 200 bis 250 Quadratkilometer groß.

Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland? Nach Angaben des Agrarministeriums gibt es hierzulande gut 600 Tiere. Der Bestand wächstjährlich um 25 bis 30 Prozent, was alle drei bis vier Jahre eine Verdoppelung bedeutet. Erfreulich vor dem Hintergrund, dass der Wolf auch hierzulande lange gejagt worden war und seit Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet galt.

Warum ruft das Tier solche Ängste hervor? "Rational sind sie nicht erklärbar", sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann über jene Sorgen, die besonders Bewohner ländlicher Räume beschleichen. Er sieht sie in der Historie begründet. So soll der Wolf in der vorindustriellen Zeit auch Kinder angegriffen haben, teils mit Todesfolge. "Dadurch ist das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf entstanden."

Wie gefährlich ist der Wolf für den Menschen? Tatsächlich hat der Wolf am Menschen kein Interesse, er meidet dessen Nähe. Deshalb ist es auch in einem Gebiet, in dem die Tiere ihr Revier haben, unwahrscheinlich, dass man ihnen begegnet. Auch wenn der Wolf Menschen fernbleibt, kommt es dennoch vor, dass er Häuser, Autos oder Garagen streift.

Wie sollte man sich bei der Begegnung verhalten? Man sollte sich dem Wolf nicht nähern, versuchen ihn anzufassen oder zu füttern. Es ist ratsam, stehen zu bleiben und abzuwarten, bis das Tier sich von allein zurückzieht. Will man stattdessen selber den Abstand vergrößern, sollte man das nur langsam tun. Das Tier lässt sich in vielen Fällen auch dadurch vertreiben, dass man es mit Klatschen oder Winken auf sich aufmerksam macht.

Darf man den Wolf schießen? "Klares Nein", sagt Deitermann. Der Wolf steht unter Naturschutz und darf nicht geschossen werden. Die Unions-Fraktion im Bundestag hat im November aber ein Positionspapier vorgelegt, das sich für das Schießen der Tiere beim Überschreiten sogenannter "wolfsfreier Zonen" ausspricht. Hintergrund ist der Ärger von Landwirten darüber, dass in einigen Bundesländern immer mehr Nutztiere von Wölfen verletzt oder getötet werden.

Warum steht das Tier unter Artenschutz? Einerseits, so erklärt es Deitermann, mache die Seltenheit des Tieres dessen Schutz notwendig. Andererseits erfüllt der Wolf als Beutegreifer im Ökosystem eine wichtige Funktion. Er hält den restlichen Bestand gesund, indem er schwache und kranke Tiere frisst. Zur bevorzugten Beute zählen Reh, Rotwild und Wildschweine.

Gibt es Schadenersatzansprüche bei Nutztierschäden durch den Wolf? In fast allen Bundesländern ist inzwischen ein Wolfsmanagement etabliert, das vorsieht, die Halter von Nutztierbeständen durch finanziellen Ausgleich zu unterstützen. In NRW ist das über die Förderrichtlinie Wolf geregelt. Schaf- und Ziegenhalter stehen besonders im Fokus, da ihre Tiere häufig betroffen sind. Die aber halten die Summe für zu gering.